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ETN Elastomer-Technik Nürnberg

Mit Ersatzteilen hoch hinaus

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Gründer und Geschäftsführer Horst Eichler mit dem von ihm erfundenen Ölauffangbehälter für Aufzüge.

Die Bau- und Verschleißteile von ETN aus Nürnberg sorgen dafür, dass Maschinen und Anlagen wie etwa Aufzüge zuverlässig laufen.

Die Kalchreuther ETN Elastomer-Technik Nürnberg GmbH feiert in diesem Juni ihr 25-jähriges Bestehen. Das Unternehmen mit 18 Mitarbeitern verkauft Verschleißteile aus Kunststoff für den Maschinenbau, die erheblich robuster als kostengünstigere Gummiprodukte sind. Wichtigste Zielgruppe ist für ETN die Aufzugsbranche, zu der allein in Deutschland rund 600 kleine und mittlere Betriebe gehören. Aber auch Druck- oder Getränkemaschinen, Kläranlagen, Rolltreppen, Winterdienste oder der Maschinenbau gehören zu den Anwendungsbereichen.

Im ETN-Online-Shop finden sich allein für den Aufzugsbau rund 500 bis 600 Teile, hinzu kommen Ausführungsvarianten, etwa bei der Größe. Insgesamt sind rund 5 000 Teile im Shop gelistet, das sind gut drei Viertel des Sortiments, das weltweit in nahezu 100 Länder geliefert wird, berichtet Geschäftsführer Horst Eichler, der das Unternehmen mit Christiane Eichler, Christoph Schaake und Tobias Häbel leitet. Für das Aufzugssegment gibt es etwa Laufrollen, Rollenführungen, Umlenkrollen, Türzubehör oder Aufsetzpuffer, die für Wartung und Service geordert werden. Der älteste Aufzug, der einst auf Holzschienen fuhr und mit Ledereinlagen abgepuffert wurde, steht in Wien am Ring und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom französischen Ingenieur Gustave Eiffel konstruiert. Die ETN-Einlagen aus Polyethylen haben einen weit geringeren Verschleiß. Auch moderne Aufzüge, die mit einer hohen Geschwindigkeit von acht Metern pro Sekunde unterwegs sind, oder Bettenaufzüge in Krankenhäusern greifen gern auf Tandemrollenführungen aus Kalchreuth zurück, um Schwingungen zu vermeiden. Bedauerlich ist laut Eichler, dass die robusten Teile bei der Erstausrüstung noch wenig eingesetzt werden.

Wenn Eichler, der fast 80 Jahre alt ist, beispielsweise privat in Museen unterwegs ist, fährt er schon aus beruflicher Neugier Aufzug, um Verbesserungspotenzial oder neue Lösungen zu entdecken. Denn ETN berät Unternehmen bei Spezialanwendungen und plant Neuentwicklungen aus elastischen und plastischen Kunststoffen. „Wir wissen, was Kunststoff alles kann“, sagt der Geschäftsführer. Der Ersatzteilhersteller kauft seine Bauteile in teils kleinen Serien, die von Spezialisten nahezu ausschließlich in Deutschland gefertigt werden. „Made in Germany“ sei ein Qualitätskriterium, das seine Kunden schätzen, erklärt Eichler. Daher sei etwa die Montage von Kugellagern in die Räder nach wie vor Handarbeit, weil sich so mögliche Fehler am besten entdecken ließen. Das habe zwar seinen Preis, dafür habe es in den letzten Jahren keine Reklamation gegeben.

Eichler hatte sich 1993 selbstständig gemacht und gründete in Nürnberg eine „Garagenfirma“. Ein von ihm erfundener Ölauffangbehälter für Aufzüge traf damals den Bedarf der Zeit, denn bis dato tropfte das Öl wegen fehlender Regulierung einfach in den Aufzugsschacht. Der Behälter ist bis heute im Sortiment, obwohl er in mindestens zehn Ländern – darunter auch China – kopiert werde. Allerdings hätten die Raubkopierer die richtige Elastizität bislang nicht hinbekommen, sodass ETN noch heute nach China liefere. 1997 erweiterte Eichler sein Unternehmen und baute in Kalchreuth neu, es folgten eine neue Lagerhalle und zwei Büroerweiterungen. Gerade soll der Kauf einer benachbarten Fläche unter Dach und Fach gebracht werden. In den letzten Jahren legte der Umsatz im Schnitt um zehn Prozent pro Jahr zu, 2017 stiegen die Einnahmen um fünf Prozent auf zehn Mio. Euro. Es fehle einfach an Personal, das sei aktuell seine „Wachstumsbremse“. An weiteren Ideen für passgenaue Lösungen fehle es dagegen nicht.

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(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2018, Seite 86

 
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