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Fuhrpark

Wie bringt man die Flotte auf Kurs?

Der Kostendruck wird beim Fuhrpark-Management weiter steigen. Immer größere Bedeutung bekommen zudem die Aspekte Umweltschutz und Mitarbeitermotivation.

Das Thema Kosten steht bei allen Flotten-Managern im Mittelpunkt, wenn sie nach den wichtigsten Einflussfaktoren auf ihre Arbeit befragt werden. Sie erwarten mittelfristig weiterhin einen massiven Druck zur Kosten- und Prozessoptimierung. Das bestätigt die CAR-Studie „Trends im Fuhrpark-Management”, die im Auftrag des Verbandes der markenunabhängigen Fuhrparkmanagementgesellschaften (VMF) durchgeführt wurde. Demnach wird die Kostensituation einer Fahrzeugflotte vor allem durch steigende Treibstoffpreise belastet. Fachleute gehen aber auch von weiteren Steuererhöhungen und Zusatzkosten durch politische Entscheidungen (z.B. mögliche Pkw-Maut oder Abgaben bezogen auf die Kohlendioxid-Emissionen) aus. Dem VMF zufolge sind Entscheidungen rund um den Fuhrpark mittlerweile meist so komplex, dass selbst bei kleineren Flotten ein Bedarf an einer weiteren Professionalisierung des Fuhrpark-Managements besteht.

Allein 93 Prozent aller Geschäftsführer in Deutschland haben laut des Beratungsunternehmens Kienbaum einen Dienstwagen, der im Durchschnitt mit 50 000 bis 70 000 Euro zu Buche schlägt. Dazu kommen weitere Firmenwagen für Führungskräfte oder Transporter für das Tagesgeschäft. Jedes Jahr ordern die Einkäufer von Firmenfahrzeugen mehr als 600 000 Neufahrzeuge. So hat zum Beispiel die NürnbergMesse nicht nur Dienstwagen für die Geschäftsleitung, sondern auch Pool-Fahrzeuge für Mitarbeiter, um auswärtige Termine wahrzunehmen. Zu diesen 28 Pkws kommen 18 Sonderfahrzeuge, Zweisitzer mit kleiner Lagerfläche für den Verkehr in den Hallen plus 26 Elektro-Roller. Bislang war jede Beschaffung ein Einzelakt, je nach Marke, Größe und Typ wurde individuell mit einem Anbieter verhandelt. Nun werde überlegt, ob eine einheitliche Lösung mit nur einem Dienstleister, der zentral alle Service- und Handlingsaufgaben übernimmt, sich als Alternative rechne.

Bei der Nürnberger Datev betreut eine 13-köpfige Abteilung rund 800 Fahrzeuge. Zu den 750 Außendienst-Pkws kommen 50 Wagen für die Zentrale, zehn Lkws sowie fünf Transportbusse, die im 20-Minuten-Takt die Standorte im Großraum verbinden. Außerdem werden zwei Elektrofahrzeuge getestet, mit dem Fahrrad-Verleihsystem NorisBike wurde ein spezieller Datev-Tarif ausgehandelt. Bis auf die einheitlichen Lkws konnten Dienstwagennutzer im Rahmen ihres Budgets frei nach Marke und Ausstattung wählen. Für die Datev stehen beim Fuhrpark insbesondere die Energieeffizienz sowie der vermiedene Ausstoß von Abgasen und Schadstoffen im Mittelpunkt. Für einen sparsameren Verbrauch zahlt die Datev einen weiteren Budgetzuschuss, denn dadurch fallen die Kosten für den Arbeitgeber geringer aus. Zuletzt sank der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch der Datev-Flotte von 7,8 auf 7,2 Liter pro 100 Kilometer Fahrstrecke.

Belohnungssysteme für Mitarbeiter

Mit diesem Ansatz liegt die Datev im Trend: Die erwähnte CAR-Studie hat Belohnungssysteme zur langfristigen Kostensenkung als zunehmend wichtigen Bestandteil des Flotten-Managements identifiziert. Wer etwa besonders sparsam fährt oder sich für einen kleineren Dienstwagen entscheidet, kann beispielsweise den nicht ausgeschöpften Teil des persönlichen Mobilitätsbudgets für eine Lebensversicherung nutzen. Mit solchen Modellen wollen die Betriebe laut Studie darauf reagieren, dass das Auto bei jungen Städtern nicht mehr ganz die Statusbedeutung hat, wie es bei der Elterngeneration der Fall ist. Für diese Mitarbeiter können eine alternativ vom Arbeitgeber angebotene BahnCard und der Zugriff auf einen flexiblen Fahrzeug-Pool des Unternehmens einen größeren Anreiz darstellen als ein persönlich zugeordneter Dienstwagen.

Flexible Leasing-Verträge

Auch an die Leasing-Gesellschaften stellen die Manager höhere Anforderungen. Großes Interesse besteht laut den Ergebnissen der CAR-/VMF-Trendstudie an dynamischen Leasing-Verträgen mit variablen Laufzeiten und Laufleistungen. Diese offene Art der Vertragsgestaltung bietet mehr Flexibilität, wenn bei Vertragsabschluss nicht genau abgeschätzt werden kann, wie hoch die Jahresfahrleistung ausfallen wird. Hierzu wären Verträge nötig, die Restwert- und Kilometervertrag kombinieren. Die Verantwortlichen hätten hierbei wie beim Kilometervertrag kein Restwertrisiko zu tragen, könnten das Fahrzeug aber bei guten Bedingungen am Gebrauchtwagenmarkt früher zurückgeben und somit von niedrigeren Leasing-Raten profitieren

In der Praxis sei aber grundsätzlich zu bemängeln, dass Flotten-Manager keine klare Arbeitsplatz- und Aufgabenbeschreibung haben, konstatiert das Branchenmagazin „Firmenauto“. Dabei sei diese mehr als sinnvoll, schon wegen der Komplexität der Aufgaben, aber auch angesichts der Verantwortung, die auf den Schultern des Fuhrpark-Managers lastet. Zudem wandele sich das Berufsbild hin zu einem Mobilitäts-Manager, der nicht nur für den Bestand der Fahrzeuge, sondern für alle Prozesse rund um die betriebliche Mobilität verantwortlich ist. Also dafür, dass Mitarbeiter unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte von A nach B kommen.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2013, Seite 38

 
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