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Siemens

Gewinn bleibt unter der Zielmarke

Die 362 000 Mitarbeiter der Siemens AG erzielten im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013 (Stichtag 30. September) weltweit einen Umsatz von 75,9 Mrd. Euro und einen Gewinn von 4,2 Mrd. Euro.

Mit diesen Zahlen setzte der Technologiekonzern den Schlusspunkt unter ein turbulentes Geschäftsjahr: Nach zwei gekappten Gewinnprognosen musste Peter Löscher im Sommer seine Position als Vorstandsvorsitzender räumen. Seine Nachfolge trat am 1. August der bisherige Finanzchef Joe Kaeser an. Der neue Siemens-Chef war 99 Tage im Amt, als er mit Finanzvorstand Ralf Thomas in Berlin auf der Bilanzpressekonferenz die Eckdaten des vergangenen Geschäftsjahres präsentierte.

Joe Kaeser nahm in seiner Rede gleich eine Bewertung vorweg: „Können wir damit zufrieden sein? Leider nicht wirklich!“ Der Grund für diese verhaltene Einschätzung: Der Gewinn nach Steuern aus fortgeführten Aktivitäten von 4,2 Mrd. Euro blieb um 400 Mio. Euro hinter dem Vorjahreswert zurück, hat aber immerhin die Marke von vier Mrd. Euro überboten.

Auf diesen Wert war das Ziel für das Geschäftsjahr 2013 korrigiert worden; ursprünglich sollte der Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten in einer Bandbreite zwischen 4,5 und fünf Mrd. Euro liegen. Der Umsatz ging im Geschäftsjahr 2013 um ein Prozent auf 75,9 Mrd. Euro zurück. Als Gründe für diese Entwicklung nannte der Siemens-Vorstand u.a. den rückläufigen Auftragseingang sowie ein schwieriges Marktumfeld, das insbesondere die kurzzyklischen Geschäfte des Unternehmens in Mitleidenschaft zieht.

Größter Arbeitgeber in Mittelfranken

In Deutschland zählt der Technologiekonzern zum Stichtag 30. September 2013 rund 118 000 Mitarbeiter. Mit rund 35 000 Beschäftigten in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Forchheim ist Siemens mit Abstand der größte Arbeitgeber in Mittelfranken; Erlangen ist mit 25 000 „Siemensianern“ der größte Standort weltweit. Dort befinden sich auch die „Headquarters“ der Sektoren Medizintechnik, Energie und Industrie. Lediglich der 2011 geschaffene Sektor Infrastruktur & Städte wird von München aus gesteuert.

Das Ergebnis „Summe Sektoren“ lag im Geschäftsjahr 2013 bei 5,8 Mrd. Euro und damit rund 20 Prozent niedriger als im Vorjahr. Bei diesem Rückgang schlugen die „Transaktionskosten“ für das Effizienzprogramm „Siemens 2014“ zu Buche, die sich im Geschäftsjahr 2013 auf rund 1,3 Mrd. Euro bezifferten. „Siemens 2014“ war 2012 mit dem Ziel beschlossen worden, konzernweit sechs Mrd. Euro einzusparen und die „Profitabilitätslücke zum Wettbewerb“ zu schließen. Im Rahmen dieses Programms sollen konzernweit 15 000 Stellen abgebaut werden.

Bilanz der Siemens-Sektoren 2013

Die Entwicklung der vier Siemens-Sektoren verlief im Geschäftsjahr 2013 sehr unterschiedlich. Hier gebe es „viel Licht und Schatten“, wie Siemens-Chef Kaeser erklärte. Die Medizintechnik steuerte mit zwei Mrd. Euro den größten Betrag zum Ergebnis „Summe Sektoren“ bei. Der Auftragseingang verzeichnete – bereinigt von Währungs- und Portfolioeffekten – ein Plus von vier Prozent; der Umsatz wurde um zwei Prozent auf 13,6 Mrd. Euro gesteigert. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres legte der Auftragseingang sogar um zehn Prozent zu. Demnach ist zu erwarten, dass die Erfolgsgeschichte des Sektors im Geschäftsjahr 2013 fortgeschrieben wird.

Weniger Grund zur Freude bietet die Bilanz des Sektors Industrie. Sein Ergebnis lag im Geschäftsjahr 2013 bei 1,5 Mrd. Euro und damit um 40 Prozent unter dem Vorjahreswert. Beim Auftragseingang verzeichnete der Sektor einen bereinigten Rückgang von drei Prozent und beim Umsatz von vier Prozent auf 18,6 Mrd. Euro. Allerdings zeigen die Zahlen des vierten Quartals des Geschäftsjahres 2013 einen Aufwärtstrend: Beim Auftragseingang war ein Plus von acht Prozent zu verbuchen.

Mit knapp zwei Mrd. Euro hat der Sektor Energie das Ergebnis des Vorjahres um drei Prozent übertroffen. Der Auftragseingang legte bereinigt um acht Prozent zu. Der Umsatz bezifferte sich im Geschäftsjahr 2013 auf 26,6 Mrd. Euro, das entspricht einem Minus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Sektor Infrastruktur & Städte erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Ergebnis von 306 Mio. Euro; im Vorjahr waren es 1,1 Mrd. Euro. Als Gründe für diesen drastischen Rückgang führt der Siemens-Vorstand neben den Aufwendungen für das Programm „Siemens 2014“ Projektbelastungen und Wertberichtigungen an. Der Umsatz des Sektors lag bei 17,9 Mrd. Euro und damit bereinigt um ein Prozent höher als im Vorjahr. Einige Großaufträge erhöhten den Auftragseingang des Sektors um 28 Prozent.

Konzentration auf Kerngeschäft

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde das Ergebnis nicht nur durch die Kosten für das Programm „Siemens 2014“ geschmälert, sondern auch durch hohe Sonderbelastungen: Das Aus für die Solarsparte, Verzögerungen bei der Auslieferung von Zügen sowie Schwierigkeiten bei der Anbindung von Offshore-Windparks ans Stromnetz haben sowohl dem Image als auch dem Gewinn geschadet. „Das muss aufhören“, forderte Finanzvorstand Ralf Thomas und stellte fest: „In der jüngeren Vergangenheit war unser Risikoappetit offensichtlich zu groß.“ Ein verbessertes Risikomanagement soll hier Abhilfe schaffen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat sich Siemens von einigen Geschäftsfeldern getrennt: Osram wurde Anfang Juli an die Börse gebracht. Den Anteil am Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks hat Siemens an den finnischen Partner verkauft. Teile des Wassergeschäfts wurden an den US-Investor AEA veräußert.

Der Verkauf des Bereichs Gepäck-Sortieranlagen und Postautomatisierung steht noch auf der Agenda, davon sind über 300 Mitarbeiter am Standort Nürnberg betroffen. Siemens-Chef Kaeser erklärte, auch weiterhin durch aktives Portfolio-Management die Kernaktivitäten des Unternehmens stärken zu wollen. Allerdings machte er deutlich: „Es geht aber nicht nur um Kaufen und Verkaufen, das ist kein Wert an sich. Wir wollen und werden Geschäfte nicht einfach so abgeben, nur weil sie nicht gut laufen. Wir müssen auch wieder Dinge selbst in Ordnung bringen.“          

 

 

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2013, Seite 58

 
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