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VR-Banken in Mittelfranken

Klage über verzerrten Wettbewerb

Die Vertreter der mittelfränkischen Genossenschaftsbanken sind auf die Notenbanken und auf die Politik schlecht zu sprechen. Die Vorgabe, den Mitbewerbern die eigenen 402 Geldautomaten zu günstigsten Tarifen anbieten zu müssen, wird von Verbandspräsident Manfred Geyer aus Ansbach als Wettbewerbsverzerrung scharf kritisiert. Für seinen Stellvertreter Dr. Konrad Baumüller aus Erlangen steht fest: „Andere wollen unser Netz nutzen, um sich selbst Kosten zu ersparen.“

Auch bei der Geldversorgung sehen sich die VR-Banken über Gebühr belastet. Dies sei eigentlich Kerngeschäft der Bundesbank, die ihre Aufwendungen jedoch durch Filialschließungen senke. So habe die genossenschaftliche Finanzgruppe 40 eigene Münzdepots einrichten müssen, um die Versorgung sicherzustellen. Ebenso habe die Bundesbank das Cash-Recycling, d.h. die Überprüfung der Banknoten auf Falschgeld und Funktionsfähigkeit, verstärkt auf die örtlichen Banken übertragen. Alle Kreditgenossenschaften hätten deshalb hohe Nachrüstkosten für Geldautomaten und -zählmaschinen tragen müssen.

Der Wettbewerb werde inzwischen massiv gestört, so Geyer. Die Konditionen von Direktbanken, die in einem Industriegebiet sitzen, könne man nicht vergleichen mit denen einer VR-Bank, die Dutzende von Filialen in den Städten und auf dem Land unterhält. Staatlich gestützte oder mit Staatsgarantien ausgestattete Banken lockten mit „Mondkonditionen“. Geyer: „Was dabei oft übersehen wird, ist, dass der vermeintliche Zinsvorteil vom Steuerzahler getragen wird.“

Zudem werde die Einlagensicherheit bei den Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen durch eigene Systeme garantiert. Zahlreiche andere Banken würden sich die Kosten dafür sparen. Die Kehrseite: „Schnäppchenjagd und Zins-Hopping könnten sich bei einer Bankpleite böse rächen und die Sparer völlig leer ausgehen.“ Auf Dauer sei es, so Geyer, eine Milchmädchenrechnung, wenn man Risiken und Folgekosten eines Geschäftsmodells nicht mit einkalkuliere.

Angesichts dieser Problemfelder rückten beim Pressegespräch die Zahlen und Daten für das Geschäftsjahr 2012 etwas in den Hintergrund. Die Bilanzsumme aller 28 mittelfränkischen Genossenschaftsbanken hat sich um rund drei Prozent auf 11,6 Mrd. Euro erhöht. Das Kreditgeschäft wuchs vor allem wegen der hohen Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen um über fünf Prozent, aber auch Investitionen in erneuerbare Energien trugen dazu bei.

Die Kundeneinlagen bei den genossenschaftlichen Banken in Mittelfranken stiegen um knapp zwei Prozent an, das Plus bei den außerbilanziellen Einlagen fiel mit sieben Prozent deutlich stärker aus, was u.a. an einem dynamischen Geschäft mit Lebensversicherungen und Bausparverträgen lag.

Unter dem Strich führten eine rückläufige Zins- und Provisionsspanne, sinkende Kosten und die Auflösung von Risikovorsorge zu einem bereinigten Ergebnis vor Ertragssteuern in Höhe von 1,37 Prozent (157 Mio. Euro). Damit wurde der Wert von 2011 um 0,47 Prozentpunkte übertroffen, was allerdings auch an einem Sondereffekt beim Wertpapiergeschäft lag.

Die Kerneigenkapitalquote habe sich um knapp elf Prozent erhöht, womit bereits die scharfen Anforderungen von Basel III erfüllt würden. Derzeit betreuen die Volks- und Raiffeisenbank im Regierungsbezirk Mittelfranken mit fast 3 300 Mitarbeitern über 441 000 Girokonten. Mit fast 270 000 Mitgliedern (plus 8 500) sieht Geyer seinen Verband als eine der größten Mitgliederorganisationen in Mittelfranken.

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2013, Seite 81

 
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