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Ausbildung in den Metall- und Elektroberufen

Resolution des IHK-Industrieausschusses

Resolution des IHK-Industrieausschusses

Der Industrieausschuss der IHK Nürnberg für Mittelfranken diskutierte auf einer Sondersitzung zum Thema Berufsausbildung die geplante Neuordnung der industriellen Metall- und Elektroberufe mit gestreckter Prüfungsstruktur und Variantenmodell.
Die Mitglieder des Industrieausschusses sprechen sich einstimmig für diese beiden Neuerungen aus und appellieren an alle Verantwortlichen in der Politik, an die Tarifparteien, an die betroffenen Wirtschaftsverbände und an alle Ausbildungsbeteiligten, sich für eine Neuordnung in diesem Sinne einzusetzen.
Zu diesem Appell in Form einer Resolution geben, so der Ausschuss, gewichtige Gründe den Anlass:
1. Die Einführung einer bundeseinheitlichen Teilprüfung (als Ersatz für die bisherige Zwischenprüfung), deren Ergebnis mit einem Anteil von bis zu 40 Prozent in das Gesamtergebnis eingehen soll, ermöglicht es bereits nach etwa zwei Jahren, Grundqualifikationen abschließend zu prüfen. Eine gestreckte Prüfung erhöht die Motivation der Auszubildenden und trägt somit auch dazu bei, die Qualität der Ausbildung im industriellen Metall- und Elektrobereich zu sichern.
2. Die Einführung eines Variantenmodells bei der Abschlussprüfung wird Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden eine echte Wahlmöglichkeit zwischen einer überbetrieblich entwickelten „Praktischen Aufgabe“ und einem „Betrieblichen Auftrag“ eröffnen. Nur durch die Wahlmöglichkeit zwischen diesen beiden gleichwertigen Alternativen kann die Prüfung optimal an die betrieblichen Gegebenheiten angepasst und zugleich die Attraktivität der Ausbildung in den industriellen Metall- und Elektroberufen bei den Jugendlichen erhöht werden.
Gegenüber einer Neuordnung ohne Wahlmöglichkeit weist das Variantenmodell gewichtige Vorteile für Auszubildende und Betriebe auf:
E Der „Betriebliche Auftrag“ wendet sich an Auszubildende, die ihre Qualifikation in einem Fachgespräch besonders gut unter Beweis stellen können. Das Fachgespräch hat die zuvor angefertigte und dem Prüfungsausschuss vorgelegte Projektarbeit über den „Betrieblichen Auftrag“ zum Gegenstand. Wenn im Ausbildungsbetrieb prüfungsadäquate Aufträge vorliegen, können die Kosten der Prüfungsvorbereitung durch den „Betrieblichen Auftrag“ als Prüfungsform gesenkt werden. Somit erhöht der „Betriebliche Auftrag“ den Ausbildungsanreiz für geeignete Schulabgänger (höhere Attraktivität) und für geeignete Ausbildungsbetriebe (geringere Ausbildungskosten). Dies hilft, die bestehende Fachkräftelücke im Metall- und Elektrobereich zu verringern
E Die überbetrieblich entwickelte, betriebsübergreifende „Praktische Aufgabe“ muss als echte Alternative zum „Betrieblichen Auftrag“ angeboten werden. Sie wendet sich an Jugendliche, die ihre Qualifikationen zwar zeigen, aber nicht gleichermaßen gut verbalisieren können. Damit gelingt es auch, dem hohen Anteil an Auszubildenden in den Metall- und Elektroberufen Rechnung zu tragen, die Deutsch nicht als erste Sprache beherrschen. Zugleich wendet sich die „Praktische Aufgabe“ an Ausbildungsbetriebe, in denen prüfungsadäquate „Betriebliche Aufträge“ nicht oder nicht in ausreichender Zahl angeboten werden können. Dies kann für den Mittelstand ebenso wie für Großbetriebe zutreffen, wenn etwa Reparaturaufträge nicht auf den Prüfungstermin warten können oder sensible Daten aus Entwicklungsaufträgen nicht an Dritte (Mitglieder des externen Prüfungsausschusses) gelangen dürfen. Somit bleibt durch die „Praktische Aufgabe“ der Ausbildungsanreiz für zahlreiche Jugendliche und Ausbildungsbetriebe erhalten, die im Falle einer Abschlussprüfung nur mit „Betrieblichem Auftrag“ ohne Wahlmöglichkeit das Ausbildungsverhältnis überhaupt nicht eingehen würden.
Sowohl die gestreckte Prüfung als auch das Variantenmodell in der Abschlussprüfung erlauben eine qualifizierte Prüfung beruflicher Handlungskompetenz, sichern die Qualität und damit die Akzeptanz von Ausbildung und Prüfung in der Praxis, sichern und erweitern das Ausbildungspotenzial in zahlreichen Branchen (Metall- und Elektroberufe sind Querschnittsberufe) und fördern damit die Gewinnung von Fachkräften und senken die Kosten der Prüfung für Klein-, Mittel- und Großbetriebe.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2001, Seite 14

 
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