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Noris Network

Daten-Burg von Nürnberg

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Gründer und Vorstandsvorsitzender Ingo Kraupa im Hochsicherheits-Datacenter.

Gemeinsam mit Studienkollegen gründete Ingo Kraupa in den 1990ern den ersten Internetdienstleister Nordbayerns.

Die Noris Network AG stellt die Zeichen auf Expansion: Das Nürnberger Unternehmen will bis Ende 2016 sein zweites Rechenzentrum in München in Betrieb nehmen. Laut Gründer und Vorstandsvorsitzenden Ingo Kraupa wird es mit einer Nettofläche von 8 000 Quadratmetern das neue „Flaggschiff“ des Unternehmens. Im ersten Bauabschnitt wird knapp die Hälfte der Fläche erstellt, so dass Platz für 2 100 Racks (Computer-Regale) und über 100 000 Server entsteht, die Firmen etwa für ihre Backup-Systeme nutzen können. Die Investition von rund 33 Mio. Euro ist nach Worten Kraupas eine „Hausnummer“, die aus eigener Kraft ohne zusätzliche Investoren gestemmt werde.

Wirtschaftlich steht das Unternehmen solide da, seit dem Jahr 2003 wurde beim Umsatz im Durchschnitt ein Plus von 15 Prozent realisiert. Im Jahr 2014 kletterte der Umsatz erneut um rund 15 Prozent auf 24,5 Mio. Euro. Diese Entwicklung brachte dem Unternehmen zum zweiten Mal die Auszeichnung „Bayerns Best 50“ ein, die das Bayerische Wirtschaftsministerium alljährlich an Firmen mit außergewöhnlich hohem Wachstum bei Umsatz und Mitarbeitern vergibt. Für das laufende Jahr rechnet Kraupa mit einem Umsatzplus von mindestens zehn Prozent auf 27 Mio. Euro.

Der Fokus von Noris Network liegt in den Bereichen IT-Outsourcing, Cloud-Dienstleistungen sowie Netzwerksicherheit für Unternehmen. Die technologische Basis des Angebots ist eine leistungsfähige IT-Infrastruktur mit einem hauseigenen Hochleistungs-Datenstrang, der die Rechenzentren sicher miteinander verbindet. Dazu gehört auch das Rechenzentrum NBG6 am Stammsitz auf dem ehemaligen Areal von Gossen-Metrawatt in Nürnberg-Langwasser, eines der modernsten und energieeffizientesten Europas.

Beim IT-Outsourcing verzichten Firmen auf den Ausbau eigner IT-Infrastruktur, stattdessen übernimmt Noris Network Pflege und Betrieb des Systems. Bei den Cloud-Services werden spezielle Dienste ausgelagert, wie beispielsweise Webhosting, Backup und das Cloud-Archiv, über das E-Mails, Dokumente oder sogar Telefongespräche extern gesichert und für den späteren Zugriff archiviert werden können. „ Die Sparte Network & Security bietet hochverfügbare Netzwerklösungen an, über die sich beispielsweise mehrere Standorte oder mobile Mitarbeiter an die Firmenzentrale anbinden lassen.

Das Rückgrat bilden zwei redundante, ringartige Datenleitungen, die die Standorte quasi ausfallsicher, schnell und sicher mit den wichtigsten europäischen Internet-Austauschknoten etwa in London oder Wien verbinden. Die Sparte richtet auch die Sicherheitsstruktur bei Kunden ein, darunter Firewalls sowie Schutz vor Viren und Spyware.

Für Firmenkunden seien die Dienstleistungen von Noris Network oftmals erst ab einer Größe von 20 Mitarbeitern oder mehreren vernetzten Standorten sinnvoll, so Kraupa. Für manche stehen sichere Web-Kosten im Vordergrund, für andere skalierbare Leistungen, damit beispielsweise ein Online-Shop zum Weihnachtsgeschäft nicht überlastet in die Knie geht. Für junge Unternehmen mit ausgeprägten IT-Anforderungen bietet das Unternehmen ein Extra-Programm.

