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Unternehmen setzen auf stärkere Inlandsnachfrage

Die mittelfränkische Wirtschaft hält auch im Frühjahr 2005 weiter ihren Kurs einer moderaten Erholung, den sie seit Ende 2003 eingeschlagen hat. Trotz des Gegenwindes, der sich in Form von gestiegenen Rohstoffpreisen und Euro-Dollar-Wechselkursen zunehmend bemerkbar macht, sind die Industrieaufträge aus dem Ausland noch immer der wichtigste Treibstoff für den Konjunkturmotor. Zu Jahresbeginn 2005 verbreitert sich jedoch die Basis des Aufschwungs, so die Ende Januar abgeschlossene Frühjahrsumfrage der IHK zur Konjunktur.

Die inländische Nachfrage nach Industrieprodukten und hier speziell nach Investitionsgütern beginnt anzuziehen, Großhandel und unternehmensnahe Dienstleistungen melden gewachsene Umsätze und Erträge, zudem erwarten sie steigende Auftragseingänge. Die positiven Impulse, die sich bei den konsumnahen Dienstleistungen in Gastronomie und Freizeitwirtschaft bereits im vergangenen Herbst bemerkbar machten, erreichen langsam auch den seit Jahren unter der Konsumzurückhaltung der Verbraucher leidenden Einzelhandel. Noch keine Belebung zeigt sich dagegen in der Bauwirtschaft sowie in den Güterverkehrsbetrieben.

Geschäftslage gefestigt, Zuversicht kehrt zurück
Über alle Branchen hinweg berichten 22 Prozent der Befragten von einer „guten“ und 56 Prozent von einer „befriedigenden“ Geschäftslage, 22 Prozent beurteilen sie als „schlecht“. Für die kommenden Monate erwarten 26 Prozent der Befragten eine weitere Verbesserung, elf Prozent befürchten einen Rückschlag für ihre Geschäfte.

Der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Urteilen weist damit erstmals seit mehr als drei Jahren kein negatives Vorzeichen auf. Die Lage der mittelfränkischen Wirtschaft hat sich Schritt für Schritt seit der konjunkturellen Talsohle der Jahre 2002 und 2003 verbessert. Zugleich ist mit der weiter gefestigten Geschäftslage die Zuversicht gewachsen, dass sich die Stabilisierung des inzwischen erreichten Trends eines mäßigen Wachstums auch in 2005 fortsetzen wird.

Insgesamt entsprechen die Stimmungsbilder aus der mittelfränkischen Wirtschaft damit den gesamtwirtschaftlichen Daten für das Wachstum in Deutschland, das 2004 nach zwei vorangegangenen Rezessionsjahren wenigstens wieder mit 1,6 Prozent einen positiven Wert erreichte.

Investitionen und Konsum ziehen an
Geprägt war das deutsche Wachstum 2004 von starken Exporten und einem positiven Außenbeitrag, während die inländische Konsum- und Investitionsnachfrage noch nicht ausreichte, um nennenswerte Dynamik zu entfachen. Dieses Muster galt auch für die mittelfränkische Wirtschaft: Seit über einem Jahr profitierte insbesondere die Industrie von einer außenwirtschaftlich bedingten Belebung ihrer Umsätze. In ihrem Gefolge konnte sich im Verlauf des Jahres 2004 das Geschäftsklima in den übrigen Branchen ebenfalls leicht verbessern. Insbesondere deuteten im Herbst 2004 bereits die Urteile der verbrauchernahen Dienstleister aus der Freizeitwirtschaft auf ein allmählich bevorstehendes Ende der Konsumzurückhaltung hin.

