Telefon: +49 911 1335-1335

Südafrika

Gute Hoffnung am Kap

Das Land mit seinen über 50 Mio. Einwohnern hat sich in die Riege der aufstrebenden Schwellenländer vorgearbeitet.

Das südlichste Land Afrikas, zwischen zwei Meeren gelegen und mehr als dreimal so groß wie Deutschland, hat sich zur stärksten Wirtschaftsmacht des Kontinents entwickelt. Vor 25 Jahren war die Wirtschaft Südafrikas vor allem von Bergbau und Landwirtschaft geprägt. Während diese Bereiche damals über 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachten, liegt der Schwerpunkt heute viel stärker auf der verarbeitenden Industrie und dem Dienstleistungssektor. Die Landwirtschaft trägt derzeit nur noch etwa 2,5 Prozent zum BIP bei.

Ausbau der erneuerbaren Energien

Der Bergbau spielt dagegen immer noch eine bedeutende Rolle. Südafrika verfügt beispielsweise über riesige Vorkommen an Platin, Gold, Kohle, Eisenerz, Mangan und Diamanten. Experten der Bayerischen Landesbank schätzten 2012 den Wert dieser Bodenschätze auf mehr als 14 Billionen US-Dollar und damit höher als in irgendeinem anderen Land der Welt. Aufgrund mangelnder Energielieferungen und wiederkehrender wilder Streiks können diese Schätze jedoch nicht wie erhofft gehoben werden.

In einem starken Wandel begriffen ist die Energiewirtschaft, die wegen des steigenden Bedarfs für das Vorankommen des Landes immer wichtiger wird. Nachdem entsprechende Investitionen jahrelang verschleppt wurden, setzt die Regierung inzwischen außer auf Atomkraft auch auf erneuerbare Energien. Bis 2030 sollen rund 40 Prozent des Energiebedarfs aus Sonne, Wind und Biomasse gewonnen werden. Dieses ehrgeizige Ziel eröffne Unternehmen aus Deutschland gute Chancen, so Christian Hartmann, Afrika-Experte bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Große Infrastrukturprojekte

Der „National Development Plan“ der südafrikanischen Regierung sieht bis 2030 auch staatliche Investitionen in 18 riesige Infrastrukturprojekte vor, für die insgesamt etwa 330 Mrd. Euro veranschlagt werden. Das dürfte auch der südafrikanischen Baubranche neuen Auftrieb geben, die schon seit längerem in einem Konjunkturtal verharrt. Einen bereits langjährigen Wandel zum Besseren hat dagegen die südafrikanische Kfz-Branche vollzogen, deren frühere Importabhängigkeit einer verstärkten Produktion im eigenen Land gewichen ist. Inzwischen gilt die südafrikanische Kfz-Industrie als Motor für ganz Afrika, wozu internationale Automobilhersteller wie etwa Volkswagen, Daimler und BMW mit ihren Produktionsstandorten entscheidend beigetragen haben.

Der wirtschaftliche Wandel in Südafrika hat unter anderem bewirkt, dass das BIP seit 1994 – als die Schranken der Apartheid fielen und demokratische Strukturen eingeführt wurden – fast jedes Jahr deutlich zunahm. 2012 stieg es zwar nur noch um 2,5 Prozent, erreichte damit aber in der Summe rund 400 Mrd. US-Dollar, womit Südafrika die mit Abstand größte Volkswirtschaft Afrikas ist.

Dazu hat auch die Dynamik des Außenhandels einen wichtigen Beitrag geleistet. So hat die EU unmittelbar nach der demokratischen und gesellschaftlichen Öffnung Vereinbarungen mit Südafrika abgeschlossen, die den Handel erleichtern. Sie sahen den schrittweisen Abbau der Zölle bis auf einige Ausnahmen vor – ein Ziel, das nach EU-Angaben im Jahr 2012 auch erreicht wurde. Diese Verträge verbesserten die Wettbewerbssituation der Europäer gegenüber den USA und Japan entscheidend, was sich in den Statistiken nachvollziehen lässt: Vom gesamten Handelsumsatz Südafrikas entfiel im Jahr 2011 rund ein Drittel auf die EU, was die Europäer zum wichtigsten Handelspartner machte. Innerhalb der EU steht Deutschland nach Großbritannien mit einem Jahresumsatz von rund 14 Mrd. Euro an zweiter Stelle der Partnerländer. Vor allem Kraftfahrzeuge, Kfz-Teile, Maschinen und chemische Erzeugnisse werden von deutschen Unternehmen an südafrikanische Geschäftspartner geliefert.

Auch bei den Direktinvestitionen sind europäische Unternehmen, insbesondere deutsche, vorne mit dabei: 2011 betrug laut südafrikanischer Statistik der Bestand deutscher Direktinvestitionen etwa 6,5 Mrd. Euro, rund 600 deutsche Firmen mit über 90 000 Beschäftigten sind vor Ort. Aus der Region Nürnberg sind beispielsweise die Emuge-Werk Richard Glimpel GmbH & Co. KG aus Lauf und die Friedrich-W. Dauphin GmbH & Co. präsent. Der Hersteller von Bürostühlen mit Sitz in Offenhausen produzierte 2012 laut Geschäftsführer Dr. Jochen Ihring in Johannesburg über 42 000 Büro- und Besucherstühle.

Soziale Probleme

Das Engagement deutscher Unternehmen trägt dazu bei, dass sich die Arbeitslosenquote von offiziell 24 Prozent (2012) zumindest nicht wesentlich verschlechtert. Neben der hohen Arbeitslosigkeit türmen sich im Land am Kap jedoch noch weitere Probleme auf, die sich als Hemmnisse für ein Engagement ausländischer Unternehmen erweisen können. Stark beeinträchtigt wird der Alltag durch die vielen sozialen Proteste und die besorgniserregend hohe Kriminalität. Sie haben ihre Ursache in der großen sozialen Kluft, denn trotz des Wirtschaftswachstums lebt ein großer Anteil der Bevölkerung weiter in tiefer Armut.

Dennoch bietet das Land, das auch als „Regenbogennation“ bezeichnet wird, viele Anreize für ausländische Investoren. Nicht nur die staatlichen Förderungen verschiedener Art locken, auch die Mittelschicht wächst, wenn auch langsam. Die multikulturelle Gesellschaft sorgt für Dynamik und Internationalität. Das kommt nach Worten von Ulrike Brückner, Rechtsanwältin bei der Nürnberger Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner, vor allem ausländischen Unternehmer entgegen, die mit dem vielsprachigen und multiethnischen Erbe des Landes gut umgehen können.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2013, Seite 16

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick