Telefon: +49 911 1335-1335

Politik muss Wirtschaftsreformen vorantreiben

Von einem „moderaten Wachstum auf stabiler wirtschaftlicher Grundlage“ sprach Dr. Sigurd Schacht, Bezirkspräsident des bayerischen Genossenschaftsverbandes, mit Blick auf das vergangene Geschäftsjahr der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Mittelfranken. Nach sieben Fusionen ist die Zahl der Institute auf 42 gesunken. Die größten Verbandsmitglieder sind die kirchliche Acredobank in Nürnberg, die Raiffeisen-Volksbank in Erlangen-Höchstadt sowie die Ansbacher Raiffeisen-Volksbank. Die drei kleinsten Institute mit einer Bilanzsumme von 33 Mio. Euro oder weniger sind die Raiffeisenbanken in Münchaurach, Markt Erlbach-Linden sowie Bretenau-Mosbach.

Insgesamt konnten die Genossenschaftsbanken in der Region Nürnberg die Bilanzsumme um 2,1 Prozent auf 9,4 Mrd. Euro steigern. Auf der Einlagenseite waren Zuwächse bei den Spareinlagen auf sieben Mrd. Euro zu verbuchen. Mittlerweile entfallen mehr als zwei Drittel der Spareinlagen auf renditemäßig attraktivere Sondersparformen. Zudem konnten im Wertpapiersektor die abfließenden Kundengelder gestoppt und wieder verstärkt zur Anlage in den „eigenen Reihen“ gewonnen werden. Nach wie vor parkten Kunden ihre Gelder in kurzfristigen Einlagen, um etwa auf bessere Zeiten bei den Wertpapieren zu warten.

Die schleppende Konjunktur spiegelte sich in leicht rückläufigen Kundenkrediten (5,7 Mrd. Euro) wider. „Es fehlt an öffentlichen Aufträgen“, bemängelte Schacht mit Blick auf die schwache Auftragslage gerade beim kleinen Mittelstand aus dem Bau- und Bauausbaugewerbe. Angesichts einer fast vergleichbaren Zinslast reduzierten sich die kurzfristigen Kredite zugunsten der mittelfristigen, die auf fünf Jahre oder länger ausgelegt sind. Auf der Kreditseite zahle sich nun die Nähe zu den Kunden aus. Bisher gebe es keine nennenswerte Ausfälle oder Sanierungsprojekte, die Risikovorsorge konnte zurückgeführt werden.

Unter dem Strich musste bei sinkenden Zins- und Provisionsspannen sowie steigenden Personal- und Sachkosten ein rückläufiges Betriebsergebnis hingenommen werden. Es sank auf 0,68 Prozent des durchschnittlichen Geschäftsvolumens in Höhe von 225 Mio. Euro, also auf 1,39 Mio. Euro.

Die steigenden Kosten waren für Schacht kein Alarmsignal. Zum einen müsse man für gute Mitarbeiter „Qualitätslöhne“ zahlen, zum anderen dürfe man „vor lauter Sparsamkeit nicht die Zukunft vergessen“. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den Instituten um 48 auf 3 466, darunter 288 Azubis. Umgerechnet auf Vollzeitkräfte blieb die Beschäftigtenzahl allerdings konstant.

Für die Zukunft hat Schacht folgende Parole ausgegeben: „Zuwachsraten und Marktanteile verbessern, Ertragslage stabilisieren und Risikokosten minimieren.“ Allerdings müsste die Politik einen Aufschwung durch langfristig angelegte Reformen begleiten, u.a. auf den Feldern Arbeitsmarkt, Lohnnebenkosten, Abschreibungen sowie Entbürokratisierung und Abbau der Reglementierungen.

Auch die Fusionen würden weiter vorangetrieben, ohne allerdings die Entstehungsgeschichte der einzelnen Institute zu übergehen. Allein in Nürnberg gibt es auch nach der Fusion von Volksbank und Raiffeisenbank noch fünf weitere Genossenschaftsbanken. Zumindest bayernweit, so Schacht, werde die Zahl der Institute in den nächsten fünf Jahren von derzeit 442 durch Fusionen um ein Drittel abnehmen. tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2002, Seite 7

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick