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„Katerstimmung“ im mittelfränkischen Einzelhandel

 

Nach einer leichten Belebung im Jahr 2000 hat sich im deutschen Einzelhandel im vergangenen Jahr „Katerstimmung par exzellence“ eingestellt, so der mittelfränkische Bezirksvorsitzende des Landesverbandes des Bayerischen Einzelhandels (LBE), Jürgen Horst Dörfler. Der klassische Einzelhandel ohne Kfz, Tankstellen und Apotheken setzte bundesweit 379 Mrd. Euro um (real minus 0,6 Prozent). Der Anteil des Einzelhandelsumsatzes am privaten Verbrauch ist auf 31 Prozent gesunken, zu Beginn der 90er Jahre waren es noch 40 Prozent. Real würden die Verbraucher heute nicht mehr im Einzelhandel ausgeben als vor zehn Jahren.
In Bayern wurde ein Einzelhandels-Umsatzvolumen von rund 63 Mrd. Euro erzielt, wobei das reale Wachstum bei 0,5 Prozent lag. Der gesamte bayerische Einzelhandel mit etwa 60 000 Unternehmen beschäftigt derzeit rund 423 000 Menschen. Dies entspricht einem Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings wurden vor allem Teilzeitkräfte eingestellt.

Situation in Mittelfranken
Für die Region Mittelfranken liegen keine amtlichen Statistiken vor. Deshalb hat der LBE-Bezirk Mittelfranken eine Befragung seiner Mitglieder durchgeführt. Man deckt als Verband nach eigenen Angaben rund 75 Prozent des Einzelhandelsumsatzes ab. In Mittelfranken zählen rund 7 700 Betriebe zum Einzelhandel. Auf Grund der Mitgliederbefragung geht man für Mittelfranken nach Dörflers Worten von einer im Vergleich zum Vorjahr gleichbleibenden Lage aus. Der Umsatz betrug rund 11,7 Mrd. Euro. Der Personalbestand konnte nach eigenen Angaben konstant gehalten werden. Knapp zwölf Prozent der Betriebe hätten dem bayernweiten Trend folgend sogar leicht Personal aufstocken können,
allerdings nur im Teilzeit-Bereich. In Mittelfranken sind insgesamt etwa 51 000 Personen im Einzelhandel beschäftigt, wobei davon rund 35 Prozent Teilzeitkräfte sind und nochmals etwa 15 Prozent ehemals geringfügig Beschäftigte. Für 2001 waren über 2 200 Ausbildungsverhältnisse eingetragen und damit 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies ist nach Verbandsangaben der höchste Wert seit 1990.
Als hauptsächliche Gründe macht der Einzelhandelsverband die allgemeine Preissteigerung in der ersten Jahreshälfte 2001 aus, wobei die Ökosteuer und ihre einkommenszehrenden Effekte beim Verbraucher an erster Stelle genannt wurden. Lebensmittelskandale wie BSE und Maul- und Klauenseuche haben auch Wirkung gezeigt. Dass selbst der „Wühltisch-Verkauf“ rückläufig ist, ist nach den Worten von Bezirksvorsitzendem Dörfler eine ganz neue Erfahrung und ein bedrohliches Signal. Auch sei der Winterschlussverkauf mit Umsatzeinbrüchen deutlich schlechter verlaufen als erwartet und gewohnt.
Der Bezirksgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, Uwe Werner, wandte sich vehement gegen die Behauptung, man habe die Währungsumstellung auf den Euro zu Preissteigerungen genutzt. „Wir können aufgrund der Wettbewerbslage nicht die Preise erhöhen, dieser Spielraum besteht nicht. In der Breite war der Einzelhandel vielmehr stets ein Preisgarant.“

Ausblick 2002
Der Start des Einzelhandels im neuen Jahr ist nach Verbandsangaben von deutlichen Umsatzeinbußen vor allem im Textil- und Bekleidungsbereich gekennzeichnet. Für 2002 rechnet der Hauptverband damit, dass sich der Umsatz nominal um ein halbes Prozent erhöhen wird, was real jedoch ein Minus von 0,25 Prozent gegenüber den Vorjahresumsätzen bedeutet. Auch für Mittelfranken wird daher wieder mit einem Ergebnis auf lediglich gleichem Niveau gerechnet. De.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2002, Seite 21

 
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