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Baustellenmarketing

Achtung, Bauarbeiten!

Aus der Not eine Tugend machen: Wie geht man offensiv mit Baustellen um, die zu Umsatzverlusten führen könnten?

Schwere Baumaschinen rücken an, Straßen und Plätze werden aufgerissen, Lärm und Schmutz werden zum Alltag. Für viele betroffene Gewerbetreibende bedeutet dies den Verlust von Kunden und Umsatz. Existenzängste und Vorbehalte gegen notwendige Modernisierungen im öffentlichen Raum sind die Folgen. Mit einem guten Baustellenmanagement und -marketing kann diesen negativen Auswirkungen jedoch entgegengewirkt werden. Größere Bauprojekte können auch als Chance verstanden werden, um vor Ort eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Durch entsprechende Maßnahmen kann die Baustelle sogar zur Attraktion für Kunden und Besucher werden.

Probleme durch Baustellen

Die Probleme, mit denen Gewerbetreibende in Innenstadtbereichen durch Baumaßnahmen konfrontiert werden, sind meist die gleichen:

  • Beeinträchtigungen bei der Erreichbarkeit der Ladengeschäfte
  • Einschränkungen in Bezug auf die Warenpräsentation
  • Belästigungen der Kunden und Gäste durch Schmutz und Lärm
  • Negativschlagzeilen und Imageverlust der Stadt

Die Folgen sind das Ausbleiben von Laufkundschaft und damit verbundene Umsatzeinbußen. Hat sich der Kunde erst einmal an andere Einkaufsstandorte gewöhnt, kann er nur mit hohem Aufwand zurückgewonnen werden. Kommen bei einer Langzeitbaustelle viele der negativen Auswirkungen zusammen, kann dies betroffene Gewerbetreibende sogar in die Insolvenz führen.

Man kann aber aus der Not auch eine Tugend machen und das Thema Baustelle offensiv angehen. Eine Möglichkeit: Baumaßnahmen im öffentlichen Raum können dafür genutzt werden, gleich auch notwendige Modernisierungsarbeiten im eigenen Geschäft oder an der eigenen Immobilie durchzuführen. Dafür stehen auch häufig Förderprogramme zur Verfügung, die eine solche Investition erleichtern. Außerdem sollten sich alle Beteiligten gemeinsam abstimmen und ein kluges Baustellenmanagement und -marketing auf den Weg bringen.

Baustellenmanagement

Beim Baustellenmanagement geht es darum, die Beeinträchtigungen für die Gewerbetreibenden und deren Kunden möglichst gering zu halten. Entscheidend ist, dass die Risiken frühzeitig identifiziert und analysiert werden – am besten durch einen Workshop, der möglichst schon ein Jahr vor Baubeginn angesetzt wird. Dabei sollten auch Erfahrungen und positive Beispiele aus anderen Kommunen aufgezeigt und zu einem offensiven Umgang mit der Baustelle motiviert werden. Außerdem sollte ein erster Fahrplan fixiert werden, mit dem die Abstimmung der Beteiligten in der folgenden Zeit sicher gestellt wird. 

Eine zentrale Komponente des Baustellenmanagements ist eine „intelligente“ Baustellen-Logistik, um Wege für Kunden und Lieferanten offen zu halten. Zudem sollte die zuständige Kommune frühzeitig einen zentralen Ansprechpartner benennen, an den sich alle beteiligten Akteure mit Fragen wenden können. Ein regelmäßiger Jour fixe vor Ort auf der Baustelle, ein permanenter Austausch mit den verantwortlichen Bauunternehmen sowie mit den Betroffenen vor Ort muss selbstverständlich sein.

Nach den Erfahrungen der Cima gibt es eine große Spanne bei den Umsatzeinbußen, die Geschäftsleute durch Baustellen zu tragen haben: Sie kann zwischen 0 und 80 Prozent liegen. Das gemeinsame Ziel aller Beteiligten muss es sein, das Minus so gering wie möglich zu halten. Dies gelingt vor allem durch die frühzeitige und produktive Zusammenarbeit von Kommune, Bauunternehmen, Einzelhändlern und Hauseigentümern vor und während der einzelnen Bauphasen.         

Baustellenmarketing 

Ziel des Baustellenmarketings ist es, die Baustelle als „Event“ zu vermarkten und damit die Aufmerksamkeit zu nutzen, die eine Baustelle naturgemäß auf sich zieht. Dadurch können die Baustellen auch für mehr Gemeinsinn und mehr Kooperation im Stadtviertel sorgen. Sie werden damit auch zu einem Baustein des Stadtmarketings. 

Es gibt eine große Bandbreite an möglichen Aktivitäten, um die Baustelle in einem positiven Licht darzustellen, um die Akzeptanz bei den Kunden und den anderen Betroffenen zu steigern und um die Vorfreude auf den Abschluss des Bauprojekts zu steigern. Einige Beispiele aus der Region:

Fürth: Der Maulwurf „Buddel“ bat auf Plakaten um Verständnis für die Baustellen in der Innenstadt. Außerdem warb er mit dem Slogan „Betreten der Baustelle erwünscht! Bringen Sie doch Ihre Kinder mit!“ dafür, weiterhin die Geschäfte zu besuchen und sich über den Fortgang der Bauarbeiten zu informieren.

Erlangen: Gemeinsame Rabattaktion im Baustellenbereich der Erlanger Innenstadt. 

Schwabach: Mit der Werbe- und Rabattkampagne „Modernes Schwabach – Neue Wege für die Stadt“ informierten Stadt, IHK-Gremium und Werbegemeinschaft Schwabach über die Baustellen an der Landsknechtbrücke.

Mellrichstadt: Die Initiative Aktives Mellrichstadt e.V. vermarktete eine Baustelle in der Innenstadt mit dem Slogan „Mellrichstadt baut – mal reingeschaut“, organisierte einen „Feierabend auf der Baustelle“ und einen Hindernisparcours, bei dem der „Mr. Baustelle“ gekürt wurde.

Amberg: Marketing-Aktivitäten wie z.B. eine Bauzaun-Abbruch-Feier sorgen dafür, dass die Baustelle in der Innenstadt Gesprächsstoff bietet und Kunden in die Geschäfte lockt.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, um Ereignisse rund um die Baustelle und die betroffenen Geschäfte zu inszenieren. Welche Aktivitäten im Einzelnen sinnvoll sind, muss mit allen beteiligten Akteuren und betroffenen Geschäftsleuten vor Ort erarbeitet werden. Je nach Baustelle, Handels- und Stadtstruktur werden in Workshops geeignete Maßnahmen entwickelt und deren Finanzierung geklärt. Wichtig dabei ist: Alle Beteiligten müssen frühzeitig informiert und beteiligt werden, am besten vor der Ausschreibung der Baumaßnahme. Dann hat jeder die Chance, berechtigte Anliegen und Vorschläge einzubringen.

Autor/in: 

Michael Schwarz und Roland Wölfel. Diplom-Geograf Roland Wölfel ist Geschäftsführer und Diplom-Geograf Michael Schwarz ist Berater bei der Cima Beratung + Management GmbH, Forchheim.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2015, Seite 78

 
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