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Afrika

Neue Hoffnung für den Kontinent

Lange galt die wirtschaftliche Lage in Schwarzafrika als aussichtslos. Doch nun verzeichnet eine Reihe von Ländern ein starkes Wachstum, viele Afrikaner schaffen den Sprung aus der Armut.

Die Hoffnung auf einen anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung in Schwarzafrika nimmt zu. Das machte die „Afrika-Roadshow – Geschäftschancen in Angola, Ghana, Kenia und Nigeria“ deutlich, die auch in Nürnberg Station machte. Die Leiter der Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in diesen Ländern erläuterten bei der Veranstaltung in der IHK, auf welche Chancen und Hemmnisse sich deutsche Unternehmen im Afrika-Geschäft einstellen müssen.

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und reich an Bodenschätzen. André Rönne vom Delegiertenbüro in Lagos berichtete, dass der Aufschwung seit Jahren anhalte. Das Trendbarometer bis 2015 zeige, dass dies auch in den nächsten Jahren so sein werde. Das Land sei kein Entwicklungsland mehr, sondern gehöre zu den „Emerging Markets“. Rönne übersieht aber nicht die Schwächen des Landes wie soziale Probleme, Korruption, Mängel in der Infrastruktur und Defizite bei der Ausbildung der jungen Bevölkerung.

In manchen dieser Problemfelder eröffnen sich aber auch Chancen für Engagements, dies gilt ebenso für die anderen drei vorgestellten Länder. Das deutlich kleinere Ghana punktet mit seiner Funktion als „Tor zu Westafrika“, wie Jan-Patrick Martens, der Leiter des Delegiertenbüros in der Hauptstadt Accra, berichtete. Er erwähnte in diesem Zusammenhang u.a. die guten Flugverbindungen und den leistungsfähigen Hafen. Die Wirtschaft in Ghana wuchs in den letzten Jahren auch deshalb so rasant, weil dort inzwischen ebenfalls Erdöl – wenn auch in kleineren Mengen – gefördert und exportiert wird. Die deutschen Investitionen in Ghana sind laut Martens jedoch „ein Trauerspiel“ und entsprächen nicht dem Potenzial des Landes. Dieser Aussage schlossen sich auch seine Kollegen bezüglich der anderen drei Länder an und verwiesen dabei auf die sehr starke Position der chinesischen Konkurrenz. Die Referenten forderten deshalb die deutsche Wirtschaft unisono dazu auf, Schwarzafrika stärker in den Blick zu nehmen.

Speziell in Kenia gebe es aktuell gute Chancen für ein Engagement deutscher Unternehmen, meinte Ingo Badoreck, der Leiter des im September eröffneten Delegiertenbüros in Nairobi. Dies gelte insbesondere wegen der geplanten Dezentralisierungs- und Investitionsprogramme der Regierung, die in den Bereichen Infrastruktur, Tourismus, Energiegewinnung und Gesundheitswesen für wirtschaftliche Impulse sorgen dürften. In Kenia wie auch insgesamt in Ostafrika entwickeln sich außerdem die Telekommunikationsbranche sowie Verkehrswesen und Logistik zu wichtigen Trägern des Wachstums.

Angola ist immerhin die siebtgrößte Volkswirtschaft in Afrika, wie Ricardo Gerigk, der Leiter des Delegiertenbüros in Luanda, berichtete. Sie verzeichnet ein starkes Wirtschaftswachstum, das u.a. auf der Agrarwirtschaft und – ebenso wie in Nigeria und Ghana – auf den Erdöl- und Gasvorkommen basiert. In Deutschland werde über Angola jedoch meist zu negativ berichtet und der Blick einseitig auf Bürokratie, Korruption und hohe Kosten gerichtet. Deutsche Unternehmen sollten sich deshalb – wie überall in Afrika – auf jeden Fall selbst ein Bild vor Ort machen, um die Investitionsmöglichkeiten und -hindernisse realistisch einschätzen zu können. Genutzt werden sollten zudem die Informationen und Beratungsangebote der deutschen Auslandshandelskammern bzw. Delegiertenbüros.

Neue Mittelschicht wächst heran

Einen grundsätzlich positiven Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den Ländern südlich der Sahara warf Martin Kalhöfer, Bereichsleiter Afrika bei German Trade and Invest (GTAI). Die Gesellschaft wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert, arbeitet eng mit den deutschen Auslandshandelskammern zusammen und konzentriert sich auf die Felder Außenwirtschaft und Standort-Marketing. Es sei zu beobachten, dass Schulden und Inflation in der Region zurückgehen. Zu den beachtenswerten Trends zählt Kalhöfer die zunehmend selbstbewusste junge Bevölkerung und die neue Mittelschicht, die sich in den Städten bilde. Ähnlich wie Rönne schätzt er, dass jedes Jahr etwa fünf Mio. Afrikaner den Sprung in die Mittelklasse schaffen, was die Geschäftschancen für die Anbieter von Konsumartikeln verbessere.

Antoine Gnofame, Inhaber der Münchner Unternehmensberatung Gnofame Partnership Management, wies auf das besondere Einkaufsverhalten afrikanischer Firmen hin: Afrikaner kaufen ein Produkt nicht aus dem Katalog, sondern wollen dieses vorher sehen. Deshalb rät er, Produkte etwa in einer Lounge vor Ort auszustellen. Außerdem warnte Gnofame davor, preislich mit Produkten aus China mithalten zu wollen. Für deutsche Produkte, die in Afrika ein hohes Ansehen genießen, ließen sich auch angemessene Preise erzielen.

Dr. Marcus Felsner von der Nürnberger Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner empfahl, beim Engagement in Afrika keine deutschen Maßstäbe anzusetzen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien teilweise schwierig, dies gelte bei den vorgestellten Ländern vor allem für Nigeria und Angola. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Wachstumsraten bestehe aber die Chance, dass vorhandene Risiken durch einen hohen „Return of Investment“ belohnt würden.

Wie sich die Risiken des Markteinstiegs begrenzen lassen, erläuterte René Kienast von der Euler Hermes AG Deutschland. Für alle vier Länder, die bei der Roadshow vorgestellt wurden, seien Hermesdeckungen – also Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland – möglich. Vor wenigen Wochen sei etwa Angola von der Länderkategorie 6 in die Kategorie 5 hochgestuft worden. Damit hätten sich die Prämien für die Absicherung von Exportgeschäften dorthin verringert.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2012, Seite 20

 
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