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Blaufeuer

Wenn die Psyche leidet

Julia Bahr - Beraterin Blaufeuer 2023tt_01999 © Thomas Tjiang

Die Psychologin Julia Bahr ist Beraterin beim Pilotprojekt "Blaufeuer".

Viele Menschen leiden unter Stress und Überlastung am Arbeitsplatz. Oft mündet dies in Depressionen, Angststörungen oder psychosomatische Beschwerden.

Das deutschlandweit einmalige Pilotprojekt „Blaufeuer – Beratungsstelle für Beschäftigte mit psychischer Belastung“ will dazu beitragen, dass es nicht so weit kommt. Ein vierköpfiges Lotsenteam berät ratsuchende Beschäftigte, denen ihre Arbeitsbelastung bzw. ihre Probleme mit Vorgesetzten oder Kollegen über den Kopf zu wachsen drohen. Nun ist das Projekt unter dem Dach des Berufsförderungswerks Nürnberg gGmbH (BFW) in seine Hauptphase gestartet. Mindestens bis April 2025 wird das Projekt, das vom Bundesarbeitsministerium gefördert wird, nun fortgeführt und soll danach möglichst in den Regelbetrieb übergehen.

Nervliche Belastungen am Arbeitsplatz sind nicht nur für die Betroffenen schlimm, sie haben auch wirtschaftliche Folgen: Psychische Erkrankungen waren im Vor-Corona-Jahr 2019 für fast die Hälfte aller vorzeitigen Rentenzugänge verantwortlich, so das Bundesgesundheitsministerium. „Blaufeuer“ (das ist das Leuchtsignal, das ein Schiff im Dunkeln aussendet, wenn es die Orientierung verloren hat) soll auch dies vermeiden.

„Blaufeuer“ berät, vermittelt und begleitet Arbeitnehmer, damit sie ihre Schwierigkeiten bewältigen und Lösungen finden können. Sie können zunächst auf der Homepage einen anonymen Selbstcheck machen oder gleich direkt mit dem Team Kontakt aufnehmen. Bei Bedarf zeigen die Berater unterstützende Angebote etwa von Krankenkassen oder Familienberatungen auf oder bereiten ein Gespräch mit Vorgesetzten vor – beispielsweise mit dem Ziel, die Zahl der Überstunden zu senken.

Seit der Anlaufphase im Jahr 2021 hat das „Blaufeuer“-Team rund 260 Menschen individuell betreut. In 74 Fällen reichte bereits eine eineinhalbstündige Erstberatung, um pragmatische Lösungen aufzuzeigen. „Manchmal sehen die Betroffenen schon den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr“, berichtet die Nürnberger Lotsin und Psychologin Julia Bahr. Die Betroffenen, die bislang begleitet wurden, hatten vor allem mit diesen Problemen zu kämpfen: Überforderung, Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, fehlender Handlungsspielraum und Angst um den Arbeitsplatz. Mehrheitlich zogen die Teilnehmer der individuellen Beratungen eine positive Bilanz: „Blaufeuer“ habe ihnen geholfen, aus eigener Kraft besser mit ihrer Situation umzugehen. Zu den Multiplikatoren des Präventionsangebots gehört eine Reihe von Unternehmen, Personalvertretungen und betrieblichen Sozialdiensten in Mittelfranken.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2023, Seite 70

 
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