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„Sustainable Mentor“

Nachhaltig begleiten

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IHK-Zertifikatslehrgang: Fach- und Führungskräfte werden Coaches für Nachhaltigkeit im Betrieb.

Das Thema Nachhaltigkeit wird für Unternehmen immer wichtiger. Kunden wie Investoren fordern, dass Produkte und Dienstleistungen ressourcen- und umweltschonend sowie unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Doch zu einer grundlegenden Transformation in Richtung Nachhaltigkeit gehören auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sind Teil und zugleich Motor des Wandels. Wenn sie durch Mentoren begleitet werden, erleichtert das den Veränderungsprozess. Der neue Zertifikatslehrgang "Sustainable Mentor (IHK)" wendet sich an Fach- und Führungskräfte und vermittelt das notwendige Wissen für ein erfolgreiches Mentoring.

Die Weiterbildung zum "Sustainable Mentor" war für Sabine Müller ein wichtiger Schlüssel: Die 48-Jährige arbeitete damals als selbstständige CSR-Managerin. Das heißt, sie hat Unternehmen in Fragen nachhaltigen Handelns beraten. Immer wieder kam sie dabei an einen Punkt, an dem es schwierig wurde. "Widerstand kommt immer dann, wenn es um etwas Neues geht, wenn die Menschen ihre Komfortzone verlassen sollen", weiß Müller. Weil ganzheitliche nachhaltige Konzepte aber nicht ohne Veränderung funktionieren, wurde sie häufig mit Widerständen konfrontiert. Ihr fehlten die Tools, also ein Werkzeugkasten, um mit Ablehnung und Unsicherheiten ihrer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner umzugehen.

Im Kurs zum "Sustainable Mentor", der gemeinsam von der DIHK-Bildungs-gGmbH sowie von den IHKs Nürnberg, Magdeburg und Rhein-Neckar entwickelt wurde, hat sie diese Werkzeuge gefunden. Eines davon ist das Zuhören: "Das ist ganz essenziell, aktiv zuhören heißt eben genau das: richtig zuhören und das Gesagte annehmen. Nicht gleich antworten, nicht meine eigene Meinung wiedergeben", sagt Müller. Wer Veränderungen etwa in einem Unternehmen herbeiführen will, muss verstehen und kommunizieren, misslingt dies, droht das Projekt zu scheitern.

Auch Nachhaltigkeit kann ein Wert sein, ist es aber nicht für jeden. Also hat Sabine Müller gelernt, die Bedürfnisse und Werte beim Gegenüber zu erkennen, um so einen gemeinsamen Weg zu finden. Das gilt für beide Seiten: Werde ein Verständnis füreinander erreicht, könne man von da an weiterarbeiten – zusammen, nicht gegeneinander. Das Negative und der Druck werde so herausgenommen und der nachhaltige Wandel könne mit Begeisterung und Motivation angegangen werden.

"Empowering People", Menschen zu ermächtigen ist eines der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – und auch Ziel des Lehrgangs zum Mentor. "Es sollen Fähigkeiten und Kompetenzen aufgebaut werden, damit Menschen mit den Veränderungen besser umgehen können oder selbst aktiv werden", betont Andrea Matt. Sie ist eine der Dozentinnen des Lehrgangs aus der IHK-Kursreihe "Nachhaltig erfolgreich führen".

"In gut 50 Stunden können wir nicht alles Wissen weitergeben", sagt Matt, die neben ihrer Tätigkeit als Dozentin auch als Business-Coach und CSR-Managerin arbeitet. Was der vom Bundesbildungsministerium geförderte Lehrgang aber bietet, ist ein Einblick und Überblick über die Möglichkeiten des Mentoring, bei dem es im Kern darum geht, Menschen schneller in Wirkung zu bringen. Und das ist beim Thema Nachhaltigkeit, aber letztlich bei allen Change-Projekten von großer Bedeutung. "Gerade im Nachhaltigkeitsbereich kann man sich wunderbar verzetteln." Der Mentor richtet den Blick auf das Wesentliche, ermuntert, wenn der nächste Schritt schwer fällt, und weiß, wie er mit Widerständen umgeht, die sich bei tiefgreifenden Transformationen unweigerlich ergeben.

Inzwischen hat Sabine Müller ihre Selbstständigkeit aufgegeben und arbeitet als Expertin für Nachhaltigkeit bei einem Konzern. Sie selbst bezeichnet sich als "werteorientierte Zukunftsmacherin". Wenn es jetzt mal nicht läuft, weiß sie, das liegt nicht daran, dass die Menschen keine Lust auf Veränderung haben, sondern weil sie ihre Bedürfnisse (noch) nicht berücksichtigt sehen. Und darüber wird dann geredet.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2022, Seite 20

 
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