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Moderation von Gruppen

Wie kann man eingreifen?

Wer Besprechungen zielgerichtet leiten will, darf sich nicht darauf beschränken, das Thema inhaltlich zu beherrschen. Mindestens genauso wichtig ist der Gesprächsverlauf, den es zu steuern gilt. Von Monika Schleißing

Wie sich die Mitglieder von Gruppen verhalten, ist nicht vorhersehbar und nicht planbar. Wenn Besprechungen zum Ziel führen sollen, muss der Moderator genau wissen, wann er lenkend eingreifen muss – oder wissenschaftlicher ausgedrückt, wann er intervenieren muss. Der Bedarf an qualifizierten Gruppenleitern und Moderatoren steigt, weil sich die Arbeitswelt ändert und Teamarbeit angesagt ist.

Ein Gruppenleiter oder Moderator muss durch Interventionen steuern und gegensteuern. Diese Aufgabe beginnt schon vor der eigentlichen Besprechung, indem er Ort, Termin, Thema, Personenkreis, Ablauf und Arbeitsformen festlegt. Schon damit stellt er die Weichen dafür, ob der Termin mit einem Erfolg oder einem Misserfolg endet. Wird beispielsweise der Zeitraum zu kurz oder zu lang gewählt, kann dies die Stimmung der Teilnehmer ebenso negativ beeinflussen wie ein Termin, der sich mit anderen Aufgaben überschneidet.

Gruppendynamik

In aller Regel ist die Sachebene (also das Thema und der Inhalt der Besprechung) für den Moderator nicht das eigentliche Problem. Die Herausforderung liegt eher auf der Prozessebene und betrifft die Frage, wie die Gruppendynamik das Gespräch beeinflusst. Aufgabe des Gesprächsleiters ist es, das Veranstaltungsziel im Fokus zu behalten und notfalls gegenzusteuern.

Folgende Beispiele verdeutlichen die Notwendigkeit von Interventionen durch einen erfahrenen Moderator: In einem Workshop sitzt die Vertriebsmannschaft eines mittelständischen Unternehmens an einem Tisch und soll über sinnvolle und notwendige Funktionen einer neu einzuführenden Software für das Kundenbindungsmanagement (CRM) beraten. Gleich zu Beginn wird die Runde durch einen Mitarbeiter gestört, der über Sinn und Unsinn dieser Veranstaltung diskutieren möchte. Der Vertriebsmitarbeiter klagt über Zeitmangel und den enormen Zahlendruck, der auf ihm und den Kollegen lastet. Der Moderator, ein externer Software-Experte, muss reagieren, denn der Mitarbeiter kann die Gruppe mit seiner schlechten Stimmung anstecken.

Was tun? Die Situation birgt verschiedene Risiken: Zunächst einmal läuft man als Moderator Gefahr, sich auf den Störenden zu fokussieren und dabei die Gruppe außer Acht zu lassen. Grundsätzlich ist der Workshop aber für die Gruppe und nicht für einen Einzelnen gemacht. Es hat sich bewährt, den Blick vom Gesprächspartner abzuwenden und die Stimmung in der Gruppe wahrzunehmen. Aber Achtung: Interpretieren Sie nicht zuviel! Nicht jedes abwartende oder beobachtende Gruppenmitglied ist ebenfalls kritisch eingestellt.

Als externer Berater ist man zudem schnell in einer Zwickmühle: Thematisch passt der Einwand nicht zum angestrebten Veranstaltungsziel. Die Diskussion über interne Problemstellungen gehört aber nicht zum Auftrag, den der Kunde, in diesem Fall der Chef des Mitarbeiters, erteilt hat. Auch muss man sich als Spezialist fragen, ob man solchen firmeninternen Konflikten gewachsen ist und dies grundsätzlich fachlich abdecken kann und will. Da sich im Regelfall der Software-Experte nicht umfassend mit Konfliktmanagement auskennt, ist eine Rückkehr zum eigentlichen Themenblock unabdingbar.

Doch welche Intervention wählt man? Interventionen sind grundsätzlich personenbezogen. Nicht jeder kann also jede Interventionsform authentisch einsetzen. Es ist sinnvoll, sich ein individuelles Interventionsprofil zu erarbeiten, sodass man in kritischen Situationen souverän reagieren kann.

Im genannten Beispiel kann der externe Berater die Gruppe auffordern, ihre Einstellung zur Veranstaltung zu äußern. Damit gibt er die Problemstellung des Einzelnen an die Gruppe weiter. Diese Intervention kann gegensteuern, kann aber auch die Veranstaltung endgültig ins Wanken bringen. Kristallisiert sich heraus, dass es vor allem ein Problem des einen Teilnehmers ist, verführt die Situation zu einer sehr mächtigen Intervention: Der Software-Berater stellt dem Vertriebsmitarbeiter frei, ob er den Workshop verlassen will. Natürlich besteht hier die Gefahr, dass sich die Gruppe mit dem Teilnehmer verbündet.

Handelt es sich nicht um einen extern moderierten Workshop, sondern um eine interne Veranstaltung, ist die Problematik für den Gruppenleiter mindestens genauso prekär: Die Ursache für Störungen sind hier allerdings oftmals auf der zwischenmenschlichen Ebene zu suchen. Aber auch da gilt es, nicht wegzusehen, sondern aktiv zu intervenieren.

Nicht emotional handeln

Wird man als Moderator in Besprechungen von einem bestimmten Kollegen immer wieder mit scheinbar destruktiven Kommentaren konfrontiert, ist man versucht, in großer Runde nach der Motivation des Mitarbeiters zu fragen. Wer emotionsgeladen handelt, entscheidet sich nicht frei für eine Intervention. Sinnvoll wäre vielmehr, die Beziehungsangebote und das Potenzial der Kritik zu erkennen und als Bereicherung der Besprechungen zu nutzen.

Wer dann die grundsätzlichen Beweggründe des Mitarbeiters für sein Verhalten herausfinden will, sollte dies außerhalb des Meetings tun. Nicht selten stellt sich in einem solchen Fall heraus, dass der Kollege eigentlich hoch motiviert ist, aber sich zum Beispiel gerne selbst auf dem Posten des Moderators sehen würde. Darum nimmt er sein Handeln besonders kritisch unter die Lupe. Wenn es zu schwierigen, gar emotionsgeladenen Situationen kommt, kann sich auch eine der wirksamsten Interventionen empfehlen: Machen Sie eine Pause.

Autor/in: Monika Schleißing ,ist Marketing-Beraterin und Inhaberin der Netzwerk-Agentur koM_Munikation in Burgthann.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2012, Seite 40

 
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