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Nicht-kommerzielle Institutionen treten zunehmend aggressiv auf

Im dritten Jahr der deutschen Wirtschaftsflaute haben sich weniger Bürger beim Deutschen Werberat über kommerzielle Werbemaßnahmen beschwert. 2003 gingen bei dem Selbstkontrollgremium der deutschen Wirtschaft 606 Proteste zu 255 Kampagnen ein, ein Jahr zuvor waren es noch fast 2 000 Eingaben zu 270 Werbesujets. „Ausreißer, Grenzüberschreiter und Gedankenlose sind im Verhältnis zu den millionenfachen Werbeschaltungen absolute Randphänomene im Werbegeschehen der Wirtschaft“, so Jürgen Schrader, der Vorsitzende des Werberates.

Zu beobachten sei dagegen, dass nicht-kommerzielle Institutionen wie Gewerkschaften, Tierschützer oder politische Parteien unter dem Vorwand des guten Zwecks zu immer drastischeren Mitteln greifen. In diesem Bereich schütze kein Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, und kein Werberat ahnde dort moralische Fehlgriffe. Besonders rücksichtslose Verfolgung eigener Ziele demonstriere zum Beispiel die Tierschutzorganisation Peta mit der bereits in den USA geschalteten Kampagne „Holocaust auf deinem Teller“. Die Plakate zeigen Bilder aus Konzentrationslagern neben Bildern von toten und gequälten Tieren. Auch ins Kreuzfeuer der Kritik geriet die Dienstleistungsgesellschaft ver.di, die in einem TV-Spot Jugendliche ohne Lehrstelle beim Selbstmordversuch zeigte.

Im Bereich der kommerziellen Werbung wurde hauptsächlich an der Werbung für Mode und alkoholische Getränke Anstoß genommen. Bei den Motiven für die Kritik stand eindeutig die Herabwürdigung von Frauen an der Spitze, gefolgt von Gefährdung von Kindern und Jugendlichen sowie von Gewaltverherrlichung. Am häufigsten nahmen die Beschwerdeführer Anstoß an Plakaten. Rückläufig gegenüber dem Vorjahr war die Kritik an Werbespots im Fernsehen, während Beilagen und Prospekte deutlich mehr Anstoß erregten als ein Jahr zuvor.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2004, Seite 35

 
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