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Weniger einkaufen, mehr erleben

Private Verbraucher erwarten von regionalen Verbrauchermessen längst nicht mehr nur die Möglichkeit zu Einkauf und Beratung, sondern bunte Lifestyle-Angebote mit hohem Unterhaltungswert.

Gerade noch mal geschafft, stöhnten die Aussteller und Veranstalter der 51. Consumenta, als die Messe am 1. November 2004 ihre Tore schloss. Nach einem verhaltenen Auftakt stürmten an den letzten drei Tagen der Veranstaltung 92 000 Besucher die Messehallen und sorgten für ein starkes Finale. Am Ende konnten dann 204 000 Besucher gezählt werden. Heiko Könicke, Geschäftsführer der veranstaltenden Afag Messen und Ausstellungen GmbH, zeigte sich in seiner abschließenden Bilanz erleichtert: „Es war nicht absehbar, wie stark sich die schwache Konjunktur, die Verunsicherung der Verbraucher und die jüngsten Belastungen durch die hohen Energiepreise und Krankenkassenbeiträge auf das Besucherinteresse auswirken würden.“

So zeigten sich rund zwei Drittel der Aussteller bei der Befragung am Schlusstag zufrieden, auch wenn sich nicht für alle die geschäftlichen Erwartungen erfüllt hatten. Mehr als die Hälfte von ihnen (58 Prozent) hoffen noch auf das Nachgeschäft, das gerade bei größeren Investitionen eine wichtige Rolle spielt. Am besten liefen die Geschäfte in den Bereichen Gesundheit und Umwelt, Informationen und Dienstleistungen, Touristik sowie Hauswirtschaft und Haushaltwaren. Ein zurückhaltendes Interesse registrierten dagegen die Aussteller im Bereich Bauen und Wohnen.

Konkurrenz von anderen Freizeitangeboten
Eine Studie des Auma Ausstellungs- und Messeausschusses der Deutschen Wirtschaft hatte im Jahre 2001 für die 90er Jahre einen dramatischen Rückgang der Beliebtheit von Verbrauchermessen festgestellt. Der Hauptgrund liegt nach Expertenmeinung in der zunehmenden Zahl und der Konkurrenz von anderen Freizeitangeboten. Und die Besucher von Verbrauchermessen kommen immer seltener zu den Veranstaltungen, um dort etwas zu kaufen. Warum sollten sie auf eine Messe gehen, wenn sie neue Produkte oder Dienstleistungen durch andere Medien wie das Internet kennen lernen können? Mehr und mehr haben sich erfolgreiche Verbrauchermessen deshalb in den letzen Jahren zu Erlebnis-Veranstaltungen gewandelt. Heiko Könicke: „Die in schwierigen Zeiten erfolgreichen Messekonzepte stellen Lifestyle-Angebote, innovative Problemlösungen für viele Bereiche des täglichen Lebens, Trendthemen und themenbezogene Events nach vorne.“

Nicht mehr die Präsentation des Warenkatalogs, sondern kunstvoll inszenierte Erlebnisse und Emotionen werden das Publikum künftig zu Verbraucherausstellungen locken können. Gleichzeitig jedoch soll die Emotionalisierung des Angebots nicht als aufgesetztes Spektakel erscheinen, sondern dem Konsumenten eine Lösung für konkrete Fragestellungen bieten. Dabei müssen Messeveranstalter wie Aussteller besonders darauf achten, mit wem sie es bei den Verbrauchermessen eigentlich zu tun haben. Nach Auma-Erkenntnissen gehören vor allem die 51- bis 60-Jährigen zu den fleißigsten Ausstellungsbesuchern. „Diese selbstbewusste, selbstbestimmte, aufgeklärte und konsumerfahrene Zielgruppe der jungen Alten“ ist laut Könicke für die Konsumgüter-Industrie und den Handel stark im Kommen.

Verbrauchermessen stehen heute im Wettbewerb mit Hunderten attraktiver Events, und das Zeitbudget der Besucher lässt sich nicht beliebig vermehren. Deshalb müssen Veranstaltungen wie die Consumenta und andere Verbrauchermessen selbst zu Top-Erlebissen mit hohem emotionalen Wert gestaltet werden. Besucher erwarten, so das Ergebnis einer Auma-Studie, neben geringeren Kosten für Eintritt sowie Essen und Trinken vor allem bessere und mehr Erlebnisse, aber auch veränderte Öffnungszeiten und eine bessere Vorab-Information (z.B. per Internet).

Auch die Aussteller bei Verbrauchermessen müssen sich durch ihren Auftritt den neuen Herausforderungen stellen. Immerhin wollen nach aktuellen Zahlen der Werbeklima-Studie von GfK und „Wirtschaftswoche“ rund 20 Prozent der großen deutschen Unternehmen im Jahr 2005 mehr in Messebeteiligungen investieren als im vergangenen Jahr, nur neun Prozent wollen ihre Messe-Etats kürzen. Im nicht-klassischen Media-Mix des Investitionsgütersektors führen Messen mit besonders großem Abstand, aber auch bei Konsumgütern und Dienstleistungen liegen Messen vorn. Dabei dürfen Veranstalter, so Ernst Raue von der Deutschen Messe AG, „nicht mehr nur für den Quadratmeter arbeiten“, sondern vermehrt auch „für den Kunden des Kunden“. Heiko Könicke war bereits 2003 aufgefallen, dass die Aussteller ihre Zielsetzungen und ihre Erwartungshaltung konkreter als früher formulieren, die besonderen Kommunikationsmöglichkeiten mit den Interessenten und Kunden professioneller nutzen und mehr als früher für die Effizienz ihrer Messebeteiligungen tun.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2005, Seite 14

 
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