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Deutschland-Zentrale bleibt in Erlangen

Der Kernkraft-Spezialist Framatome ANP (Advanced Nuclear Power) bleibt in Erlangen und baut hier seine Deutschland-Zentrale aus. Dies konnte Erlangens Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis Ende vergangenen Jahres vermelden. Dem vorangegangen war ein Spitzengespräch zwischen Anne Lauvergeon, Vorstandsvorsitzende des französischen Areva-Konzerns, und ihres bisherigen Siemens-Amtskollegen Dr. Heinrich v. Pierer. Framatome ANP gehört zu 66 Prozent dem französischen Staatsunternehmen Areva und zu 34 Prozent der Siemens AG.

Zuvor hatte die Stadt Erlangen um den Erhalt des Standorts gebangt. Areva hatte ein Münchner Beratungsunternehmen beauftragt, um den besten Standort auszuloten. Neben Erlangen hatte es auch andere Bewerber wie die Stadt Nürnberg gegeben. Zur Freude von Balleis entschied man sich für Erlangen. „Die hoch qualifizierte Belegschaft ist in Erlangen beheimatet, müsste nach einem Umzug zum Teil erst mühevoll rekrutiert werden. Framatome besitzt hier wichtige Labor- und Versuchsanlagen und durch die Verbindungen zur Universität und zum Siemens-Bereich Power Generation können weitreichende Synergien genutzt werden.“ Mit diesen Argumenten setzte sich die Stadt für den Verbleib in Franken ein. Die niedrige Arbeitslosenquote und der seit 15 Jahren konstant gebliebene Gewerbesteuersatz waren weitere Pluspunkte, die für Erlangen sprachen. Unterstützt wurde die Bewerbung intern auch vom Erlanger Framatome-Management, das sich schon frühzeitig dafür ausgesprochen hatte, den Standort in Erlangen zu belassen.

Die Siemens-Immobiliengesellschaft Real Estate stellt an der Gossenstraße ein 17 000 Quadratmeter großes Areal zur Verfügung, wo der bestehende Komplex abgerissen wird. Darauf wird ein vierstöckiges Hauptgebäude mit zwei Nebengebäuden mit einer Nutzfläche von insgesamt 23 000 Quadratmetern errichtet, wo sich Framatome einmietet. In das Hauptgebäude ziehen 1 200 Mitarbeiter, der Rest der insgesamt 1 600 Beschäftigten arbeitet in den Labors und Werkstätten im Siemens-Forschungszentrum. Mittelfristig plant Framatome ANP, den Personalbestand in Erlangen um 200 bis 400 Arbeitsplätzen zu erhöhen, was allerdings auch von der Entwicklung des weltweiten Kernkraftwerkbaus abhängt.

Mit 72 000 Mitarbeitern erzielt Areva weltweit einen Umsatz von über elf Mrd. Euro. Von den rund 6 500 Mitarbeitern der Areva in Deutschland entfallen 3 000 auf Framatome ANP, das nach Siemens der zweitgrößte private Arbeitgeber in Erlangen ist. Anne Lauvergeon und der bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, die dem Erlanger Unternehmen im November einen Besuch abgestattet hatten, waren sich einig, dass sich Deutschland an internationalen Entwicklungsprogrammen für neue Reaktoren beteiligen muss, um technologisch den Anschluss zu halten.

Framatome ANP ist mit ihren 14 000 Mitarbeitern nach eigenen Angaben das weltweit führende Kerntechnikunternehmen. Tätigkeitsschwerpunkte sind kerntechnisches Engineering, Elektro- und Leittechnik, Kraftwerks-Service, Modernisierung, Brennelementeversorgung und Komponentenfertigung für eine große Zahl von Reaktortypen, auch anderer Hersteller, sowie die Entwicklung und schlüsselfertige Errichtung von Kernkraftwerken und Forschungsreaktoren. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Hauptsitz in Paris verfügt über Regionalgesellschaften in den USA und in Deutschland. Neben Erlangen gibt es weitere Standorte in Offenbach und Karlstein am Main.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2005, Seite 42

 
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