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U-Bahnen weltweit ohne Fahrer unterwegs

Zu einer internationalen Konferenz unter dem Leitthema der Automatisierung von U-Bahn-Systemen hat sich die Elite des internationalen Transportwesens getroffen. Geladen hatte der Internationale Verband für öffentliches Verkehrswesen (UITP) in Brüssel, dem 2 500 Mitglieder in 80 Ländern angehören. Bei der Konferenz im Arabella Sheraton Hotel waren 270 Teilnehmer aus über 31 Ländern anwesend. Referenten aus acht Staaten und 18 Unternehmen gaben einen Überblick über den Stand der Automatisierung von U-Bahn-Systemen weltweit. Damit war Nürnberg das Mekka für diese zukunftsweisende Verkehrstechnologie.

Nach Angaben der Nürnberger VAG machen knappe öffentliche Kassen und hoher Konkurrenzdruck auf dem für Privatunternehmen zum Teil geöffneten Markt im öffentlichen Nahverkehr den Einsatz der fahrerlosen U-Bahn unverzichtbar. Es gelte, neue Kunden für den Umstieg vom Auto auf den Nahverkehr zu gewinnen. Die Automatisierung biete hier gute Gelegenheiten, so ein Sprecher auf der Tagung. Denn das Nahverkehrsangebot werde durch die Umstellung auf den automatischen U-Bahn-Betrieb effektiver, sicherer, produktiver und zuverlässiger. Insgesamt 115 so genannte automatische Peoplemover gibt es inzwischen weltweit, 19 davon als fahrerlose U-Bahnen. Vorreiter für die vollautomatisch gesteuerten, fahrerlosen Nahverkehrslinien waren die Städte Vancouver, Detroit oder Osaka. Seit den 1990er Jahren verkehren automatische U-Bahnen mit hoher Beförderungskapazität auf neuen Linien, zum Beispiel in Lyon, Tokio oder Kuala Lumpur.

In Nürnberg arbeitet die VAG seit 2001 daran, zwei U-Bahn-Linien zu automatisieren. 2006 wird die neue Linie U 3 den vollautomatischen Betrieb aufnehmen. Voraussichtlich Ende 2007 wird die komplette U-Bahn-Linie U 2 auf automatischen Betrieb umgestellt. „Für die Kunden ein absoluter Vorteil“, so VAG-Vorstandsvorsitzender Herbert Dombrowsky. Die Züge könnten über die zentrale Leitstelle flexibel eingesetzt werden. Statt wie bisher im Drei-Minuten-Rhythmus können die U-Bahnen alle 100 Sekunden fahren. Das System sei außerdem sicher, dies zeigten internationale Studien und die positiven Erfahrungen aus anderen Städten. Auch die Wartungszeiten seien kürzer, meinte Dmitry Gaev, der Vorsitzende der U-Bahn-Versammlung der UITP und Leiter der Moskauer U-Bahn. Ein positives Beispiel wurde aus Kopenhagen genannt. Hier läuft der Verkehr auf einer Schiene, während auf der anderen gearbeitet wird. Ein großes Thema bei der Umstellung auf vollautomatische Systeme war die Zukunft der Fahrer, beispielsweise in Nürnberg. Sie würden nicht entlassen, sondern als Servicepersonal in den Zügen oder auf den Bahnsteigen eingesetzt, so Dombrowsky. Aber dennoch würden durch die Automatisierung erheblich Personalkosten eingespart.

Während der UITP-Konferenz hat die Nürnberger VAG die UITP Charta für eine nachhaltige Entwicklung unterschrieben. Damit verpflichtet sie sich den Zielen von sozialer Gerechtigkeit, ökologischem Gleichgewicht und wirtschaftlichem Erfolg. Doch schon seit Beginn der 90er Jahren seien dies wichtige Unternehmensziele. So seien in Nürnberg rund 260 Niederflurbusse mit umweltschonenden Diesel- und Gasmotoren unterwegs, bei den Dieselbussen sei der Schwefeldioxidausstoß fast auf Null gesenkt worden. Für die Bemühungen um ältere Menschen, Behinderte und Frauen mit Kinderwagen sei die VAG 2003 von der Konferenz der europäischen Verkehrsminister ausgezeichnet worden.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2005, Seite 24

 
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