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Teil VIII: Landauer Altar (1511)

Dürer hat verhältnismäßig wenige Altarbilder geschaffen, doch gehören sie ebenfalls zu den großartigen Meisterwerken der Kunstgeschichte und den Glanzleistungen seines malerischen Schaffens. Portrait, Selbstbildnis, religiöse Figuren, Landschafts- und Pflanzendarstellung sowie italienische, aber auch traditionelle und zeitgenössische Anregungen aus der heimatlichen Nürnberger Altarkunst konnte er hier zu einer eigenen, neuartigen Bildsprache verdichten.

Umfassende Analysen von Doris Kutschbach machen deutlich, dass das Malergenie Dürer durch vielschichtige Rezeption und vor allem konsequente Weiterentwicklung im eigenen Werk den Schritt vom mittelalterlichen Flügelaltar zum Eintafelaltar der Renaissance vollzog. Der nach seinem Stifter benannte „Landauer Altar“ steht als grandioser Höhepunkt am Ende der Entwicklungsreihe der realisierten Altartafeln. Eine der innovativsten nördlich der Alpen – Dürer hat sie für den Kapellenneubau des Zwölf-Bruderhauses, des Altersheims für unschuldig in Not geratene Handwerker, geschaffen. Stifter und Auftraggeber war Matthäus Landauer. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1508 dokumentiert, dass der portalartige Rahmen von Anfang an Teil der inhaltlichen Konzeption war. Es entsprach Dürers universellem Geist, ein interdisziplinäres, gattungsübergreifendes Werk in bewusster Korrespondenz zu Bauplastik und Glasfenster zu entwickeln.

Thematisch bezieht er sich in der vielfigurigen „Himmel und Erde Komposition“ auf die Heilige Dreifaltigkeit, der die Kapelle geweiht war. Das Gemälde wird in der Forschung überwiegend als Civitas Dei, als Vision des Gottesstaats nach dem Jüngsten Gericht, gemäß der Beschreibung von Kirchenvaters Augustinus (354-430) als Metapher für das christliche Weltbild und die Idee der vollkommenen Gesellschaft in Form einer christlichen Gemeinde gesehen. Trotz aller Komplexität und unerschöpflichen Interpretationsmöglichkeiten war es Dürers Anliegen, dass die Handwerker einen Zugang zu dieser Grundidee und somit Trost finden konnten. Johann Konrad Eberlein sieht darin zugleich eine Visualisierung der „politischen Wunschvorstellung der Reichs-Stadt Nürnberg.“

Während das Originalbild 1585 an Kaiser Rudolf II verkauft wurde und sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet, blieb der außergewöhnliche Rahmen, den Dürer entwarf, in Nürnberg und ist nun im Germanischen Nationalmuseum.

Autor/in: 
Eva Schickler
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2004, Seite 30

 
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