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Erste Max-Planck-Forschungsgruppe an einer Universität

 

Die erste Max-Planck-Forschungsgruppe, die direkt an einer Universität arbeiten soll, wurde in Erlangen offiziell eröffnet. Auch der bayerische Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel war in das neue Institutsgebäude in der Günther-Scharowsky-Straße 1/Siemensgebäude gekommen.

Die Max-Planck-Gesellschaft hatte bereits 2001 beschlossen, Max-Planck-Forschungsgruppen an Universitäten einzurichten. Die Erlanger Max-Planck-Forschungsgruppe für Optik, Information und Photonik, für deren Errichtung sich auch die IHK nachhaltig eingesetzt hatte, ist ein zunächst auf fünf Jahre befristetes Gemeinschaftsprojekt des Freistaats Bayern und der Max-Planck-Gesellschaft, das als Institut der Universität Erlangen-Nürnberg geführt wird. Ziel der Forschungsgruppe ist es, die gesamte Bandbreite der modernen Optik von der klassischen Optik bis zur Quantenkommunikation unter einem Dach zu vereinen. Die Einrichtung der Max-Planck-Forschungsgruppe wird von der Universität Erlangen-Nürnberg als eine große Bereicherung für ihre Optikforschung, aber auch als ein wichtiges Signal für die gesamte Region Nordbayern angesehen.

Die Kooperation mit Siemens ist für die Max-Planck-Gesellschaft von besonderer Bedeutung, da die neue Forschungsgruppe in einem Gebäude auf dem Siemens-Forschungsgelände angesiedelt ist, das speziell für diesen Zweck umgebaut wurde. Dort stehen der Forschungsgruppe, die bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigen wird, 2 600 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Anlässlich der Eröffnung veranstaltete die Forschungsgruppe unter dem Titel „Frontiers in Modern Optics“ ein hochrangig besetztes wissenschaftliches Symposium zu Fragestellungen der modernen Optik.

Die Max-Planck-Forschungsgruppe umfasst drei Abteilungen: Die Forschungsarbeiten der Abteilung I (Prof. Gerd Leuchs) verteilen sich über ein weites Spektrum der modernen Optik. Anhand optischer Technologien wie der Interferometrie sowie trigonometrischer Verfahren entwickeln die Wissenschaftler Methoden, mit deren Hilfe man die dreidimensionale Form von Körpern mit optisch glatten oder auch rauen Oberflächen bestimmen kann. Die dazu untersuchten Objekte reichen von einer Statue aus dem Bamberger Dom bis hin zu asphärischen Linsen für die Lithografie mit extrem ultraviolettem Licht. Ziel ist es hierbei, sowohl neue Methoden zu entwickeln als auch deren Messempfindlichkeit und Präzision zu erhöhen. Dazu gehören die Entwicklung und der Bau neuer mikrooptischer Instrumente. Ein weiteres Forschungsgebiet sind die Eigenschaften optischer Felder auf der Wellen- und Subwellenlängen-Skala sowie ihre Wechselwirkungen mit kleinen Strukturen, auch als „Nano-Photonik“ bekannt. Die Nanophotonik ist für die Mikroskopie, die Lithographie, die optischen Datenträger sowie die Quanteninformation von großer Bedeutung. Hier wollen die Forscher möglichst rasch bestehende Erkenntnisgrenzen überwinden.

In der im Aufbau befindlichen Abteilung II von Prof. Lijun Wang konzentriert man sich auf die Laser-Forschung. So versuchen die Forscher mit einem einzelnen eingefangenen Indium-Ion als Quantenoszillator die Frequenz eines ultrastabilen Lasers zu regulieren und – darauf aufbauend – eine Atomuhr zu bauen, die mit Hilfe eines optischen Frequenzstandards arbeitet. Eine solche „optische Atomuhr“ bietet zahlreiche Vorteile gegenüber konventionellen Radiofrequenz-Atomuhren. Außerdem dürfte die auf einem Indium-Ion basierende optische Uhr eine wesentlich größere Präzision als die derzeit genauesten Atomuhren erreichen. Auf die Optik als Mittel zur Präzisionsmessung gestützt, wollen die Wissenschaftler aber auch ein hochgenaues absolutes Schwerkraftmessgerät konstruieren, um Variationen der Erdanziehungskraft in Echtzeit messen zu können. Ein Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie durchgeführt wird. Im Bereich der Materialverarbeitung sollen Experimente mit einem intensiven Ultrakurzpulslaser durchgeführt werden: Ein fokussierter, gepulster Laser kann die optischen Eigenschaften transparenter Stoffe, wie etwa Glas, permanent verändern. Das ermöglicht es, verschiedene optische Strukturen für zukünftige Anwendungen in der Telekommunikation zu entwerfen und zu erzeugen. Darüber hinaus sollen neue Einsatzmöglichkeiten für Laser in der Biologie und Medizin erforscht werden.

Die künftige Abteilung III wird sich vorrangig der Erforschung neuartiger optischer Materialien, mit Techniken zur Mikroskopierung derartiger Materialien sowie mit den physikalischen Eigenschaften von räumlich stark begrenztem Licht widmen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2004, Seite 27

 
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