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Bayerische Wasserstoffstrategie

Voller Dampf voraus

Bayerische Wasserstoffstrategie © StMWi/E. Neureuther

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (2. v. r.) zusammen mit Dr. Daniel Teichmann (Geschäftsführer der Erlanger Hydrogenious Technologies GmbH) und den H2.B-Vorständen Prof. Dr. Peter Wasserscheid und Prof. Dr. Veronika Grimm (v. l.) am Modell einer LOHC-Wasserstoffspeicheranlage.

Die Wasserstoffstrategie der Bayerischen Staatsregierung vereint Wachstum und Nachhaltigkeit – und baut auf Innovationen.

Wasserstoff ist die eierlegende Wollmilchsau – gut für die Umwelt, gut für die Wirtschaft", erklärte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei der Vorstellung der Bayerischen Wasserstoffstrategie Ende Mai im Nürnberger Messezentrum. Mit mehreren hundert Mio. Euro an Subventionen will die Bayerische Staatsregierung die Wasserstoffwirtschaft "auf grüne Beine stellen". Aiwangers Ziel ist es, Bayern als Technologieführer bei der Speicherung und der Logistik von Wasserstoff zu etablieren. Mehr noch: Der Freistaat soll zum Zentrum der internationalen Wasserstoffindustrie werden.

Der strategische Mittelpunkt dieses Zentrums soll in Nürnberg liegen. Die Frankenmetropole ist Heimat des im September 2019 gegründeten Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B), das am Energie-Campus Nürnberg angesiedelt ist. Das H2.B bündelt die Bestrebungen des Wasserstoffbündnisses Bayern, dem derzeit rund 40 Institutionen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft angehören, darunter auch die bayerischen IHKs. "Wir wollen in Bayern die besten Wasserstoffstrategien der Welt entwickeln und vermarkten", bekräftigt Prof. Dr. Peter Wasserscheid, Gründungsvorstand des H2.B.

Investitionen in Forschung und Innovation

Wie genau das geschehen soll, ist im Grundlagenpapier des Bündnisses, an dem auch die IHK Nürnberg für Mittelfranken mitgewirkt hat, nachzulesen. "Made in Bavaria" soll zum international geschätzten Gütesiegel im Bereich Wasserstofftechnologie avancieren. Um die Führungsrolle bei der industriellen Fertigung von Wasserstoff-Schlüsselkomponenten zu übernehmen, investiert der Freistaat Bayern kräftig in Innovation und Forschung: 65 Mio. Euro sind laut Wirtschaftsminister Aiwanger zuletzt in die Erforschung von Wasserstofftechnologien geflossen, zum Beispiel in die Weiterentwicklung des Flüssigwasserstoffspeichers LOHC.

Ebenfalls Priorität genießt in diesem Zusammenhang die Beschleunigung der Energie- und Verkehrswende. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Technischen Universität München (TUM) arbeitet im Bereich brennstoffzellenbasierter Elektromobilität zusammen, um Lösungen für die Mobilität von morgen zu entwickeln. Weitere 50 Mio. Euro sind für den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur vorgesehen. Bis 2025 sollen bayernweit 100 H2-Tankstellen für Brennstoffzellen-Busse und Nutzfahrzeuge entstehen – in jedem Landkreis mindestens eine. Die Fördergelder stehen im Rahmen der "Hightech Agenda Bayern" sowohl öffentlichen Betreibern als auch Betrieben zur Verfügung.

Wie stark die Wasserstoff-Offensive des Freistaats insbesondere zum Klimaschutz beiträgt, hängt jedoch nicht nur von Innovationen und einer verbesserten Infrastruktur ab. Damit Wasserstoff "zum zentralen Element einer sektorenübergreifenden Energiewende" wird, wie es Prof. Dr. Veronika Grimm, "Wirtschaftsweise" und Vorstandsmitglied des H2.B, formuliert, brauche es vor allem mehr "grünen" Wasserstoff. Das verdeutlicht auch der Blick auf die Zahlen: Etwa 99 Prozent des weltweit produzierten Wasserstoffs werden aktuell noch aus fossilen Energieträgern wie Erdgas und Kohle gewonnen, wobei das Treibhausgas CO2 freigesetzt wird. Bei "grünem" Wasserstoff werden erneuerbare Energiequellen für die Elektrolyse eingesetzt, sodass keine klimaschädlichen Emissionen anfallen.

Dass etwa die Stahl- und die Automobilindustrie bislang nicht in größerem Umfang auf die umweltschonende Alternative setzen, liegt zum einen an der zwar steigenden, aber noch begrenzten Verfügbarkeit von Ökostrom. Im Jahr 2018 trugen die für die Erzeugung von "grünem" Wasserstoff besonders relevanten Energieträger Wind- und Solarkraft nur 22 Prozent zur Bruttostromerzeugung in Bayern bei. "Zum anderen ist zentrale Voraussetzung, dass der Wasserstoff für die Unternehmen bezahlbar ist", fordert Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).

Staatsminister Aiwanger betonte, es gehe darum, Klimaschutz und Ökonomie miteinander zu "versöhnen". Immerhin entsprächen die Investitionen in den "Energieträger der Zukunft" nicht nur dem von der Europäischen Kommission beschlossenen "Green Deal", der Europas Wirtschaft nachhaltiger machen soll. Perspektivisch würde vor allem die bayerische Wirtschaft profitieren: Mehrere 10 000 neue Arbeitsplätze sollen langfristig im Freistaat entstehen.

Mit einem ersten Zwischenbericht der Fortschritte beim Thema Wasserstoff ist bei der Fachtagung "Hydrogen Dialogue" am 18. November im Nürnberger Messezentrum zu rechnen. Das vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem H2.B und der Messe Nürnberg gegründete Format bringt künftig einmal im Jahr die europäische Wasserstoffbranche in Franken zusammen. Bei seiner Premiere findet der "Hydrogen Dialogue" parallel mit dem von der FAU und der IHK Nürnberg für Mittelfranken als Kooperationspartner veranstalteten Wissenschaftskongress "NUEdialog" statt. Thema des Kongresses: Wasserstoff.

 

Autor/in: 

ch.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2020, Seite 40

 
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