Telefon: +49 911 1335-1335

"Start-up Demo Night"

Was geht ab in der Gründerszene?

InsiderPie 2022tt_07789 © Thomas Tjiang

Helfen bei der Aktienanlage: Pierre Andreä, Jakob Fahr und Dominik Straußberger (v. l.) von der InsiderPie UG in Erlangen.

Forum für technologieorientierte Gründer: die "Start-up Demo Night" in Nürnberg.

Wenn es nach der Stimmung auf der "Start-up Demo Night" geht, nimmt die Gründerszene in Franken nach der Corona-Pandemie wieder Fahrt auf. Fast 40 Jungunternehmen nutzten Ende letzten Jahres diese Gelegenheit, ihre Geschäftsideen zu präsentieren und sich mit potenziellen Investoren auszutauschen. Organisiert wurde die Veranstaltung – die erste nach längerer coronabedingter Pause – vom Gründer-Netzwerk BayStartUp GmbH in Nürnberg. Ein Ausschnitt der vorgestellten Innovationen:

Vertreten war beispielsweise die 2017 gegründete Vitas GmbH mit Sitz in Nürnberg. Man verfüge nun mit dem digitalen Telefonassistenten auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) über ein marktfähiges Produkt, berichtete Nadine Heinlein, Koordinatorin Datenschutz bei Vitas. Der Telefonassistent funktioniert als Software-as-a-Service-Plattform, den Anwender ohne technische Vorkenntnisse selbst konfigurieren können. Er beantwortet beispielsweise Standardanfragen, übernimmt Reservierungen in Restaurants oder kann automatisch ein Taxi buchen. Darüber hinaus können die Geschäftskunden von Vitas die Anrufe analysieren und auswerten. Derzeit sei man wieder auf der Suche für eine weitere Finanzierungsrunde, sagte Heinlein (www.vitas.ai).

Künstliche Intelligenz optimiert die Telefonie: Nadine Heinlein (r.), Koordinatorin Datenschutz bei der Vitas GmbH, und Marketing-Mitarbeiterin Sandra Waniek.

Künstliche Intelligenz optimiert die Telefonie: Nadine Heinlein (r.), Koordinatorin Datenschutz bei der Vitas GmbH, und Marketing-Mitarbeiterin Sandra Waniek.

 

Daniel Pohl gründete 2021 während der Pandemie die immerVR GmbH in Heßdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Der Informatiker war lange Zeit im US-amerikanischen Silicon Valley beschäftigt, bevor er sich in seiner Heimat zum Sprung in die Selbstständigkeit entschied. Für den Consumer-Markt hat Pohl als Fan von Virtual Reality (VR) eine "immerGallery" entwickelt. Damit könnten Besitzer eines speziellen VR-Headsets beispielsweise ihre Fotos "in 180 Grad stereo" anschauen, führte Pohl aus. immerVR nutzt Künstliche Intelligenz, um etwa die manuelle Einstellung der VR-Formate überflüssig zu machen. Für vier Ideen seines Unternehmens laufe ein Patentverfahren, so Pohl. Für die Zukunft kann er sich vorstellen, dass sich Nutzer an unterschiedlichen Orten gemeinsam Bilder "als fotorealistisches Erlebnis" anschauen. Denkbar seien auch Anwendungen für Unternehmenskunden, beispielsweise aus der Architektur, um Baupläne räumlich zu visualisieren (https://immervr.com).

In der virtuellen Realität unterwegs: Daniel Pohl, Gründer und Geschäftsführer der immerVR GmbH in Heßdorf.

In der virtuellen Realität unterwegs: Daniel Pohl, Gründer und Geschäftsführer der immerVR GmbH in Heßdorf.

 

Wirtschaftsinformatiker Daniel Eberhardt kam bei der privaten Suche nach einem Pflegeplatz auf die Idee, eine Art "Airbnb für Pflegeplätze" umzusetzen. Gemeinsam mit drei Gleichgesinnten hoben die Absolventen der TH Nürnberg in Nürnberg die CareNext GmbH aus der Taufe, um eine digitale Plattform zur Vernetzung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu entwickeln. Denn in der Praxis greifen die Sozialdienste der Krankenhäuser in der Regel zum Telefon oder schreiben E-Mails, um für die Patienten passende Plätze für die Kurz- oder Langzeitpflege sowie die medizinische Rehabilitation zu finden. Die Telefonate mit den Heimen, das Ausfüllen sämtlicher Formulare und das Finden eines geeigneten Platzes könnten sich bei der herkömmlichen Suche tagelang hinziehen, ergänzte Mitgründer Felix Schmidt. Die Plattform CareNext könne Suche, Kontaktaufnahme, Kommunikation und Vermittlung in weiten Teilen automatisieren. Davon profitieren auch die Pflege- und Reha-Einrichtungen. Die Anfrageformulare enthalten Angaben zur Art der benötigten Pflege, zur Unterbringung oder zum Aufnahmetermin. So könne sofort entschieden werden, ob die entsprechende Person aufgenommen werden kann. Nach den ersten Kundenverträgen ist die Reaktion laut Eberhardt positiv: "Die Pflegeanbieter freuen sich über die Entlastung." (https://carenext.net)

Digitale Plattform für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen: Daniel Eberhardt (l.) und Felix Schmidt haben mit zwei weiteren Absolventen der TH Nürnberg die CareNext GmbH gegründet.

Digitale Plattform für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen: Daniel Eberhardt (l.) und Felix Schmidt haben mit zwei weiteren Absolventen der TH Nürnberg die CareNext GmbH gegründet.

 

Die Erlanger InsiderPie UG zeigte auf der "Demo Night", wie sich Verbraucher besser über langfristige Aktienanlagen informieren können. Das Gründertrio hat eine App als digitalen Anlagebegleiter entwickelt, die beispielsweise die Ratings der weltweit großen Bankhäuser liefert und Analysten-Ratings bündelt. So kann man vor der Entscheidung für einen Aktienkauf einen Blick auf Chance und Risiko werfen. Außerdem, so Gründer Jakob Fahr, könne man die Engagements großer Investoren-Legenden wie Warren Buffet nachverfolgen. So lasse sich die aufwändige Suche nach geeigneten Aktien deutlich vereinfachen. Entscheidet sich der Nutzer für eine Anlage, kann er einfach über den Browser sein Depot aufstocken. Derzeit sind die Gründer von InsiderPie auf der Suche nach Investoren (https://insiderpie.de).

 

Die Erlanger TSI Technology Systems Integration will in diesem Jahr in den Markt starten. Karl Wendrich stellte die Idee einer intelligenten Fernsteuerung für

E-Ladestationen vor. Der Markt sei dabei, erwachsen zu werden, sagte Wendrich, auch wenn derzeit bis zu zehn Prozent der öffentlichen Ladesäulen häufig unerkannt offline seien. Die Lösung sieht er in einer elektrischen Leistungsüberwachung, bei der man vom Leitstand aus der Ferne eine Ladestation wieder einschalten kann. TSI hat gut zwei Jahre an dem Leitstandsystem getüftelt und einen Patentantrag gestellt. Für den nächsten Skalierungsschritt, bei dem das TSI-System 1 000 Ladesäulen oder mehr überwachen will, sei man nun auf Investorensuche (www.tsi-group.de).    

Intelligente Fernsteuerung für Ladesäulen: Karl Wendrich, Mitgründer von TSI Technology Systems Integration in Erlangen.

Intelligente Fernsteuerung für Ladesäulen: Karl Wendrich, Mitgründer von TSI Technology Systems Integration in Erlangen.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2023, Seite 20

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick