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Bahn- und Verkehrsgeschichte an ihrem Ursprungsort

Königlich bayerisches Eisenbahnmuseum
Das Firmenmuseum ist seit 1996 im Besitz der Deutschen Bahn AG. Ziel des Museums ist es, die Geschichte der Bahn in Deutschland darzustellen, historische Fahrzeuge und eisenbahnspezifische Objekte zu sammeln, zu verwahren und zu erhalten und so zur Imagepflege des Konzerns beizutragen. Doch die Anfänge des Hauses reichen bis in die Zeit der so genannten Länderbahnen zurück, der Grundstock der Sammlungen stammt von jenem „königlich bayerischen Eisenbahnmuseum“, das 1899 seine Pforten öffnete und ist damit eines der ältesten technikgeschichtlichen Museen Europas. Ab 1902 kam eine Sammlung der Post- und Telegrafenverwaltung hinzu, welche den Grundstock des heutigen Museums für Post- und Kommunikation bildete. Ab 1914 entstand, unterbrochen vom Ersten Weltkrieg auf dem von der Stadt Nürnberg geschenkten Gelände an der Lessingstrasse der heutige Museumsbau, der 1925 eröffnet wurde. Insgesamt standen nun 9 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, von denen die Bahn etwa 8 500 nutzte. Weitere 2 600 Quadratmeter standen und stehen als gemeinsam genutzte Räume zur Verfügung, darunter der Festsaal und die Bibliothek. Mit dem Übergang der Länderbahnen an das Deutsche Reich, wurde 1920 das Verkehrsmuseum zu einer nationalen Einrichtung. Von Kriegsschäden verschont geblieben, konnte das Verkehrsmuseum 1953 wieder eröffnet werden. 1985 erfolgte eine Renovierung und die Erweiterung um eine Fahrzeughalle. Es stehen auch 360 Meter Gleis im Freigelände zur Verfügung. Das Museum hat rund 40 Mitarbeiter.

Neues Ausstellungskonzept
Etwa 40 historische Fahrzeuge sind im DB Museum ausgestellt, darunter ausgesprochene „Legenden der Schiene“, wie etwa der prunkvolle Hofzug des bayerischen Königs Ludwig II. und der Salonwagen von Reichskanzler Bismarck. Weitere Highlights für die jährlich rund 170 000 Besucher dürften ein Nachbau des „Adler“ sein, die mit ihrer Jungfernfahrt nach Fürth den Siegeszug der „Stahlrösser“ einleitete, sowie gewissermaßen als End- und Höhepunkt der Dampf-Ära die stromlinienförmig verkleidete Lokomotive 05, die den Geschwindigkeitsweltrekord für Dampflokomotiven in den 30er Jahren aufstellte. Anfang 2001 hat das DB Museum von der Bahn AG zusätzlich den Bereich der Nostalgiezüge mit historischen Dampf- Elektro- und Dieselloks sowie wertvolle Zuggarnituren aus verschiedenen Epochen übernommen. Zusammen mit dem Fahrgerät der Reichsbahn beläuft sich dieser Bestand auf rund 500 Fahrzeuge – eine Größenordnung, die auf zentrale Weise und erst recht am nicht erweiterungsfähigen Standort Nürnberg kaum handhabbar ist.

Daher wird sich das DB Museum zukünftig regionalisieren. Neben dem Bereich der Nostalgiefahrten, die von Frankfurt aus betreut werden, sollen in Zukunft etwa 150 Fahrzeuge in mehreren Außendepots in ganz Deutschland zu sehen sein. Dort bedient man sich vor Ort dem Sachverstand und ehrenamtlichen Engagement von Eisenbahnliebhabern und ihren Vereinen. Koblenz ist der erste dieser Standorte und hat seinen Schwerpunkt auf elektrischen Lokomotiven und Salonwagen. Diese Außenstelle konnte im vergangenen Jahr bereits 3 000 Besucher verbuchen. Als weitere Standorte werden ab Pfingsten Dresden und Neumünster eröffnet. Auch die Wartung des historischen Geräts erfolgt durch die ehrenamtlichen Eisenbahnfreunde, lediglich bei den Charterzügen und Nostalgiefahrten greift man auf die Ausbesserungswerke der Bahn AG zurück. Bundesweit wurden im Jahre 2001 92 Fahrten veranstaltet und rund 18 000 Fahrgäste auf diesen Fahrten befördert.

Neue Dauerausstellungen
Auch im Innern des Nürnberger Traditionshauses tut sich einiges: über 80 000 Besucher haben nach Museumsangaben bereits die Mitte letzten Jahres eröffnete Dauerausstellung „Auf getrennten Gleisen“ besucht. Sie verdeutlicht die verschiedenen Rahmenbedingungen, denen sich die beiden deutschen Bahnen nach 1945 gegenübersahen. Weitere neue Dauerausstellungen widmen sich der Geschichte der Bahnhöfe (Eröffnung war am 3. Mai), wobei erstmals auch der sehenswerte historische „Königssalon“, ein neugotischer, holzvertäfelter Warteraum für hohe Persönlichkeiten aus dem alten Nürnberger Hauptbahnhof, in die Ausstellungsfläche integriert ist. Der zweite neue Ausstellungsbereich wird sich ab September mit der Geschichte der Reichsbahn in der Weimarer Republik und während des Dritten Reichs sowie im Krieg befassen. Auch der Ausstellungsbereich „Epochen der Eisenbahngeschichte“ soll mittelfristig überarbeitet und modernisiert werden. Das Jahr 2006 soll nach gegenwärtiger Planung das Ende des Innenausbaus markieren.

Museumsdirektor Dr. Jürgen Franzke legt Wert auf ein Konzept, dass breite, wechselnde Sonderausstellungen mit Erneuerung der Dauerausstellungen verbindet: „Wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, das beweisen unsere Besucher, die auch im letzten Jahr zahlreich in unser Haus gekommen sind.“ Rund zwei Drittel dieser Besucher sind nach Museumsangaben männlich, die häufigste Altersgruppe sind die bis 15-Jährigen. Dieser Altersstruktur angepasst sind daher Bereiche wie die Bahn-Erlebniswelt, wo viele technische Einrichtungen und Modelle bewegt und angefasst werden können und so ein hautnahes Erlebnis möglich machen. Auch der Fahrsimulator einer modernen E-Lok dient diesem Zweck und erfreut sich großer Beliebtheit.

Die Eisenbahnbegeisterung bei jung und alt scheint ungebrochen, gerade in Zeiten, in denen die Rauchschwaden und der Rußgeruch des Kohle- und Stahlzeitalters verschwunden sind. Das scheint auch im Bahnvorstand erkannt zu werden und mit Hartmut Mehdorn, so Pressesprecherin Antje Bittner, habe man einen Konzernchef, der Interesse an Bahngeschichte- und Nostalgie habe und auch um deren Stellenwert für das Image der Bahn durch eine solch einmalige Sammlung an historischem Ort wisse.

Autor/in: 
Oliver Dehn
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2002, Seite 24

 
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