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Was bringt das digitale Fernsehen?

Ab Ende Mai 2005 wird unter dem Namen „ÜberallFernsehen“ der Raum Nürnberg mit terrestrisch ausgestrahltem Digital-TV (DVB-T) versorgt. Ab dann sind über Antenne mehr als 20 Fernsehprogramme und Zusatzdienste in digitaler Qualität zu empfangen. WiM sprach mit dem Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, über die Auswirkungen.

WiM: DVB-T wird als das „ÜberallFernsehen“ vermarktet. Was heißt das konkret?
Der Begriff „Überallfernsehen“ bezeichnet den Vorteil von DVB-T gegenüber dem heutigen terrestrischen Fernsehen. DVB-T kann sowohl stationär als auch portabel empfangen werden. Das bedeutet, dass digitale Fernsehprogramme und Datendienste mit tragbaren TV-Geräten und DVB-T-Karten für Notebooks empfangen werden können, unabhängig davon, wo ich mich als Nutzer gerade befinde: auf dem Balkon, im Schwimmbad oder im Biergarten. Die Portabilität wird unsere Vorstellungen vom Fernsehen verändern und neue Rezeptionsgewohnheiten mit sich bringen.

WiM: Welche medienpolitische Bedeutung hat diese Technik?
Bevor die Einführung von DVB-T in Deutschland vor etwa zwei Jahren begann, haben nur noch sechs Prozent der Fernsehhaushalte in Deutschland ihre Programme über Antenne empfangen. Die Bedeutung der terrestrischen Übertragung hatte in den Jahren davor kontinuierlich abgenommen. Mit der Einführung von DVB-T wird der terrestrische Übertragungsweg neben Kabel und Satellit auch in Zukunft sicher gestellt. Dies führt zu einem Wettbewerb der drei Infrastrukturen Terrestrik, Kabel und Satellit, von denen jede ihre spezifischen Stärken hat. Wettbewerb kommt grundsätzlich dem Kunden, sprich dem Zuschauer, zu Gute, weil er zwischen mehreren Möglichkeiten wählen kann. Außerdem zeigt die Entwicklung von DVB-T in Deutschland in den letzten zwei Jahren, dass das terrestrische digitale Fernsehen grundsätzlich den Übergang zum Digitalfernsehen beschleunigt, das für den Zuschauer viele neue Inhalte bietet.

WiM: Welche weiteren Vorteile bringt DVB-T gegenüber dem analogen System?
Bei DVB-T werden im Vergleich zum bisherigen analogen terrestrischen Fernsehen die vorhandenen Übertragungskapazitäten wesentlich besser genutzt. Das heißt: mehr Programm. Durch die digitale Datenkodierung lassen sich in einem Fernsehkanal bis zu vier Fernsehprogramme und Mediendienste unterbringen. So können mit den derzeit verfügbaren Frequenzen bis zu 24 Programmangebote verbreitet und empfangen werden. Bei der analogen Terrestrik waren es in Nürnberg acht Programme. Neben dem klassischen Fernsehempfang können mit DVB-T auch programmbezogene Daten übermittelt werden und eigenständige multimediale Angebote aus den Bereichen Information, Kultur und Unterhaltung. Außerdem verbessert sich die Übertragungsqualität im Vergleich zur analogen Terrestrik.

WiM: Wann und wie läuft der Umstieg auf DVB-T?
Die Umstellung läuft in einem sehr kurzen Zeitraum. Ein Teil der zukünftigen DVB-T-Kanäle wird derzeit noch für die analoge Übertragung genutzt. Um hier auf die digitale Nutzung umzustellen, müssen die Signale in der Nacht vor dem Umstellungstermin Ende Mai für wenige Stunden abgeschaltet werden, um dann die digitalen Programme aufzuschalten. Für den Zuschauer, der seine Fernsehprogramme terrestrisch empfängt, heißt das konkret, dass er für wenige Stunden auf sein Programm verzichten muss, dann aber mit über zwanzig Programmen in digitaler Qualität versorgt wird. Notwendig ist dazu allerdings ein DVB-T-Empfangsgerät, eine so genannte Set-Top-Box, und eine Antenne. Mittlerweile werden im Handel mehr als 50 Set-Top-Boxen angeboten, je nach Ausstattung und Hersteller bereits ab 70 Euro.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2005, Seite 16

 
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