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Editorial

Gerechtigkeit

Der 1. FCN hat den Aufstieg knapp verpasst und muss wohl einige Spieler abgeben, Bayern München schwimmt im Geld und geht auf Einkaufstour – ist das gerecht? Mein Friseur hat regen Zulauf, direkt gegenüber steht der Konkurrent ratlos in seinem halbleeren Laden – ist das gerecht?

Ich denke, das Beispiel aus dem Sport zeigt, wie leicht die Gerechtigkeitsdebatte in die Irre führen kann. Wirtschaft und Sport basieren auf Wettbewerb, Gerechtigkeit ist nicht der für alle gleiche Punktestand am Ende der Saison, sondern zu deren Beginn. Und es gibt im Sport einen Begriff, der in meinen Augen zielführender als Gerechtigkeit ist: Fair Play.

Wirtschaftspolitisch gesehen bedeutet Fair Play gleiche Spielregeln für alle Marktteilnehmer und einen aufmerksamen Staat, der einseitige Machtkonzentrationen wirkungsvoll verhindert. Hier spielt es keine Rolle, ob eine Machtposition missbräuchlich von einem Großkonzern, einem Finanzkartell oder von einer Splittergewerkschaft genutzt wird. Marktwirtschaftliche Ordnungspolitik hat die Balance zu finden zwischen Überregulierung und dem viel gescholtenen Neoliberalismus.

Fair Play hat aber auch eine Dimension unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Jedes Kind muss die gleichen Chancen haben, seine Talente zu entwickeln – unabhängig von Einkommen und Stellung der Eltern. Fair Play bedeutet, dass auch ungelernte Tätigkeiten menschenwürdig entlohnt werden und dass es Angebote geben muss, sich aus prekären Arbeitsverhältnissen heraus zu entwickeln, persönlichen Einsatz vorausgesetzt. Wir als Wirtschaftsvertreter müssen uns auch hier zu Fair Play bekennen, sonst holt uns die Gerechtigkeitsdebatte immer wieder ein.

Autor/in: 

IHK-Präsident
Dirk von Vopelius

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2016, Seite 3

 
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