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Working Capital

Flüssige Finanzen

Geld in Wasser © Gunnar Pippel/Thinkstock

Unternehmen können ihre Kapitalstruktur gezielt verbessern und damit ihre Liquidität sichern.

In den letzten Jahren hat das Working Capital Management in Deutschland an Bedeutung gewonnen, zahlreiche Unternehmen beziehen es in die strategische Finanz- und Unternehmensplanung ein. Das Working Capital errechnet sich aus der Differenz zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Es ist eine wichtige Kennzahl, um die Liquidität im Unternehmen einschätzen und Optimierungspotenziale aufdecken zu können. Sie ist sowohl intern als auch extern ein wichtiger Indikator für die „Fitness“ eines Unternehmens. Denn das Working Capital spiegelt wider, ob ein Unternehmen wichtige Finanzierungsgrundsätze einhält und ob es ein effizientes Liquiditäts- und Zinsmanagement betreibt.

Das Working Capital Management sollte als ganzheitliche Aufgabe betrieben werden und Bereiche wie Einkauf, Vertrieb und Finanzen umfassen. Das Ziel ist eine Verbesserung der Kapitalstruktur. Die Finanzabteilung und das Kreditmanagement müssen die Prozesse so gestalten, dass eine unnötige Kapitalbindung im Umlaufvermögen vermieden wird. Oder anders ausgedrückt: Kapital, das in Forderungen oder Vorräten gebunden ist, sollte möglichst in Liquidität umgewandelt werden.

Entscheidende Stellschrauben dafür sind die Kreditorenlaufzeit (DPO), die Dauer der Lagerhaltung der Vorräte sowie der fertigen und unfertigen Erzeugnisse (DIO) und die Debitorenlaufzeit (DSO). Zunächst können mit reinen Prozessoptimierungen wichtige Weichen gestellt werden. Beispielsweise lassen sich mit transparenten und automatisierten Beschaffungsprozessen, einer vorausschauenden Vorratshaltung und einem engen Forderungsmanagement wesentliche Potenziale heben. Bekannte Instrumente des Working Capital Managements sind darüber hinaus Factoring, Forfaitierung, Reverse Factoring sowie Lager- bzw. Vorratsfinanzierungen. Eine Weiterentwicklung dieser Instrumente sind webbasierte Plattformen verschiedener Banken, über die Forderungen verkauft werden können. Durch die elektronische Abwicklung ergibt sich ein Prozess- und Zeitgewinn, auch eine größere Zahl an Rechnungen kann auf einfache Weise abgewickelt werden.

Durch ein effizientes Working Capital Management lassen sich unter dem Strich folgende Vorteile erzielen:

  • Das Working Capital wird optimiert, sodass liquide Mittel freigesetzt werden. Diese tragen wiederum dazu bei, die Kapitaldienstfähigkeit zu sichern und damit Investitionen in das Wachstum zu ermöglichen.
  • Wenn auf der Lieferantenseite Skontos konsequent in Anspruch genommen und Zinsvorteile beim Forderungsverkauf genutzt werden, ergeben sich günstigere Kapitalkosten.
  • Die Bilanzkennziffern (z.B. Eigenkapitalquote) verbessern sich; durch eine niedrigere Aufwandsquote werden Rentabilitätsgewinne erzielt.
  • Es eröffnet sich ein größerer Handlungsspielraum, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern und zu gestalten.

Zahlreiche Studien zeigen eindeutig, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Bonität eines Unternehmens und einem vorausschauenden Working Capital Management besteht. Derzeit verfügen die Unternehmen in Deutschland angesichts der guten Wirtschaftslage vielfach über reichliche und günstige Liquidität. Darauf sollten sie auch in Zukunft großen Wert legen, um für eine schlechtere Konjunktur und die sich heute schneller ändernden wirtschaftlichen Zyklen gewappnet zu sein. Denn eine gute Position beim Working Capital ist ein wesentlicher Pfeiler für die dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.

Autor/in: 

Oliver Schoener ist Spezialist für Cash Management und Working Capital Optimierung bei der Unicredit Bank AG in Nürnberg (oliver.schoener@unicredit.de).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2015, Seite 36

 
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