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Die Osteuropäer beleben das Messegeschäft

Das Messegeschäft in Deutschland blieb auch 2004 schwierig. Wachstumsimpulse kamen lediglich aus den neuen EU-Staaten sowie aus Asien. Vor allem der Messestandort Nürnberg profitierte von dieser Entwicklung.

Das Messegeschäft in Deutschland blieb auch 2004 schwierig. Wachstumsimpulse kamen lediglich aus den neuen EU-Staaten sowie aus Asien. Vor allem der Messestandort Nürnberg profitierte von dieser Entwicklung.

Zum Jubeln war den Verantwortlichen des Auma Ausstellungs- und Messeausschusses der Deutschen Wirtschaft bei ihrer Pressekonferenz Anfang Dezember 2004 in Berlin nicht zumute. So ging die Zahl der Aussteller auf den mehr als 150 internationalen Messen um ein Prozent auf 165 000 zurück, um 1,5 Prozent auf 9,6 Mio. nahm die Zahl der Besucher ab. Die deutsche Messelandschaft stagnierte damit auf hohem Niveau. Freude bereiten der Messebranche zurzeit aber die regen Aussteller und Besucher aus dem Osten. Mittel- und Osteuropa sowie China werden, so Dr. Hermann Kresse, Geschäftsführendes Auma-Vorstandsmitglied, in den nächsten Jahren eine zentrale Wachstumsquelle für die deutschen Messen bleiben.

Auch die NürnbergMesse gehörte bisher zu den Gewinnern der EU-Osterweiterung. Allein im ersten Halbjahr 2004 konnten zahlreiche Fachmessen ein überdurchschnittliches Plus beim Besuch aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten verzeichnen, an der Spitze das Fachmessetrio Powtech/ TechnoPharm/ExploRisk (plus 63 Prozent), der Messeverbund aus fensterbau/frontale und Holz-Handwerk (plus 59 Prozent) sowie die Interzoo (plus 40 Prozent). Aber auch High-Tech-Fachmessen wie die embedded world (plus 18 Prozent) verzeichneten einen deutlichen Anstieg aus diesen Ländern. Messe-Pressesprecher Peter Ottmann: „Wir profitieren zum dritten Mal in den letzten 15 Jahren von einer politischen Entwicklung: 1989 der Fall der Mauer und die darauf folgende Wiedervereinigung Deutschlands, die Öffnung der osteuropäischen Märkte in den 90er Jahren und die nun vollzogene EU-Osterweiterung.“

Aber selbstverständlich weiß auch Ottmann, dass die Wachstumsimpulse aus dem Osten Europas und aus Asien nicht allein reichen, um das Geschäft am Messestandort Nürnberg zu beleben: „Es wäre sicher zu einseitig argumentiert, das Wachstum der NürnbergMesse in den vergangenen 15 Jahren allein auf politische Veränderungen zurückzuführen. Dazu gehören vielmehr an erster Stelle die richtigen Konzepte und die entsprechende Vermarktung. Festzuhalten bleibt aber, dass die NürnbergMesse in diesem Zeitraum ihren Umsatz auf über 100 Mio. Euro verfünffacht hat.“ Und Kresse von der Auma meint: „Unabhängig von Branchenkonjunkturen gelang es vielen Messen, sich positiv vom Trend abzuheben, insbesondere durch ihren internationalen Leitmessecharakter, durch innovative Konzepte oder durch besondere Marketing-Strategien.“

Schon Mitte des vergangenen Jahres hatte die Auma von einer Stärkung der deutschen Messewirtschaft auf Grund der EU-Erweiterung berichtet, denn die Beitrittsländer hatten schon vor dem offiziellen Termin ihre Auslandsaktivitäten merklich verstärkt. Auma-Pressesprecher Harald Kötter: „Die internationalen Messen in Deutschland und ihr hoher Anteil ausländischer Besucher bieten offensichtlich eine gute Startbasis.“ Schon 2003 kamen aus Polen als größtem Beitrittsland rund zehn Prozent mehr Beteiligungen an deutschen Messen. Dagegen nahm das Interesse aus Ungarn und Tschechien (plus 2,5 Prozent) eher bescheiden zu, allerdings von einem hohen bereits erreichten Niveau. Besonderen Nachholbedarf hatten hingegen neue EU-Mitglieder wie die Slowakei, Litauen, Estland, aber auch Malta.

Auch auf Grund der geographischen Lage stellt sich die Situation in Nürnberg etwas anders dar. Beim heimischen Messeplatz in Nürnberg gilt Nachbar Tschechien als Favorit. Peter Ottmann: „Herausragend ist natürlich die Entwicklung Tschechiens, das inzwischen zu den Top 6 des internationalen Besuchs zählt und damit traditionell starke Besucherländer wie Belgien und Großbritannien hinter sich gelassen hat.“ Aber auch die großen mitteleuropäischen Volkswirtschaften Polen und Ungarn glänzen in Nürnberg mit satten Wachstumsraten von 45 Prozent bei den Ausstellern und von 111 Prozent (Polen) bzw. 27 Prozent (Ungarn) auf der Besucherseite. Trotz weitaus geringerer Einwohnerzahl hat Ungarn das Niveau von Polen erreicht: Bei den internationalen Fachmessen in Nürnberg beteiligen sich aus beiden Ländern jährlich knapp 80 Aussteller und zwischen 3 000 und 3 500 Fachbesucher.

Deutsche Messen im Ausland
Längst geht es deutschen Messeveranstaltern nicht mehr nur um Veranstaltungen zwischen Aachen und Frankfurt/Oder, sondern auch um Auslandsmessen. Auch der Auma hat festgestellt, dass die deutschen Veranstalter immer mehr eigene Messen im Ausland organisieren: 1990 führten die im Auma organisierten Veranstalter erst gut 20 Messen im Ausland durch, 2003 waren es bereits 125, also mehr als das Sechsfache. In diesem Jahr werden es nach den gegenwärtigen Planungen 160 sein. Während damals noch Osteuropa dominierte, liegt der Schwerpunkt heute im Fernen Osten. Der Anteil Ostasiens liegt für 2004 bei 50 Prozent, es folgen Mittel- und Osteuropa mit 21 und Lateinamerika mit 17 Prozent. Vor allem in China, Indien und Russland sind deutsche Veranstalter im internationalen Vergleich mit eigenen Messen stark vertreten. Die deutschen Messeveranstalter machen nach Schätzungen des Auma bereits rund zehn Prozent ihres Umsatzes mit solchen Messen im Ausland, das sind 200 bis 250 Mio. Euro jährlich einschließlich der Mehrheitsbeteiligungen an ausländischen Veranstaltern.

Für das Auslandsmesseprogramm des Bundes im vergangenen Jahr hatte der Bundestag 36 Mio. Euro bewilligt. Damit habe, so Kresse, das Parlament der großen Bedeutung des Exports für die deutsche Wirtschaft Rechnung getragen. Im Rahmen dieser offiziellen Beteiligungen an ausländischen Messen, den so genannten „German Pavilions“, biete das Wirtschaftsministerium deutschen Ausstellern in Abstimmung mit dem Auma günstige finanzielle Bedingungen.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2005, Seite 8

 
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