Sicherheit in der Cloud

Für Kraupas deutsche Kunden aus den Sparten Dienstleistung, Bank- und Finanzwirtschaft sowie dem großem Retail-Geschäft, darunter Global Player und Mittelständler, ist nicht allein der Preis entscheidend. Man sei ein „Premiumanbieter mit guter Leistung und guter Bezahlung“, so beschreibt der 1971 in Erlangen geborene Österreicher die Strategie. Diesen Anspruch belegt das Unternehmen mit einer Vielzahl von Zertifikaten, darunter die ISO 20000-1 und ISO 27001 für höchste Anforderungen an Sicherheitsmechanismen und Servicequalität. Zudem legen die Kunden verstärkt Wert auf Cloud- und Sicherheitsangebote „Made in Germany“ und sind bereit, dafür höhere Preise zu bezahlen.

Zu den hohen Sicherheitsstandards des Rechenzentrums NBG 6 zählt die freistehende Lage des Gebäudes. Nach der ersten Zutrittskontrolle in Form einer videoüberwachten Toranlage folgt die Personenkontrolle durch einen Sicherheitsdienst und eine biometrische Kontrolle per Gesichtserkennung plus Identifizierung durch Transponder Key. Für weitere Sicherheit sorgt das Raum-in-Raum-Konzept, bei dem keine IT-Fläche Kontakt zu Außenwänden hat. Zusätzlich sichern mehrfach redundante Versorgungseinrichtungen für Strom und Klima den laufenden Betrieb bis hin zum Brandschutz mit Stickstoffeinspeisung.

Stolz ist Kraupa auf sein energieeffizientes Kyoto-Cooling-Kühlkonzept, bei dem riesige Ventilatoren Außenluft ins Innere des Rechenzentrums leiten. Die vom Server-Betrieb erwärmte Luft wird über ein Kanalsystem von den Rotoren wieder nach außen geschaufelt. Dies senke den Energieverbrauch für Kühlung und Betrieb um 70 Prozent. So liegt der Gesamtstromverbrauch von NBG 6 bei etwa 60 bis 75 Prozent von herkömmlichen Rechenzentren. Zudem werden für die gesamte Stromversorgung ausschließlich regenerative Energiequellen eingesetzt.

Erfolgreiche „Tekkies“

Als Kraupa mit zwei Studienfreunden im Jahr 1993 mit Noris Network den ersten Internet-Dienstanbieter Nordbayerns aus der Taufe hob, ging es noch nicht um die große Geschäftsidee. „Wir waren durch und durch Tekkies und wollten eigentlich nur unseren eigenen Internet-Anschluss finanzieren.“ Doch ihr Angebot kam gut an, als Kunden konnten sie u.a. einen Großkonzern gewinnen, der seine Daten über die Leitungen von Noris weltweit versandte. Doch aufgrund fallender Preise begann das Unternehmen bereits ein Jahr später mit dem Hosting von Webservern und dem Firewall-Betrieb – die Basis des heutigen Geschäfts.

Geplant war die Erfolgsgeschichte nicht: So wie damals, ohne Businessplan, würde Kraupa heute nicht mehr gründen, sagt er. Immerhin teilt er sich mit seinem Vorstandskollegen Joachim Astel die Verantwortung für 137 Mitarbeiter, Mitgründer Urlichs ist inzwischen in den Aufsichtsrat gewechselt. Zum Jahresende dürften es insgesamt 150 Beschäftigte werden, darunter drei neue Azubis pro Jahr.

Die Anteile von Noris Network, die im Jahr 2000 in eine AG umgewandelt wurde, liegen immer noch bei den drei Gründern als Alleingesellschaftern. Damals, in der Hochphase der New Economy, war die AG „modern“, an die Börse habe man aber nicht gewollt. 2009 wurde datacenter.de übernommen und als Marke von Noris Network weitergeführt. Die Weichen für neues Wachstum wurden auch durch eine Umorganisation der internen Prozesse gestellt: Projektleiter sorgen nun für die Kundenbetreuung aus einer Hand und für verbesserten Service. Mittelfristig peilt Kraupa eine Firmengröße von 250 technischen Mitarbeitern an den beiden Standorten Nürnberg und München an.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2015, Seite 55

 
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