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Neue Chance für unversorgte Jugendliche

Die Agentur für Arbeit Nürnberg, die IHK Nürnberg für Mittelfranken und die Handwerkskammer kümmern sich um alle Jugendlichen, die in diesem Jahr noch keinen Ausbildungsplatz bekommen haben. Denjenigen, denen offensichtlich die Ausbildungsreife fehlt, werden Maßnahmen wie das Berufsvorbereitungsjahr angeboten. Eine neue Chance eröffnen im Zuge des Ausbildungspaktes sog. „Einstiegsqualifizierungen“ (Praktika) für Jugendliche, die potenziell ausbildungsfähig sind, aber bisher noch keine Lehrstelle gefunden haben. Dazu fanden bei der Arbeitsagentur Nürnberg eine Woche lang erstmals gemeinsame Beratungsgespräche von Arbeitsagentur und Wirtschaft für noch unversorgte Bewerber statt. Eingeladen waren 273 Jugendliche, die auf Grund der Vorauswahl der Arbeitsagentur für eine Einstiegsqualifizierung in Frage kommen. Von ihnen sind 205 zu den Gesprächen erschienen.

Die Beratungsgespräche, die zeitgleich auch in Erlangen stattfanden, sollten individuell Aufschluss geben über die Fähigkeiten und Neigungen der Jugendlichen, so Gisela Scherer, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur Nürnberg. Mehr als die Hälfte der Eingeladenen konnte Mittlere Reife oder Abitur vorweisen. Für die 29 Jugendlichen, die unentschuldigt fehlten, wird die Berufsberatung nicht weiter tätig.

Nach der gemeinsamen Bewertung durch einen Berufsberater der Arbeitsagentur und einen Vertreter der Wirtschaft wurden 166 Jugendliche als geeignet für eine Einstiegsqualifizierung eingestuft, teilten Ursula Poller (Leiterin Geschäftsbereich Berufsbildung der IHK) und Udo Göttemann (Leiter Fachbereich Ausbildung der IHK) in einer Bilanz der Beratungstage mit. Diese Bewerber bekommen Gelegenheit, in sechs- bis zwölfmonatigen Praktika grundlegende Kenntnisse zu erwerben, um dann eine reguläre Ausbildung aufnehmen zu können. Dafür haben Unternehmen der Region Nürnberg im Zuge des Ausbildungspaktes knapp 500 Plätze angeboten. Die Einstiegsqualifizierung bietet Unternehmen und Jugendlichen die Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen und das Praktikum nahtlos in eine reguläre Ausbildung übergehen zu lassen.

Gisela Scherer weist darauf hin, dass die Einstiegsqualifizierung für die Betriebe keine unmittelbaren Lohnkosten verursacht. Die Arbeitsagentur übernimmt die vollen Praktikumskosten, das sind laut Ausbildungspakt 192 Euro Praktikumsvergütung und 102 Euro Sozialversicherungsbeiträge. Registriert und betreut werden die Praktikumsverträge von den Kammern.

Deutlich wurde, dass die Bemühungen um einen Ausbildungsplatz in vielen Fällen an schlechten Noten und an fehlender Berufsorientierung gescheitert sind. Auffällig war, dass zahlreiche Jugendliche zwar einen mittleren Schulabschluss vorweisen können, aber mit sehr schlechten Noten auch schlechte Chancen auf dem Lehrstellenmarkt haben. Manche Schüler haben trotz der Anstrengungen von Schule, Arbeitsagentur und Wirtschaft (z.B. Schnupperlehren, Ausbildungsbörsen) nur vage Vorstellungen von den Tätigkeiten in ihren vermeintlichen „Traumberufen“. Mit der Einstiegsqualifizierung erhalten diese Jugendlichen jetzt die Chance zu beweisen, dass Schulnoten nicht alles über sie aussagen.

Wirtschaft und Arbeitsverwaltung wollen gemeinsam mit den Schulen die Angebote in der Berufsorientierung nochmals erweitern.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2004, Seite 46

 
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