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Mittelfranken mit Weltneuheiten präsent

 

Die Weltleitmesse CeBIT bleibt für die IT-Region Mittelfranken das Fenster zur Welt. 63 Unternehmen und Institutionen aus dem Großraum präsentierten in Hannover ihr Angebot aus Informationstechnologie, Software und Telekommunikation für rund 600 000 Besucher. Denn Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (ITK) sind in Deutschland wieder auf Wachstumskurs. Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom (www.bitkom.org) wird die ITK-Branche im laufenden Jahr um 2,5 Prozent zulegen, nachdem 2003 mit einem minimalen Plus von 0,3 Prozent bereits die Trendwende eingeleitet wurde. Für 2005 rechnet der Verband gar mit einem Wachstum von 3,7 Prozent. Dann würde die Branche wieder ihre Rolle als Konjunkturmotor einnehmen.

Mit der Beteiligung aus Mittelfranken konnte das Vorjahresniveau wieder erreicht werden, die Abgänge konnten durch Neuaussteller wieder ausgeglichen werden, so Knut Harmsen, bei der IHK zuständig für Informationstechnologie. 17 Unternehmen reisten erstmals zur CeBIT an, darunter die Happurger BIG Banking Group, die Hilpoltsteiner team.softworx, das Fürther CRM-Centrum, aus Erlangen Infopeople und K7 IT-Solutions sowie aus Nürnberg etwa die Foto-Quelle, GL Consult oder Golla Sales Office Germany.

Der Siemens-Bereich Medical Solution (www.siemens.de), Motor des „medical valley Erlangen“, stellte „Deutschlands innovatives Telemedizin-Portal“ vor. Das Portal TempoBy ermöglicht einen schnellen und sicheren Informationsaustausch zwischen den bayerischen Kliniken untereinander sowie zwischen Arztpraxen via Internet. Mediziner können beispielsweise bei Unfallopfern mit Kopfverletzungen die Röntgenaufnahmen zu weiteren Experten schicken, um sich vor einem operativen Eingriff abzusichern. „Ohne TempoBy werden Krankendaten per Taxi zeitaufwändig hin und her gefahren“, erläuterte Ulrich Maier von Siemens Med. Für die Übertragung von Patientendaten wurde eine angemessene Sicherheitslösung integiert. Der Missbrauch sei quasi unmöglich, denn, so Siemens, die Technik sei auch militärgeprüft.

Datensicherheit beim Mobilfunk hat sich der Nürnberger CeBIT-Neuling IICS (Integrated Information & Communication Systems; www.iics.de) auf die Fahnen geschrieben. Die neue Generation der Multimediakarte mit integriertem Kryptocontroller kann auf der Basis der neuesten Flash-Speicherkarten Lücken bei Sicherheit und Praktikabilität für mobile Anwendungen schließen. Zwar hat der Mobilfunk eine kaum vorstellbare Marktdurchdringung erreicht, die wachsenden Anforderungen an die Sicherheit sind aber aus IICS-Sicht bis heute nur unzureichend erfüllt. Die angebotenen Lösungen böten ein hohes Sicherheitsniveau und unterstützten alle derzeit für bankfachliche Anwendungen gebräuchlichen kryptographischen Algorithmen und Funktionen.

Auch die Bintec Access Networks (www.bintec.de) aus Nürnberg rüstete im Sicherheitsbereich nach. Bisher, so Bintec-Chef Thomas von Baross, fehle in den Unternehmen zwar noch ein angemessenes Sicherheitsbewusstsein, die Angriffe von Hackern und Viren sorgten aber zunehmend für eine Sensibilisierung. Auch beim großen CeBIT-Thema WLAN (Wireless Local Area Network), bei dem sich Notebook-Nutzer an Flughäfen, in Bahnhöfen oder Hotels direkt und drahtlos ins Internet einwählen können, werde vielfach auf den eigenen Datenschutz verzichtet. Abhilfe könne die aktualisierte Router-Software bieten, die eine sichere Verschlüsselung beinhalte und den einzelnen Nutzern im Netzwerk unterschiedliche Volumen-, Zeit- oder Sicherheitsrechte zuweise. Unerwünschte Internet-Inhalte ließen sich mit Content Filtering zuverlässig blockieren. Mit Load Balancing lasse sich der Datenverkehr auf einzelne Leitungen verteilen, um mehr Übertragungsbandbreite und zusätzliche Sicherheit zu schaffen. Denn bricht der Übertragungsweg etwa per ISDN zusammen, weil ein Bagger die Leitungen gekappt hat, weiche der Route auf den Übertragungsweg Handy oder Satellit aus. Damit sei man weltweit der einzige Anbieter: „Wir sind mit unserer Technologie dem Markt voraus.“ Im Standardgeschäft könne man gegen die Massenhersteller aus Fernost nicht ankommen.

