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Unternehmen forcieren ihre Vorbereitungen

 

Basel II und Rating – Begriffe, die noch vor zwei Jahren für Unruhe in Unternehmen gesorgt haben – bedürfen heute keiner Erläuterung mehr. In allen Kreditinstituten sind schon seit Monaten die internen Rating-Verfahren im Einsatz, die mit den Neuregelungen der Kreditvergabe durch den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht bei der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr bis 2006 international in Kraft treten sollen.

Die Schritte auf dem Weg zu Basel II werden weitgehend planmäßig abgearbeitet, mit dem dritten Konsultationspapier, das Ende April 2003 veröffentlicht wurde, änderten sich nur noch Details der vorgesehenen Regeln zur Eigenkapitalunterlegung von Bankkrediten an den unternehmerischen Mittelstand.

Die klare Richtung der Anforderungen an die bankinternen Ratings erleichtert es den Unternehmen, sich auf die neuen Regeln einzustellen und damit das Rating-Ergebnis positiv beeinflussen zu können. Entscheidender Ansatzpunkt für Gespräche mit Kreditinstituten: Unternehmen müssen überzeugend darlegen, dass sie ihren Verpflichtungen aus dem Kredit künftig problemlos nachkommen können.

Ansatzpunkte für gute Rating-Ergebnisse
Um ein gutes Rating zu erzielen, müssen zukunftsbezogene Aspekte stärker als bisher betont werden. Harte quantitative Größen, also Kennzahlen zur Finanz-, Vermögens- und Ertragslage aus dem Jahresabschluss, bleiben wichtig. Speziell auf eine Verbesserung der Eigenkapitalquote und der Rentabilität werden Kreditinstitute verstärkt achten, denn in diesen Punkten weisen deutsche Unternehmen gerade im internationalen Vergleich deutlichen Nachholbedarf auf. Angesichts der höheren Anforderungen an die Transparenz sind zudem aktuelle unterjährige Daten unverzichtbar für ein gutes Bonitätsurteil.

Neben den harten Kennzahlen stehen nun aber auch qualitative Prüfungen an: Zentral dabei sind betriebswirtschaftliche Planungs- und Steuerungsinstrumente wie Berichtswesen, Kostenrechnung und Controlling. Kreditinstitute fragen heute auch kleine und mittlere Unternehmen nach aussagekräftigen Liquiditäts- und Rentabilitätsplanungen und fordern bei Kreditanfragen eine umfassende Investitionsrechnung mit Ermittlung von Kapitalbedarf, Break-Even und Kapitaldienstfähigkeit. Auch Fragen zu Unternehmensführung und –strategie bis zur Organisation von Prozessen gehen in das Rating ein, bestimmen sie doch die zukünftige Wettbewerbsposition und damit letztlich das Kreditrisiko. Wie im Falle der harten Kennzahlen ist auch bei qualitativen Kriterien Transparenz, Offenheit und zeitnahe Kommunikation mit dem Kreditinstitut oberstes Gebot.

Für manchen Unternehmer mögen diese Anforderungen an eine offene Kommunikation und an das betriebswirtschaftliche Know-how gewöhnungsbedürftig sein. Doch die Anstrengungen, die in mittelständischen Unternehmen mit Blick auf das Rating heute unternommen werden, versprechen sich gleich doppelt zu rechnen. Zum einen winken mit einem guten Rating verbesserte Kreditkonditionen, zum anderen sind gerade die qualitativen Faktoren geeignet, Wirtschaftlichkeitspotenziale im Unternehmen aufzudecken und auszuschöpfen.

„Fitness-Check Rating“
Viele mittelfränkische Unternehmer haben verstanden, welche Chancen das Rating für sie bietet. Einen Beleg für die intensiven Vorbereitungen auf Kreditgespräche liefert die intensive Nutzung des „Fitness-Check Rating“ auf den Internet-Seiten der IHK Nürnberg für Mittelfranken (www.ihk-nuernberg.de). Dieses Angebot hat sich als anonymer und kostenloser Online-Selbsttest bewährt. Die Einzelfragen zeigen schnell ein Stärken-Schwächen-Profil des Unternehmens in seiner Vorbereitung auf das Rating auf. Der Selbsttest wurde von Rödl & Partner entwickelt und der IHK zur Verfügung gestellt, die mit der Weiterentwicklung für das Internet und der Freischaltung im August 2002 eine bundesweite Führungsrolle einnahm. Während der gut eineinhalb Jahre im Netz wurde der „Fitness-Check“ über 10 000 Mal aufgerufen, rund 2 500 Unternehmen haben den Selbsttest vollständig durchgeführt.

Nachholbedarf bei Controlling und Strategie
In der Auswertung des anonymisierten Datenbestandes zeigt sich der Handlungsbedarf für einen großen Teil des Mittelstandes: Vor allem im Controlling und in der strategischen Planung offenbaren sich über alle Branchen hinweg noch Schwächen. Dagegen werden die Qualität der Mitarbeiter sowie die Technologie in den Unternehmen als gut und die Risiken aus rechtlicher Sicht (Haftungsfragen, Handelsbeschränkungen etc.) als gering eingeschätzt. Bewertet man die Antworten zu den Einzelfragen des Selbsttests mit Schulnoten von 1 bis 5, so resultiert ein Gesamt-Durchschnitt von 2,94. Jeder vierte Teilnehmer zeigt sich dabei mit einem Durchschnitt von 2,5 oder besser als besonders gut gerüstet.

Erfreulich ist daneben die Entwicklung der Durchschnitte in allen Teilbereichen des „Fitness-Checks“, zeigen doch die Ergebnisse aus den letzten Monaten durchweg leichte Verbesserungen gegenüber den Antworten, die im ersten halben Jahr nach Online-Schaltung gegeben wurden – auch dies belegt die zunehmende Normalität, die im Umgang der Unternehmen mit den Ratings eingekehrt ist.

rb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2004, Seite 10

 
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