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Vertrag unterzeichnet, Titel gilt ab sofort

Ab sofort hat Nürnberg ein Staatstheater. Bayerns scheidender Kunstminister Dr. Hans Zehetmair und Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly unterzeichneten Mitte September in der Oper Nürnberg die Rahmenvereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Nürnberg. Die Tinte war noch nicht trocken, als Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Julia Lehner die Frage aufwarf, ab wann der Titel „Staatstheater“ geführt werden dürfe. Mit fester Stimme ließ sie die Antwort sogleich folgen: „Ich meine, ab sofort!“ Überrascht, aber wohlwollend gefasst, erklärte Zehetmair, er habe keine Einwände.

Er bezeichnete die Überführung des städtischen Theaters in das erste Staatstheater Bayerns außerhalb der Landeshauptstadt München als „bundesweit einmaligen Kraftakt sowie unmissverständliches Bekenntnis zum Stellenwert von Kultur und Theater in unserem Land“. In Zeiten, die von Engpässen in allen öffentlichen Kassen geprägt sind, setze die Bayerische Staatsregierung zusätzliche Mittel für das Nürnberger Theater ein, betonte Zehetmair. Zugleich sei die Entscheidung eine „Anerkennung des hohen Niveaus der am Theater Nürnberg geleisteten Arbeit, die das Haus zu einer ersten Adresse auch im bundesweiten Vergleich gemacht hat“.

Innenminister Dr. Günther Beckstein und IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt zeigten sich über die Vertragsschließung sehr erfreut: Gerade für die Wirtschaftsregion Nürnberg spiele die Kultur eine entscheidende Rolle. Oper, Ballett und Schauspiel Nürnberg böten eine hervorragende Qualität, die unter dem Dach des Staatstheaters Nürnberg weiter ausgebaut werden soll. Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly hob hervor, dass die Unterzeichnung der Vereinbarung ein Meilenstein auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel sei, das Theater Nürnberg zum Staatstheater Nürnberg zu erheben. Maly: „Wichtig ist, dass wir in der Vereinbarung den Zeitpunkt festgelegt haben, bis zu dem der Prozess abgeschlossen sein wird. Bei der Umsetzung werden wir wahrscheinlich noch einige Teufelchen im Detail entdecken. Aber ich bin sicher, dass wir sie mit einem gemeinsamen Willen auch austreiben werden.“ Mit dem ersten bayerischen Staatstheater außerhalb Münchens zeige die Staatsregierung, welche Bedeutung sie dem Kulturstandort Nürnberg beimisst, fügte Beckstein hinzu. Der Freistaat habe bereits in den letzten Jahren hierzu einen erheblichen Beitrag geleistet, etwa durch die Beteiligung am Dokumentationszentrum, die Errichtung des Neuen Museums Nürnberg – Staatliches Museum für Kunst und Design – und den Zuschuss für den Stadionausbau.

Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber hatte die Entscheidung zur Überführung der Städtischen Bühnen Nürnberg in ein Staatstheater am 22. Mai öffentlich bekannt gegeben und dabei die gemeinsame Trägerschaft, die Umsetzung der Überführung in einem Stufenplan und die hälftige Finanzierung von Freistaat und Stadt als Eckpunkte genannt. Die Kernpunkte der geschlossenen Vereinbarung schreiben im Einzelnen folgenden Finanzierungs- und Zeitplan verbindlich fest: Der Freistaat Bayern erhöht seinen bisherigen Anteil an der Finanzierung des Nürnberger Theaters von 28 Prozent oder 8 Mio. Euro – beginnend im nächsten Jahr und über einen Zeitraum von fünf Jahren – bis 50 Prozent erreicht sind. Es ist damit zu rechnen, dass der Freistaat dann insgesamt rund 15 Mio. Euro trägt. Das Theater soll eine neue Rechtsform erhalten, die den geeigneten Rahmen für eine paritätische Verantwortung von Staat und Stadt darstellt. Die neue Trägerschaft soll spätestens zur Spielzeit 2005/2006 in Kraft treten.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2003, Seite 32

 
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