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Güterverkehrszentrum Nürnberg

Logistik-Riesen bauen auf den Hafen

Zwei große Investitionen stärken den Nürnberger Hafen: Schenker und Kühne + Nagel haben neue Logistikzentren eingeweiht.

Zwei bisher im Stadtgebiet verteilte Standorte hat DB Schenker Logistics auf ein 54 000 Quadratmeter großes Grundstück an der Bremer Straße im Güterverkehrszentrum Nürnberg (GVZ) konzentriert, wo sie umfangreiche Logistikleistungen anbieten kann. Die Kunden bekämen durch den neuen Standort zu Lande, zu Wasser und in der Luft einen schnelleren Zugang zu weltweiten Wachstumsmärkten, so Vorstandsvorsitzender Dr. Hansjörg Rodi.

Durch die Zunahme des internationalen Handels würden Lösungen mit mehreren Verkehrsträgern immer stärker nachgefragt. Deshalb gelte es, Prozesse solcher intermodalen Lösungen immer weiter zu verbessern und deren Effizienz zu steigern, erklärte Andreas Kaltschmid, Geschäftsstellenleiter Luft/Seefracht.

Bereits zum Jahreswechsel hatten 380 Mitarbeiter der Schenker Deutschland AG das für rund 25 Mio. Euro neu gebaute Logistikzentrum am Hafen bezogen. Besonderheiten des Objekts sind u.a. die umweltfreundliche Beheizung über eine Geothermie-Anlage, die Gabelstapler, die mit modernster Lithium-Ionen-Batterietechnik fahren, und ein eigens eingerichtetes Eltern-Kind-Büro mit zwei Arbeitsplätzen.

Ein weiteres Großprojekt am Nürnberger Hafen ist das neue Logistikzentrum der Kühne + Nagel KG. Es umfasst eine Umschlags- und Logistikfläche von rund 30 000 Quadratmetern. Für rund 30 Mio. Euro wurde die Anlage über ein Investorenmodell mit dem internationalen Projektentwickler Goodman realisiert.

Klaus-Michael Kühne, Mehrheitsgesellschafter und Enkel des Gründers, erinnert sich noch an die „holprige Übernahme“ der Spedition Fein in der Nürnberger Innenstadt in den 1960er Jahren. Vor 40 Jahren wurde dann der Standort in der City an den damals gerade eröffneten Nürnberger Hafen verlegt. Zu den Kunden der ersten Stunde zählten beispielsweise Siemens und Playmobil. Für General Electric wurde die zentrale Ersatzteillogistik vom Hafen aus gesteuert.

Das wachsende Geschäft mit industrieller und Konsumgüter-Kontraktlogistik hat laut Regionalleiter Henning Mack dafür gesorgt, dass sich die dortigen Aktivitäten seit fünf Jahren verdoppelt hätten. Deshalb behält Kühne sein bisheriges Areal in der benachbarten Duisburger Straße, um für eventuell nötige Erweiterungen Flächen in Reserve zu haben. Weitere Kapazitäten könnten neben dem Neubau geschaffen werden, der sich modular um 2 000 Quadratmeter erweitern lässt. Für den neuen Standort wurden 75 neue Mitarbeiter eingestellt, die Zahl der Beschäftigten im Großraum liegt inklusive des Luftfracht-Standorts am Flughafen bei rund 300.

GVZ-Geschäftsführer Harald Leupold sieht mit der erfolgreichen Entwicklung des Hafens auch einen Engpass aufziehen: Beim nördlich vom neuen Kühne + Nagel-Standort liegenden Grundstück mit 75 000 Quadratmetern sei man bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen. Vorgesehen ist dort eine Logistikanlage, die mit Rücksicht auf den Lärmschutz zum benachbarten Ortsteil Maiach ohne Nachtverkehr arbeiten soll. Darüber hinaus gebe es nur noch ca. zehn Hektar Fläche, die in der Nachbarschaft zum Containerterminal exklusiv für trimodale Nutzer von Straße, Schiene und Wasserweg reserviert ist.

Leupold sieht den Hafen als Erfolgsmodell, der wahrscheinlich mittlerweile einige Hundert Mitarbeiter mehr beschäftige als die vor Jahren erhobenen 5 600. Durch die Konzentration zahlreicher Logistikbetriebe in einem Gewerbegebiet sei nicht nur die Verkehrs- und Luftbelastung in der Innenstadt zurückgegangen. Auch der Lkw-Verkehr ins Hafenareal selbst habe abgenommen, weil Fracht teils besser gebündelt oder auf die Schiene verlagert werde.

Vor diesem Hintergrund plädiert Leupold für die Weiterentwicklung des Areals nach Süden, wo sich rund 30 Hektar Reserveflächen befinden. Allerdings liebäugeln Bürgerinitiativen und Lokalpolitik mit der Idee, das bereits auf ein Viertel verkleinerte Areal als Bannwald auszuweisen. Sehr zum Unverständnis von Nürnbergs Wirtschaftsreferenten Dr. Michael Fraas: Er betonte, dass Nürnberg den Logistikstandort Hafen brauche, weshalb Flächen langfristig bereitgestellt werden müssten.

Aktuell liege die Diskussion weitgehend auf Eis, ein Gewerbeflächengutachten soll im Oktober Aufschluss über den tatsächlichen Flächenbedarf geben. Auch IHK-Präsident Dirk von Vopelius sieht die aktuelle Diskussion kritisch, denn Hafen, Flughafen und Messe seien die zentralen Infrastruktureinrichtungen in der Region. Er fordert eine Güterabwägung zwischen den Interessen der Anwohner auf der einen Seite und wirtschaftlichen Aspekten auf der anderen Seite.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2014, Seite 80

 
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