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IHK-Anerkennungsberatung

Bilanz nach einem Jahr

Am 1. April 2012 ist das Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG), kurz Anerkennungsgesetz, in Kraft getreten. Die Zulassungsstelle IHK Fosa und die Anerkennungsberatung der IHK Nürnberg haben seitdem eine Vielzahl von Anträgen erfolgreich bearbeitet.

Seit einem Jahr haben alle Fachkräfte mit im Ausland erworbenen Qualifikationen den Anspruch, diese auf Gleichwertigkeit prüfen zu lassen. Dafür wird ein sogenannter Referenzberuf zum Vergleich herangezogen. Diese Möglichkeit besteht für alle aktuellen bundesrechtlich geregelten Berufe. Neben dem Abschluss wird für die Anerkennung aber auch die Berufserfahrung des Antragstellers berücksichtigt.

Für die Berufe im Zuständigkeitsbereich der IHKs erfolgt das Verfahren deutschlandweit über eine zentrale Stelle, die IHK Fosa in Nürnberg. Hier gingen seit der Gründung knapp 2 300 Anträge ein. Von den 812 Fällen, über die bisher entschieden wurde, wurden 565 Anträge als voll gleichwertig beschieden; die übrigen rund 30 Prozent wurden als teilweise gleichwertig deklariert.Um die Chancen einer Anerkennung im Vorfeld auszuloten, wurde bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken eine gesonderte Beratungsstelle eingerichtet.

Anerkennungsberater Alexander Friedrich ist Ansprechpartner in allen Fragen zum BQFG: Er kennt die notwendigen Unterlagen für die Antragstellung und unterstützt bei der Suche nach dem passenden Referenzberuf. Wurde die Gleichwertigkeit nur teilweise bescheinigt, hilft der Berater Lösungen zu finden, wie die fehlenden Lerninhalte erworben werden können. Das Beratungsangebot besteht nicht nur für Einzelpersonen: Der Anerkennungsberater informiert auf Wunsch auch die gesamte Belegschaft eines Unternehmens.

Die Antragsteller, die von Friedrich beraten wurden, kamen aus 69 Ländern, vor allem aus Rumänien, Polen, Russland und der Türkei. Die Mehrheit der Antragsteller ist zwischen 27 und 42 Jahre alt und somit in einem Alter, das vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels für die Betriebe in der Region besonders interessant ist. Besonders großes Interesse bestand für Berufe im kaufmännischen und technischen Bereich, wie Elektro- und Metalltechnik und Bürokommunikation. Etwa 600 Menschen in Mittelfranken haben bisher von dem Beratungsangebot Gebrauch gemacht.

So auch Tatjana Kazikova aus Russland, die von der IHK Fosa nun die volle Gleichwertigkeit als Kauffrau für Marketingkommunikation bescheinigt bekam. „Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Weg zu gehen“, so die gebürtige Russin. Kazikova, die vor zwei Jahren nach Deutschland kam, hat in Russland ein Marketingstudium abgeschlossen und macht derzeit eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten. Ginge es nach ihrem Chef, könnte sie die Ausbildung abbrechen, denn einen Abschluss hat sie durch die Anerkennung nun bereits in der Tasche. Ein Abbruch kommt für sie aber nicht in Betracht: „Man muss sich immer weiterbilden“, sagt Kazikova.

Anerkennung als Chance

Auch das Leben des aus dem Irak stammenden Jouhar Gheni hat sich durch die Anerkennung verändert: Nach seiner Ausbildung zum Maschinist hat er im Irak im Betrieb der Familie als Goldschmied gearbeitet, 2001 kam nach Deutschland. Hier arbeitete er sechs Jahre im gleichen Unternehmen, zunächst als Hilfs-Hausmeister, dann als Schlosser und schließlich übte er die Tätigkeit eines Maschinen- und Anlagenführers aus. Gheni wurde jedoch weiterhin als Hilfskraft bezahlt.

Durch die Wirtschaftskrise verlor er seinen Arbeitsplatz. Während der Arbeitslosigkeit verbesserte er seine Deutschkenntnisse und übte verschiedene Hilfsjobs aus. Über eine Freundin erfuhr er vom Anerkennungsgesetz und stellte nach umfangreicher Beratung durch die IHK Nürnberg für Mittelfranken den Antrag. Die IHK Fosa hat ihm nun die volle Gleichwertigkeit zum Maschinen- und Anlagenführer bescheinigt. Durch diese Anerkennung erhielt er die Möglichkeit, an einer Qualifizierungsmaßnahme in CNC-Technik teilzunehmen. „Danach habe ich gute Chancen, endlich eine qualifizierte Tätigkeit zu bekommen“, so Gheni.         

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2013, Seite 23

 
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