„Netzsicherheit ist momentan eine der größten Herausforderungen für die Bell Labs“, unterstrich die Chefin des US-Telekommunikationskonzerns Lucent Technologies (www.lucent.de), Patricia Russo. Die Lucent-Experten entwickeln Industriestandards und Sicherheitsprotokolle sowie Sicherheitssysteme und -dienste für Regierungsbehörden. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass Verträge mit europäischen Festnetz- und Mobilfunkanbietern für über 250 Mio. Euro unter Dach und Fach seien. Sie umfassen das gesamte Produktportfolio von Optischer Netzausrüstung, Lösungen für VoIP (Voice over IP) und Breitbandzugänge sowie schnelle mobile Datendienste und Netzmanagement-Software. Außerdem verlängerte die Deutsche Telekom (T-Com) ihren Rahmenvertrag über die Lieferung von optischer Transporttechnik. Die integrierten Dienste auf Basis der optischen Lösungen trügen dazu bei, dass T-Com die Komplexität ihres Netzes und ihre Betriebskosten reduzieren kann. Im Rahmen des Vertrages wird mit dem kompakten „Zugangsmultiplexer“ ein neues Produkt im Zugangsbereich des Transportnetzes eingeführt. Das Netz erhält so genannte MultiService Switches, die die Übertragungsleistung der Schnittstellen auf 40 Gigabit pro Sekunde hochrüsten.

Die Erlanger Astrum (www.astrum.de) stellte unter anderem den Prototyp des Personal-Planungs-Portals „Pl@to Pro“ (Plan together) vor. Es ermöglicht eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit sowie mehr betriebliche Transparenz durch eine Unternehmenssteuerung mittels Zielvorgaben. Von Flaute war beim Personalsoftware-Spezialisten für die Fertigungswirtschaft nichts zu spüren, so Astrum-Geschäftsführer Horst-Werner Feldmann: „Die Messe läuft wider Erwarten gut.“

Optimismus herrschte auch auf dem Astrum-Partnerstand von Pro Client, Erlangen (www.pro-client.de). Die elf Mitarbeiter konzentrieren sich ausschließlich auf den Vertrieb und sind laut Geschäftsführer Roberto Herterich Astrums „Vertriebs- und Kooperationspartner Nr. 1“. Bundesweit werden exklusiv die Kundensegmente Gesundheit, Feuerwehr und Rettungsdienst abgedeckt. Pro Client habe 2003 das bisher beste Geschäftsjahr gehabt, 2004 soll es weiter aufwärts gehen. „Sonst würden wir nicht investieren“, betonte Herterich.

Auf dem Gemeinschaftsstand der Nürnberger Technologietransferstelle Bayern Innovativ (www.bayern-innovativ.de) fand sich in diesem Jahr mit der Nürnberger aveniox (www.aveniox.de) nur ein einziger mittelfränkischer Aussteller, der sich gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik III (www.wi3.uni-erlangen.de) der Uni Erlangen Nürnberg präsentierte. Der Integrationsspezialist konzentriert sich auf Portallösungen, die Anwendungen, Dienste und Inhalte aus verschiedensten Informationsquellen in eine einheitliche, browserbasierte Oberfläche am Arbeitsplatz der einzelnen Mitarbeiter integrieren. Durch eine vorab definierte Rollen- und Rechteverteilung erhält jeder Mitarbeiter seiner Funktion gemäß die Informationen und Anwendungen, die er für seine tägliche Arbeit benötigt.

