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Wie effizient sind Arbeitsämter?

Das in Nürnberg ansässige Landesarbeitsamt (LAA) Bayern (450 Planstellen) ist Mittelinstanz für 27 Arbeitsämter in Bayern (8 000 Planstellen). Der Etat für aktive Arbeitsmarktpolitik in 2002 umfasst 950 Mio. Euro. Das LAA versteht sich als Service- und Koordinationsstelle sowohl für Ansprechpartner von außen als auch nach innen für die Arbeitsämter. WiM sprach mit Wolfgang Breunig, seit Beginn dieses Jahres Präsident des LAA Bayern und zuvor Leiter des Geschäftsbereichs Personal/Organisation in der Hauptstelle der Bundesanstalt für Arbeit.

WiM: Welche Reformschritte bringen die Bundesanstalt für Arbeit voran, um die Vermittlungseffizienz zu verbessern?
Die Effizienz der Vermittlung ist sicher ein zentrales Thema. Die Bundesanstalt für Arbeit befindet sich hier jedoch schon lange in einem Verbesserungsprozess, nicht erst durch die Diskussionen seit Beginn diesen Jahres. Das große Reformkonzept „Arbeitsamt 2000“, dessen Abschluss schon in Sichtweite ist, zielt zu allererst auf eine stärkere Kundenorientierung. Kundenbefragungen, die wir bei Arbeitslosen und bei Betrieben durchgeführt haben, zeigen, dass wir uns dabei auf dem richtigen Weg befinden.
Die Vermittlung lässt sich natürlich insgesamt vor allem durch mehr Personal in diesem Bereich verbessern.

Viele unserer Mitgliedsunternehmen begrüßen die Möglichkeit, private Vermittler einzuschalten. Warum sollen sie überhaupt noch auf die Arbeitsämter zugreifen?
Die Arbeitsämter arbeiten in jedem Fall unentgeltlich. Die privaten Vermittler müssen hier ganz anders kalkulieren. Das zeigen derzeit auch die Klagen der Branche über die zu geringe Höhe der Vermittlungsgutscheine, die von 1 500 Euro bis 2 500 Euro reichen. Abgesehen davon haben die Arbeitsämter auch die bessere Marktübersicht. Im gesamten Bundesgebiet sind den Arbeitsämtern Ende März ca. 530 000 offene Stellen gemeldet, in Bayern immerhin 91 000. Bei unseren Selbstinformationseinrichtungen haben wir täglich durchschnittlich 300 000 Zugriffe. In unserem Stellen-Informationsservice (SIS) sind über 450 000 Stellenangebote zu finden, im Arbeitgeber-Informations-Service (AIS) ca. 1,6 Mio. Bewerber. Damit sind wir bei den Online-Jobbörsen ganz klar der Marktführer.

Bayern weist derzeit eine überdurchschnittlich hohe Steigerung der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr auf. Woran liegt das und was tut das Landesarbeitsamt dagegen?
Die relativ hohe Steigerung hat mehrere Gründe. Hierfür ist zunächst ein gewisser Basiseffekt verantwortlich. In Bayern ist das Niveau der Arbeitslosigkeit im bundesdeutschen Vergleich sehr niedrig. Schon ein relativ geringer absoluter Anstieg führt dann zu großen prozentualen Veränderungen. Dazu kommt, dass Bayern durch die weltweite Konjunkturkrise besonders hart getroffen wurde, da wir sehr stark in den Dollarraum exportieren. Folge war eine abgeschwächte Nachfrage nach Arbeitskräften. Und letztlich sind wir innerhalb Deutschlands die Zuwanderungsregion. Die Arbeitsämter in Bayern versuchen, diese Entwicklung trotz gegenüber dem Vorjahr reduzierter Haushaltsmittel aufzufangen durch noch gezielteren Einsatz unserer arbeitsmarktpolitischen Instrumente, auch des Job-Aqtiv-Gesetzes, und durch noch stärkere Intensivierung der Vermittlungstätigkeit. Das Landesarbeitsamt unterstützt als Servicestelle für die Arbeitsämter diese Bemühungen und hat hier auch die wichtige Funktion der Steuerung und Koordination.

Die Zahlen zum Ausbildungsmarkt, insbesondere die Zwischenberichte, zeichnen oft ein verzerrtes Bild. Sollte man zukünftig nicht auf solche Zahlen verzichten?
Wir bemühen uns ab Herbst jeden Jahres, das Interesse der Jugendlichen an einer Ausbildungsstelle abzuklären und die Stellendisposition der Betriebe zu erfahren. Im März des darauf folgenden Jahres erstellen wir hierzu eine erste Zwischenbilanz, die naturgemäß nicht abschließend und endgültig sein kann. Viele Jugendliche sind noch unentschlossen oder ändern im Lauf des Jahres noch ihre Wünsche, viele Betriebe wollen sich mit ihrer Disposition noch nicht so weit im voraus festlegen. Eine erste Auswertung mit all ihren Unzulänglichkeiten ist aber hier schon notwendig, um mit ersten Steuerungsschritten auf dem Ausbildungsmarkt zu beginnen, z.B. um weitere Stellen zu erschließen und gegebenenfalls erste Gespräche mit Bildungsträgern über Auffangmaßnahmen zu führen. Wir können jedenfalls aus diesen Zahlen in Verbindung mit den Erfahrungen der vorherigen Jahre Tendenzen am Ausbildungsmarkt ableiten. In diesem Sinne interpretieren wir auch diese Zahlen sehr vorsichtig und versuchen, dies den am Ausbildungsmarkt Beteiligten zu vermitteln.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2002, Seite 18

 
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