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Investor soll Zukunft sichern

„Mit Grundig ist zu rechnen!“ – so kündigte der Vorstandsvorsitzende der Grundig AG, Dr. Hans-Peter Kohlhammer, auf der Bilanzpressekonferenz die Fortsetzung des bisher verfolgten Kurses an. Das Unternehmen erwarte, im Jahr 2003 wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Kohlhammer gab bekannt, dass Grundig bei der Suche nach einem starken Partner wichtige Schritte voran gekommen sei. „Wir verhandeln mit einem Partner, der uns als leistungsstarker Investor den Rücken stärkt. Er soll uns außerdem bei der Erschließung neuer Wachstumsmärkte Hilfestellung leisten und mit unserem Kurs übereinstimmen.“
„Wir brauchen diese Allianz zur Steigerung unserer Finanzkraft, um zielgerichtete Investitionen in die Zukunft tätigen zu können und die Entschuldung des Konzerns zu erreichen. Mit Hilfe dieses Partners werden wir Innovationsprozesse beschleunigen und die im Markt notwendige Größe wieder erreichen.“ Dies könne auch auf mittlere Sicht der Schaffung neuer Arbeitsplätze bei Grundig dienen. Der eingeschlagene Weg werde von den Banken auch über den 30. Juni hinaus begleitet, um die Verhandlungen mit dem potenziellen Investor zu einem erfolgreichen Abschluss bringen zu können, so Kohlhammer. Das frische Kapital soll aus einer Kombination von Kapitalerhöhung und Übernahme von Anteilen des Großaktionärs Kathrein kommen. Künftig werde es nur noch zwei Gesellschafter geben.

Die Basis für die laufenden Verhandlungen wurde bei Grundig durch die konsequente Umsetzung des Restrukturierungskonzeptes gelegt. Man habe während der vergangenen zwölf Monate zum einen durch eine komplette Neuorganisation des Unternehmens und zum anderen durch eine Vielzahl einzelner Desinvestment- und Restrukturierungsmaßnahmen die erforderliche Allianzfähigkeit hergestellt, erläuterte der Vorstandsvorsitzende.


Sozialplan

Eine wichtige Voraussetzung sei die Erstellung und Realisierung eines Sozialplanes gewesen, der trotz großen Zeitdrucks und einiger Widerstände im Sommer 2001 einvernehmlich zustande gekommen sei. Die Verlagerung der Fertigung von Farbfernsehgeräten von Langwasser nach Wien wurde vollzogen und der Umzug der Zentrale von Fürth nach Langwasser und damit die Konzentration der Zentralfunktionen des Unternehmens abgeschlossen.
Der Bereich Formenbau wurde an die Firma International Tools and Moulds (ITM), der Bereich Messtechnik an das österreichische Unternehmen AVL DiTest GmbH verkauft. Dadurch sei das angestrebte Ziel erreicht worden, eine erhebliche Zahl von Arbeitsplätzen zu erhalten. Der Abbau von Überbeständen in den Lagern wie auch eine starke Reduzierung von Produktvarianten zählten laut Kohlhammer zu den weiteren Maßnahmen, die im Laufe des letzten Geschäftsjahres initiiert und realisiert worden seien.

Im Bereich CIS (Car InterMedia System) befinden sich die Verhandlungen mit dem Ziel, einen strategischen Partner zu finden, derzeit im entscheidenden Stadium.

Die Bürokommunikation soll in Kürze zu hundert Prozent an einen Interessenten veräußert werden, der diesen Geschäftsbereich voll übernehmen will. Auch hier habe der Erhalt von Arbeitsplätzen Priorität.


150 Mio. Euro Jahresfehlbetrag

Wie Finanzvorstand Dr. Günter Moissl erläuterte, war die Umsatzentwicklung des Grundig Konzerns im Jahr 2001 wesentlich von der Restrukturierung (neben der Aufgabe von Geschäftsfeldern) und der sich abschwächenden Marktentwicklung der europäischen Industrie, insbesondere in der Unterhaltungselektronik, geprägt. Der Umsatz lag mit 1,28 Mrd. Euro um knapp zwölf Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Umsatzrückgang im Ausland war dabei höher als der Rückgang des Inlandumsatzes, auf den 2001 rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes entfielen.

Auf dem Gesamtmarkt für Unterhaltungselektronik in Europa musste Grundig einen Rückgang des Marktanteils von 4,2 Prozent auf 3,9 Prozent hinnehmen. Ausschlaggebend war dabei die Entwicklung bei Farbfernsehern. In diesem Segment reduzierte sich der Marktanteil von 8,7 Prozent auf 7,5 Prozent. Im deutschen Markt konnte Grundig bei Farbfernsehern dagegen mit einem Marktanteil von 18,6 Prozent die führende Position behaupten. Insgesamt hält Grundig in Deutschland in 2001 mit 10,2 Prozent Marktanteil in der Reihenfolge der führenden Unterhaltungselektronik-Hersteller weiterhin Rang 3.
Der Konzern weist einen Jahresfehlbetrag von 150 Mio. Euro aus. Davon sind 70 Mio. Euro auf außerordentliche Aufwendungen zurückzuführen, 94 Mio. Euro stammen aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Das Eigenkapital des Konzerns sank auf 31 Mio. Euro. Mit 57 Mio. Euro wurden rund 4,5 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. In diesem Bereich beschäftigt Grundig über 400 hochqualifizierte Mitarbeiter.


Mitarbeiter

Bis zum Jahresende 2001 hat sich der Personalstand insgesamt um 515 Mitarbeiter auf 5 383 verringert, davon im Inland um 404 Mitarbeiter. Die Gründe hierfür lagen in der Entscheidung, die Produktion von Fernsehgeräten in Nürnberg-Langwasser einzustellen, den Formenbau zu verkaufen, den Kundendienst zu straffen und die Produktion in Bayreuth auf Bürogeräte zu konzentrieren. Die Zahl wird wegen der auslaufenden Kündigungsfristen der bereits im Jahr 2001 gekündigten Mitarbeiter bis Mitte 2002 auf unter 4 700 sinken. In Deutschland wird die Mitarbeiterzahl auf unter 2 000 fallen; Ende April 2002 waren rund 1 450 in Langwasser und 60 in Fürth beschäftigt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2002, Seite 36

 
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