Zu Jahresbeginn 2005 verbreitert sich die Basis für eine wachsende Inlandsnachfrage weiter: Die per Saldo gute Lage der Freizeit-Dienstleister hält an – trotz der saisonbedingt zu erwartenden leichten Eintrübung speziell unter den Betrieben des Hotel- und Gastgewerbes. Reisebüros und Einzelhandel als ebenfalls konsumnahe Branchen können zwar noch nicht von einer Entspannung ihrer derzeitigen Lage sprechen, doch drückt sich in ihren Geschäftserwartungen die Zuversicht aus, dass ihre Umsätze 2005 wieder steigen. Auch dieses Stimmungsbild der konsumnahen Wirtschaftszweige in Mittelfranken fügt sich in die jüngsten Meldungen über eine bundesweite Verbesserung des Konsumklimas ein.

Auch die Investitionszurückhaltung der mittelfränkischen Wirtschaft findet im Frühjahr 2005 allmählich ein Ende. Dies bestätigt sich bereits in den Berichten aus der Investitionsgüterindustrie, deren Lage sich im Jahresverlauf 2004 merklich gebessert hat und die ein weiter verbessertes Jahr 2005 erwartet. Vom Aufschwung der Industrie profitieren auch die unternehmensnahen Dienstleister, deren Lageurteile und Geschäftserwartungen sich nochmals aufhellen können. Deutlichster Beleg ist jedoch die Investitionsplanung der Industrie selbst: Erstmals seit vier Jahren übersteigt die Zahl der Unternehmen, die ihre Investitionen erhöhen wollen, die Zahl derjenigen, die mit einem geringeren Investitionsvolumen planen. Dabei gewinnt insbesondere das Motiv der Ersatzbeschaffung im Frühjahr 2005 weiter an Bedeutung – Beleg für die lange Zeit aufgeschobenen Investitionen, die nun nachgeholt werden. Insgesamt kann also die Inlandsnachfrage 2005 eine stärkere Rolle für die weitere Konjunkturentwicklung übernehmen, wenn sich die Anzeichen für steigende Konsum- und Investitionsausgaben im Jahresverlauf 2005 weiter festigen. Damit würde zugleich die Abhängigkeit von Wechselkursverhältnissen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen sinken.

Investitionen als Schlüssel für mehr Beschäftigung
Gerade für Einkommenserwartung und Konsumneigung der Verbraucher wird dabei die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes eine wichtige Rolle spielen. Diese kann jedoch nicht losgelöst von der Entwicklung der Investitionen gesehen werden. So hat die Deutsche Bundesbank zuletzt erst in ihrem Dezember-Bericht 2004 erneut auf den „Einbruch der Investitionstätigkeit auf breiter Front“ hingewiesen. Diese Investitionsschwäche der letzten Jahre muss als eine Hauptursache für das im internationalen Vergleich niedrige Wachstum bei schwachen Produktivitätszuwächsen und für die schlechte Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland gelten.

In den inländischen Investitionen liegt der Schlüssel für mehr Beschäftigung: Nur wenn bei ausreichender Ertragskraft der Unternehmen die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ausreichend Planungssicherheit sorgen, können im Zuge von Erweiterungsinvestitionen und Investitionen zur Produktinnovation neue Arbeitsplätze entstehen.

Wenig Impulse für den Arbeitsmarkt
So zeigen sich die mittelfränkischen Unternehmen zu Jahresbeginn 2005 in ihren Beschäftigungsplänen zurückhaltender als bei den Investitionsabsichten. Lediglich in den Dienstleistungen wird sich der Beschäftigtenstand auf dem aktuellen Niveau halten oder im weiteren Jahresverlauf leicht zulegen können, während Industrie, Bauwirtschaft und Handel auch 2005 mit verringerten Belegschaften planen müssen. Insgesamt schlägt sich der langsame Aufschwung der Geschäftsentwicklung noch immer nicht in ausreichendem Maße am Arbeitsmarkt durch. Dennoch besteht die Hoffnung, dass im Verlauf des Jahres 2005 auch am Arbeitsmarkt die Wende vollzogen wird, wenn speziell den innovationsstarken kleinen und mittleren Unternehmen wachsende Erträge wieder mehr Spielraum für Investitionen und Neueinstellungen gewähren.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2005, Seite 20

 
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