Telefon: +49 911 1335-1335

Geschäftslage auf Tiefststand, jedoch Hoffnung auf Trendwende



Verbesserung im Jahresverlauf erwartet
Von den befragten Unternehmen beurteilen 37 Prozent ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als schlecht, gut die Hälfte (51 Prozent) zeigen sich mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, zwölf Prozent bezeichnen sie als gut. Der daraus resultierende Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Meldungen von minus 25 Prozentpunkten ist der niedrigste aller Konjunkturumfragen der IHK Nürnberg für Mittelfranken seit der deutschen Wiedervereinigung. In der Frage nach den Aussichten für die nächsten Monate liegt der Anteil der Optimisten, die mit einer Verbesserung ihrer Situation rechnen, bei 21 Prozent der Befragten, 13 Prozent erwarten eine Verschlechterung, 66 Prozent der Unternehmen gehen von einer unveränderten Situation aus. Damit hat sich der Saldo der Geschäftserwartungen, der als guter Indikator für die künftige Geschäftslage in Mittelfranken gelten kann, im positiven Bereich behauptet und konnte gegenüber der Umfrage zu Jahresanfang sogar noch zulegen (von plus zwei auf plus acht Prozentpunkte). Diese vermehrte Zuversicht über eine baldige Belebung der Geschäfte hat inzwischen eine breitere Basis als zu Jahresbeginn gefunden: sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie herrscht mehrheitlich die Meinung, dass eine Trendwende der wirtschaftlichen Entwicklung bevor steht.

Ergebnisse nach Branchen
Die jüngsten Ergebnisse der Konjunkturumfrage spiegeln die seit Frühjahr 2001 anhaltende Abschwächung der Nachfrage, die sich bis in die ersten Monate des Jahres 2002 noch ausgeprägt hat. Die weitere Eintrübung des konjunkturellen Umfelds hat inzwischen Produzenten von Vorleistungen, die Investitionsgüterindustrie und – relativ noch am wenigsten – die Ge- und Verbrauchsgüterindustrie erfasst. Die schwache binnen- und außenwirtschaftliche Dynamik mit rückläufigen Auftragseingängen aus dem Ausland und vor allem dem Inland hat gerade die in Mittelfranken besonders stark vertretenen Branchen Metall, Maschinenbau und Elektroindustrie getroffen. Bei rückläufigen Umsätzen und schwach ausgelasteten Kapazitäten hat sich auch die Ertragslage verschlechtert. Obwohl die mittelfränkische Industrie mehrheitlich für die nähere Zukunft noch weiter sinkende Auftragseingänge befürchtet, sind die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate von einem verhaltenen Optimismus geprägt. Gerade in Metall und Maschinenbau sowie im Bereich Chemie / Kunststoffe lassen die recht deutlich positiven Salden aus „besser“- und „schlechter“-Einschätzungen der Zukunftsaussichten auf eine noch in 2002 einsetzenden Belebung hoffen. Keine Anzeichen auf ein Ende der Marktbereinigung kommen dagegen bei unbefriedigender Kapazitätsauslastung und schwacher Auftragslage aus der Bauwirtschaft.

Noch schwieriger als in der Industrie stellt sich die derzeitige Situation im Handel dar. Der Saldo der Lagebeurteilung fiel von minus acht Prozentpunkten im Januar auf nun minus 33 Prozentpunkte. Rückläufige Verkaufsmengen bewirkten Umsatz- und Ertragseinbußen. Während der Großhandel und die Handelsvertretungen mehrheitlich mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage im Jahresverlauf rechnen, sehen die mittelfränkischen Einzelhändler per Saldo keine Veränderung in den nächsten Monaten.

Relativ am besten, doch noch immer mit einem negativen Saldo der Lageurteile, präsentiert sich der mittelfränkische Dienstleistungssektor, der ebenfalls durch die Nachfragerückgänge in seiner Entwicklung gebremst wurde. Auch unter den Dienstleistern ist die Stimmung wesentlich besser als die Lage: Die Vertreter der Dienstleistungen für Unternehmen, der Medien und der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft rechnen – häufig in der Hoffnung auf wieder steigende Aufträge aus der Industrie – mehrheitlich mit einer Besserung ihrer wirtschaftlichen Situation.
Im mittelfränkischen Gastgewerbe schließen sich sowohl der Bereich der Beherbergung als auch der Verpflegungssektor mit abgeschwächten Urteilen zu ihrer Geschäftslage dem allgemeinen wirtschaftlichen Trend an. Im Gegensatz zu den meisten anderen Branchen sind jedoch die Erwartungen in diesen beiden Teilbereichen der Tourismuswirtschaft nach unten gerichtet. Geringere Umsätze und – insbesondere im Bereich Verpflegung – geringere Erträge lassen hier auch die zukünftige Geschäftsentwicklung in einem düsteren Licht erscheinen.

Investitionen und Beschäftigung
Auch wenn in der Analyse der konjunkturellen Situation nach Branchen durchaus
Anzeichen für eine Erholung ersichtlich sind, lassen die Investitionspläne der mittelfränkischen Unternehmen, die als recht treffsicherer Frühindikator für die mittelfränkische Konjunktur gelten können, einen nachhaltigen Aufschwung bereits in naher Zukunft nicht erwarten. Angesichts rückläufiger Umsätze und Erträge ist die Investitionsbereitschaft bei geringeren finanziellen Spielräumen in den vergangenen Monaten weiter gesunken. Die Unternehmen beschränken sich in allen Branchen vornehmlich auf notwendige Ersatzbeschaffungen, während sowohl Rationalisierungs- als auch Innovations- und Erweiterungsvorhaben in zahlreichen Fällen aufgeschoben werden. Bei sinkenden Investitionen geht aber auch die Bereitschaft zurück, neue Arbeitskräfte einzustellen. So dominieren in allen Bereichen der mittelfränkischen Wirtschaft rückläufige Beschäftigungspläne.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2002, Seite 22

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick