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Produktion ausschließlich in Deutschland

„Alles hat begonnen in einer kleinen Wohnung mit 50 Quadratmetern hier in Fürth“, erzählt Heinz Bruder, dessen Vater 1926 das Unternehmen Bruder Spielwaren GmbH & Co. KG gegründet hatte, das mittlerweile in dritter Generation von Paul Heinz Bruder geführt wird. Heute umfasst das Firmengelände allein 47 000 Quadratmeter überbaute Fläche. Die neueste Investition, eine Lagerhalle von 6 000 Quadratmetern, war eine bewusste Entscheidung für den Standort Deutschland, so das Familienunternehmen, das zu den führenden Anbietern von hochwertigen Kunststoff-Fahrzeugen zählt. Bei „modellmäßigen“ Fahrzeugen im Maßstab 1 : 16 sei man Marktführer.

Auch wenn bei einem eigentümergeführten Unternehmen immer das persönliche Umfeld mit eine Rolle spiele und mancher Mittelständler da eher aus dem Bauch heraus entscheide, glaubt Geschäftsführer Paul Heinz Bruder, „dass es hier nach wie vor eine Chance gibt. Auch wenn man ganz klar sagen muss, dass die Rahmenbedingungen nicht ideal sind“. Als Beispiele nannte er Öko-Steuer, Sozialabgaben und Lohnnebenkosten sowie die anstehende Lkw-Maut, die für seinen Betrieb zu einer Kostensteigerung von 0,5 Prozent führen werde. Bruder konkurriert ohnehin mit Spielzeugherstellern aus Fernost, die viele Produkte deutlich billiger herstellen können. Da sie nicht für jede Lieferung nach Europa über deutschen Boden müssten, treffe diese Belastung die heimischen Hersteller stärker.

Trotzdem produziert Bruder entgegen dem allgemeinen Trend ausschließlich in Deutschland und hat alle Unternehmensbereiche zentral in Fürth-Burgfarrnbach zusammengelegt. Die gute Infrastruktur der Region, kurze Entscheidungswege und Einsparungen in der Mitarbeiterkommunikation sind Argumente für diese Strategie; es wirke sich positiv auf das Betriebsklima aus, da für die Mitarbeiter der ganze Weg von der Entwicklung über die Produktion bis zum Versand übersichtlich sei. Zudem spielen bei der Herstellung der Kunststofffahrzeuge rein handwerkliche Tätigkeiten eine untergeordnete Rolle. „Für ein handbemaltes Fahrzeug müssten wir auch nach China gehen“, gibt Paul Heinz Bruder zu. So kann er selbst bei seinen Zulieferungen zu 95 Prozent auf Produktionen aus so genannten Billiglohnländern verzichten. Lediglich kleines elektrisches Zubehör, das u.a. Motorengeräusche erzeugt, wird aus Asien eingekauft.

Das neue Lager, in dem 12 000 Euro-Paletten zehn Meter hoch gestapelt werden können, ist für größere Waren ausgelegt und nicht für den täglichen Bedarf gedacht. Die Bestellungen, die bei Bruder eingehen, erfordern immer mehr just-in-time-Bearbeitung. Der Anspruch des Handels gehe zunehmend dahin, auch große Mengen erst kurzfristig zu ordern, um sich so ein eigenes großes Warenlager zu sparen. Bruder hat die Investition fünf Mio. Euro gekostet. Nach einer guten Unternehmenskonjunktur im letzten Jahr - der Betrieb machte rund 32 Mio. Euro Umsatz (2001 waren es noch 25 Mio. Euro) - war man entschlossen, die zuvor knappen Kapazitäten aufzustocken. Eine Entscheidung, die Staatsminister Dr. Günther Beckstein bei der Einweihung der neuen Lagerhalle als mutig lobte. Nun lässt das Gelände noch Platz für weitere Investitionen. Wenn sich das Unternehmen weiter positiv entwickelt, will Bruder es für ein automatisches Logistikzentrum, eine Produktionserweiterung und einen neuen Verwaltungstrakt nutzen.

IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt würdigte anlässlich der Lagereinweihung das Engagement von Bruder in der Aus- und Weiterbildung. Unter den 210 Beschäftigten des Unternehmens seien 17 Auszubildende. Für Bruder sei die Ausbildung „eine wichtige Quelle für qualifiziertes Personal“. „Die Erfolgsstory der Branche der letzten Jahre“ nannte Dr. Volker Schmid, der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Spielwarenindustrie, die Entwicklung von Bruder. In den letzten zehn Jahren habe der Spielzeugmarkt zehn Prozent verloren, während Bruder seinen Umsatz vervierfacht habe; die Zahl der Mitarbeiter in der Spielwarenindustrie sei um ein Drittel zurückgegangen, Bruder habe die Zahl seiner Beschäftigten verdoppelt.

Für die Zukunft strebt das Unternehmen ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent pro Jahr an. 54 Prozent seiner Kunststofffahrzeuge exportiert Bruder in weltweit über 50 Länder, wobei der Schwerpunkt des Geschäfts in der EU liegt. Die Unternehmensstrategie ist es dabei, „das Geschäft auf viele Füße zu stellen und nicht nur Großkonzerne, sondern auch Einzelhändler zu beliefern“, erklärt Paul Heinz Bruder. Außerdem investiert der Betrieb rund 15 Prozent seines Jahresumsatzes, vorrangig in Entwicklung und neue Maschinen.

wb
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2003, Seite 50

 
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