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS (www.iis.fraunhofer.de) aus Erlangen hat mit dem Multi-Bus-Controller so genannte OSGi-Plattformen (Open Gateway Services Initiative) auch für Steuerungsaufgaben in der Automatisierungstechnik erschlossen. Dezentral und eingebettet ermöglicht der Controller die Kommunikation zwischen verschiedenen Bus-Systemen sowie diversen Steuer-Eingängen und -Ausgängen. Das Controllermodul kann einfach in Maschinensteuerungen integriert werden. Als kostengünstige Alternative ersetzt es den sonst notwendigen zentralen Industrie-PC. Die Fraunhofer-Entwicklung ist eine auf die Anwendung zugeschnittene Minimal-Lösung und kann zusätzlich um Software für weitere Dienste erweitert werden. Auf der CeBIT wurde die Steuerung eines Roboters durch den OSGi Multi-Bus-Controller gezeigt.

Fast jede zweite Softwareeinführung im Unternehmen scheitert, hieß es am Stand der Laufer Unternehmensberatung für Softwareauswahl, UBK (www.ubkgmbh.de). Denn anstatt zunächst die betriebsindividuellen Anforderungen der Prozesse an Mitarbeiter, IT und Produkte in einer komplexen Organisationsstruktur sichtbar zu machen, kaufe man sich zunächst eine Software. Erst dann werde festgestellt, dass bestimmte Prozessabschnitte nicht oder nur ungenügend erfasst werden. UBK schätzt die Zahl der Softwarekäufer, die ihren eigenen Bedarf nicht ausreichend kennen, auf etwa 80 Prozent. UBK-Chef Walter Kolbenschlag garantiert mit seinen 35 Beratern sowie weiteren 70 externen Spezialisten dagegen eine neutrale IT-Beratung, die in einem weiteren Schritt in einer Softwareempfehlung münden kann. Eine Provision von den Softwarehäusern für die Laufer ist kategorisch ausgeschlossen: „Wir verdienen ausschließlich am Beraterhonorar.“

Institut für Software-Qualität gegründet
„Wir sind einmalig in Europa“, stellte der wissenschaftliche Direktor Prof. Dr. Bernd Hindel bei der Bekanntgabe des neuen International Software Quality Institute (iSQI) auf der CeBIT klar. Das iSQI ist eine Tochter des Erlanger Arbeitskreises Software-Qualität Franken ASQF und wird durch das Bayerische Wirtschaftsministerium, die Software-Offensive Bayern sowie das Software-Forum Bayern gefördert. Ziel ist es, als zentrale Anlaufstelle für Software-Qualität in Bayern, Deutschland, Europa und darüber hinaus zu agieren.

Das iSQI wird künftig den gesamten Bereich der Zertifizierungen des ASQF-Programme und die SPiCE-Assessoren-Ausbildung nach IntACS (International Assessor Certification Scheme) betreuen. Schon heute ist ein Weiterbildungsstandard aus Erlangen zum internationalen Maßstab geworden und gewinnt etwa auch in Indien an Bedeutung. Künftig werden unter dem Dach des non-profit-Instituts sowohl Normen entwickelt, als auch branchenspezifisch modifiziert und fortgeschrieben. Denkbar sind beispielsweise EU-Standards für die Luft- und Raumfahrt (SPiCE for Space) oder für die Autoindustrie (Automotive SPiCE). Ebenfalls ist iSQI für die Abnahme der Zertifikate zuständig. Hindel: „In einer
globalisierten Welt brauchen wir diese Standards, damit Deutschland seine Software in die ganze Welt verkaufen kann“. Michael Nordschild, Geschäftsführer der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft e.V. NIK (www.nik-nbg.de) pflichtete Hindel bei: „Damit ist klar: Hier ist die Region für Software-Qualität.“

Thomas Tjiang
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2004, Seite 28

 
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