Telefon: +49 911 1335-1335

Traditionssport auch in Mittelfranken im Trend


Die meisten bringen Golf gedanklich wohl zuerst mit den Briten in Verbindung. Dabei hat der Golfsport seine Wurzeln in Flandern. Dort ist das Einlochen von Kugeln mit Hilfe von Stöcken seit dem Mittelalter belegt. Und auch Golf-Lektüre gibt es schon seit Ende des 16. Jahrhunderts. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entstehen im schottischen St. Andrews die Regeln für den sportlichen Wettbewerb, die zu einem bis heute gültigen internationalen Regelwerk werden. Kernpunkt des Golfsports ist nach Angaben des Deutschen Golfverbandes (DGV) die Idee eines weiträumigen, treibjagdähnlichen Präzisionsspiels.

Ein angelsächsisch inspiriertes Clubwesen bildet sich ab 1895 in Berlin und Bremen, die erste Gründungswelle deutscher Golfclubs beginnt nach 1900. Sieben Jahre später zählt man im Deutschen Reich acht Clubs, ohne dass Angaben zur Zahl der Golfer zu erhalten sind. Erst für 1951, inzwischen sind es 39 Clubs, ist die Zahl von 2 700 Golfern für die Bundesrepublik belegt. 20 Jahre später sind es bereits über 100 Clubs mit erstmals über 20 000 Golfern, doch die Zeit der großen Zuwächse, mit Verdopplung der Golfspieler in einem Jahrzehnt und mehr, kommen erst noch. 1975 macht erstmals das Fernsehen mit der Übertragung eines German-Open-Spiels durch das ZDF auf den Golfsport aufmerksam. Der damals erst 17-jährige Gewinner der Deutschen Golfmeisterschaft, Bernhard Langer, beginnt seine Profikarriere und wird für viele Deutsche zu der Symbolfigur und zum Sympathieträger dieser Sportart.

Ende der 80er Jahre wird die „Schallmauer“ von 100 000 deutschen Golfern durchbrochen, eine Zahl, die bereits 1994 mehr als verdoppelt ist. Für das Jahr 2002 sind nach Verbandsangaben 658 Golfclubs im DGV organisiert, was etwa 400 000 Golfern entsprechen dürfte. Hinzu kommen noch rund 12 000 Golfspieler, die keinem Club angehören. Interessant sind im Vergleich mit anderen Sportarten die Zu- oder Abgänge an Mitgliedern. Hier konnte Golf nach Verbandsangaben als eine der wenigen Sportarten, die überhaupt Mitgliederzuwachs verzeichnen konnten, mit fast acht Prozent oder rund 25 000 Personen mehr gegenüber dem Vorjahr (hier 2 000) zulegen. Die Anzahl der Golfplätze, zumeist 18-Loch-Anlagen, hat sich seit 1992 von rund 350 auf 619 im Jahre 2001 erhöht. Dabei konnten allerdings Zuwachsraten von über 30 Prozent, wie sie Mitte der 90er Jahre, bedingt durch den Wiedervereinigungsboom vor allem in Ostdeutschland, realisiert wurden, nicht mehr erreicht werden. Im vergangenen Jahr lag die Zuwachsrate noch bei zweieinhalb Prozent, so der DGV.


Golf in Mittelfranken

Nach Angaben des Bayerischen Golfverbandes sind in Mittelfranken zwölf Clubs im Verband organisiert. Sie repräsentieren rund 6 000 Golfer. Die Gesamtfläche der mittelfränkischen Anlagen liegt bei schätzungsweise 425 Hektar. Die Investitionskosten für eine 18-Lochanlage sind erheblich und belaufen sich auf rund 3,5 Mio. Euro. Kommt noch ein Clubhaus dazu, sind je nach Ansprüchen Investitionen von noch einmal einer halben Mio. Euro fällig, die Unterhaltskosten für einen gepflegten Platz belaufen sich auf jährlich rund 500 000 Euro, daher sind die Aufnahmegebühren und Jahresmitglieds-Beiträge der Golfclubs nicht gerade Sonderangebote.

Dennoch hat man sich in den letzten Jahren einer breiteren Schicht geöffnet und Einsteigerangebote des DGV wie die Initiative „Play golf – start living“ sowie die „play-golf-card“ für rund 25 Euro Gebühr haben sich auch in steigenden Mitgliederzahlen der Vereine niedergeschlagen. Mag sein, dass auch eine Steuer-Wohltat des Finanzministers zum starken Zuwachs der Sportart beigetragen hat: Die Fachzeitschrift Golf Tours berichtete letztes Jahr von einer Entscheidung des Finanzgerichts Düsseldorf, wonach die mit dem Golfsport verbundenen Unkosten steuerlich absetzbar seien. Im konkreten Fall ging es um über 50 000 DM Kaution, 6 000 DM Eintrittsgebühr und 3 000 DM Jahresbeitrag. Voraussetzung ist allerdings „betrieblich veranlasstes Golfen“, so die Richter. Ob unternehmerische Kontaktpflege dazu zähle, wurde allerdings offengelassen.


Es geht auch ohne Club

Am einfachsten hat es der Golfer hier in Bayern, wo das Angebot mit 148 Golfclubs am größten ist. Eine Vielzahl von Angeboten wartet auf Golfspieler und solche, die es werden wolllen. Meist wählen die Golfinteressierten einen „Schnupperkurs“ bei einem nahegelegenen Golfplatz als Einstieg aus. Aber auch das gezielte Buchen eines Golfurlaubs kann zur Platzreife führen. Klassische Urlaubsregionen für Golfer sind Spanien, Portugal und Marokko.
Wer mit dem Golfspielen beginnt, merkt schnell, dass er es mit einem zeitaufwendigen Sport zu tun hat. Schnelle Erfolge sind kaum zu erzielen, nur ständige Übung macht den Meister. Wer nur gelegentlich Golf spielen will und wenig sportlichen Ehrgeiz entwickelt, muss nicht unbedingt einem Golfclub beitreten, was von Fall zu Fall erhebliche Kosten verursachen kann. Wer dann Mitglied in einem deutschen Golfclub ist, bekommt die DGV-Mitgliedskarte und kann weltweit in fast allen Clubs gegen geringe Platzgebühr, die so genannte greenfee, spielen. Manchmal wird allerdings ein Handicap verlangt, das man sich erst in Turnieren erspielen muss.

Einfacher und preiswerter ist der Einstieg über die Vereinigung clubfreier Golfspieler im Deutschen Golf Verband (VcG). Diese hat die Aufgabe, golfinteressierten einen einfachen und unverbindlichen Einstieg in den grünen Sport zu ermöglichen. Der Jahresbeitrag für Erwachsene liegt bei 220 Euro, Schüler und Studenten bezahlen 115 Euro und Kinder bis zwölf Jahre noch 50 Euro. Dafür kann das VcG-Mitglied auf rund 590 Golfplätzen in Deutschland gegen Platzgebühr spielen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2002, Seite 31

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick