Telefon: +49 911 1335-1335

Mit zehn Hubschraubern in der Luft

Die Heli Unionair Fluggesellschaft mbH, Ottensoos, gehört eigenen Angaben zufolge zu den drei größten Helicopter-Betreibern in der Bundesrepublik. Das Unternehmen mit 20 Mitarbeitern und einer Zweigstelle in Leipzig will mittelfristig die Marktführerschaft bei Handel, Vermietung und Technik von Standard-Helicoptern in Deutschland erringen.

Die vom Luftfahrtbundesamt lizenzierte Firma setzt zehn Turbinen-Hubschrauber ein – doppelt so viele als vor fünf Jahren - für unterschiedliche Einsätze ein und arbeitet ausschließlich mit Berufspiloten. Insgesamt 3 000 Stunden sind die Fluggeräte des Unternehmens jährlich in der Luft, angefordert werden sie von Privatpersonen ebenso wie von gewerblichen Kunden.

Bei der Personenbeförderung hat Heli Unionair eine steigende Nachfrage nach exklusiv ausgestatteten Helicoptern der höchsten Sicherheitsklasse festgestellt, weshalb man das Angebot für Unternehmer, Politiker und Künstler deutlich ausbauen will. Neben VIP-Flügen, Zubringerflügen von bzw. zu Flughäfen und Geschäftsreisen sollen aber wie bisher Angebote für „Normalverdiener“ (z.B. Rundflüge) im Programm bleiben. Ein wichtiges Betätigungsfeld sind Ambulanzflüge direkt zum Unfallort (in der Fachsprache „Primäreinsätze“), aber auch so genannte „Sekundäreinsätze“, bei denen Patienten von einem Krankenhaus in eine Spezialklinik verlegt werden. Zwei Rettungshubschrauber von Heli Unionair sind auf dem Flughafen Leipzig-Halle stationiert.

Zunehmend werden die Piloten des Ottensooser Unternehmens für Spezialeinsätze
angefordert: Hochspezialisierte Firmen, die sperrige und schwere Lasten an schlecht
zugänglichen Orten montieren müssen (z.B. Mobilfunkmasten), verlassen sich auf die wendigen Hubschrauber. Mehrere hundert Flugstunden pro Jahr absolvieren die Piloten im Auftrag von Energieversorgungsunternehmen, die Hochspannungsleitungen von der Luft aus kontrollieren. Forstverwaltungen wissen Hubschrauber bei der Kalkung der Wälder, bei Holztransporten oder Sprühaktionen zu schätzen. Eine wichtige Kundengruppe von Heli Unionair sind die Medien, die Hubschrauber nach Unternehmensangaben „wegen der unvergleichlichen Aufnahmeperspektiven inzwischen fast routinemäßig nutzen“. Neben der Produktion von Werbe- und Dokumentarfilmen, werden Helicopter auch bei der tagesaktuellen Berichterstattung eingesetzt, um schnell an Schauplätze zu gelangen. Ein stark zunehmendes Interesse registriert die Ottensooser Firma, die von Geschäftsführer Johannes Krüger geleitet wird, bei sehr eiligen Transporten, z.B. von Organen zu Transplantationen oder von Teilen, die dringend in der Produktion gebraucht werden.

Heli Unionair war 1989 als reiner Helicopter-Betreiber gestartet, hat in der Zwischenzeit jedoch eine Reihe neuer Geschäftsfelder erschlossen: Zu den Aktivitäten gehören der Handel mit Helicoptern und -teilen (auch um die eigene Flotte laufend modernisieren zu können), das Verchartern von Hubschraubern und die Ausbildung von Flugschülern in der eigenen Flugschule. Ein eigener Wartungsbetrieb, in dem auch die Wartung fremder Hubschrauber geplant ist, sowie ein Geschäft mit Bekleidung und anderen zunehmend gefragten „Fan-Artikeln“ vervollständigen die Aktivitäten.

In den letzten Jahren hat das Unternehmen laufend investiert, zuletzt ca. zehn Mio. Euro in die Anschaffung zweier neuer Hubschrauber, von denen einer als deutschlandweit modernster Rettungshubschrauber in Leipzig stationiert ist und einer als VIP-Helicopter der Spitzenklasse für sieben Passagiere ausgerüstet wird. Für das laufende Jahr sind die Anschaffung weiterer Fluggeräte, der Ausbau des Wartungsbetriebes und damit zusammenhängend die Einstellung weiterer Mechaniker und Prüfer vorgesehen. Das Firmengelände, das bereits erheblich erweitert worden war, soll 2002 weiter bebaut werden.

Der eigene Wartungsbetrieb trägt nach Firmenangaben dazu bei, einen Teil der Kostensteigerungen in der Branche, die durch den starken Dollar verursacht werden, aufzufangen. Denn sowohl Flugtreibstoff als auch Hubschrauber und Ersatzteile werden auf dem internationalen Markt gehandelt und in Dollar abgerechnet. Wegen der schwierigen Konjunkturlage ist aktuell auch ein Rückgang der Buchungen zu beobachten.

Sehr zufrieden ist die Heli Unionair Fluggesellschaft mbH, die in naher Zukunft mit einem Marktführer im Jet-Bedarfscharter in München fusionieren will, dagegen mit dem mittelfränkischen Standort: Die Nähe zum Nürnberger Flughafen wirke sich sehr positiv aus, da Zubringerdienste per Hubschrauber vom und zum Flughafen angeboten werden könnten. Die zentrale Lage in Bayern ermögliche zudem ein schnelles Anfliegen aller Ziele in Süd- und Mitteldeutschland und im angrenzenden Ausland (vor allem Flüge in die Tschechische Republik werden zunehmend gebucht). Der Hubschrauber legt die Strecke Nürnberg – Frankfurt in 60 Minuten zurück, nach Prag braucht er 70, nach Berlin 100 Minuten.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2002, Seite 30

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick