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Strahlkraft im „neuen“ Arabien

Für die mittelfränkische Wirtschaft bietet Bahrain lohnende Geschäftsmöglichkeiten: Mit diesem positiven Eindruck sind vor kurzem die 17 Mitglieder einer Wirtschaftsdelegation aus dem Königreich am Persischen Golf zurückgekehrt. Gute Geschäftschancen ergeben sich vor allem in den High-Tech-Bereichen Kommunikation/Multimedia, Medizintechnik/Gesundheit, Energie/Umwelt und beim Ausbau der Infrastruktur sowie bei Messewesen, Qualifizierung und Finanzdienstleistungen. Die Delegation unter Leitung von Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck und Konsul Gert Rohrseitz, Vizepräsident der IHK, traf sich mit hochrangigen Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung des Golfstaates. Man habe große Kompetenz, einen unbedingten Kooperationswillen und einen „Sympathiebonus“ für die Region Nürnberg bei den Gesprächspartnern festgestellt, so das Fazit der mittelfränkischen Delegation.

Fachmessen in Bahrain
Die „Vorarbeit“ für diese Delegationsreise hatte Nürnberg Global Fairs geleistet, das für Auslandsaktivitäten geschaffene Tochterunternehmen der NürnbergMesse. Die von Nürnberg Global Fairs im Jahr 2003 initiierte Fachmesse „Water Middle East“ in Bahrain hat sich auf Anhieb als erfolgreich erwiesen und ist daher mittlerweile Bestandteil des Messeförderungsprogramms der Bundesregierung. Als zweites Nürnberger Messeprojekt startet im Dezember die „Intelligent Building Middle East 2005“, für die „Bayern International“ und die neun bayerischen IHKs unter Federführung der Nürnberger IHK einen vom Freistaat geförderten bayerischen Firmengemeinschaftsstand organisieren.

Bereits jetzt vielfältige Kontakte
Zum guten Ruf von Nürnberg in Bahrain trägt auch Gert Rohrseitz bei, der als Geschäftsführender Gesellschafter der Fürther Ecka Granulate Buntmetall GmbH und als Member of the Board der Alba Aluminium Bahrain eine weithin sichtbare „Klammer“ zwischen beiden Ländern und Regionen herstellt. Alba wird in Kürze mit einer Jahresproduktion von 800 000 Tonnen die größte Aluminium-Hütte der Welt sein. Vertiefende Kontakte bestehen zwischen der Stadtverwaltung Nürnberg und der IHK Nürnberg für Mittelfranken auf der einen und dem Außenhandelsministerium, der IHK und anderen Wirtschaftsfördereinrichtungen in Bahrain auf der anderen Seite.

Viele, zum Teil enge Verbindungen auf Unternehmensebene kommen hinzu: Fast 90 mittelfränkische Unternehmen sind in Bahrain schon jetzt aktiv. Insgesamt sind es 350 mittelfränkische Außenhandelsunternehmen, die in den Golfstaaten Handel treiben, davon 250 Unternehmen mit dauerhaften Engagements in Form von Joint Ventures, Vertretungen, Niederlassungen oder Produktionsstätten.

Die Aktivitäten in diesem aufstrebenden Teil der arabischen Welt passen ins Bild: Denn gerade die deutschen Exporte in die Golfregion wachsen beständig: Sie haben im Jahr 2004 knapp neun Mrd. Euro erreicht (plus 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr), die Einfuhren sind sogar um elf Prozent auf über 1,5 Mrd. Euro gestiegen. Deutsche Investoren haben diese Wachstumsmärkte nach Beobachtung der IHK bisher allerdings noch nicht gebührend erschlossen.

„Tigerstaat“ der arabischen Welt
Warum liegt gerade Bahrain im Fokus der Region Nürnberg? Weil dieser „Tigerstaat“ in der arabischen Welt ganz vorne liegt. Das haben Experten erst Anfang April auf einer Konferenz des World Economic Forum (WEF) in Doha hervorgehoben: Demzufolge hat Bahrain neben Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Zeichen der Zeit in der ganzen arabischen Welt am besten erkannt. Denn gerade die Regierung im Königreich setzt auf Reformen, Stabilität, Wachstum und Wettbewerb. Sie baut Handelsschranken ab und macht Entscheidungsprozesse transparenter. Sie setzt vorrangig auf Investitionen in Infrastruktur, Innovation und Bildung, schon um die Abhängigkeit von Öl und Gas zu mindern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und der rasch wachsenden Bevölkerung die notwendigen Bildungschancen zu geben.

In Bahrain leben zwar nur 700 000 Einwohner, aber das Land hat die Funktion einer „Drehscheibe“. Und es ist (mit Dubai) das führende Logistikzentrum für alle Mitgliedsstaaten des Gulf Cooperation Councils (GCC) und sogar des ganzen arabischen Raums, dessen Bevölkerung (derzeit 240 Mio. Menschen) sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln dürfte. Bahrain hat als einer der wenigen arabischen Staaten nicht nur weitestgehend offene Grenzen, sondern auch ein Freihandelsabkommen mit den USA abgeschlossen, was zusätzliche Aktivitäten ermöglicht. Mit über 560 Finanzinstituten gehört der Golfstaat zu den führenden arabischen Zentren auch im Finanz- und Dienstleistungsbereich. Die Aussicht auf eine Währungsunion der Golfstaaten (geplant bis 2010) ist hierbei ein weiterer verheißungsvoller Aspekt.

Großprojekte am Golf
Auch im Weltvergleich atemberaubend ist die Vielzahl von großen Projekten am Persischen Golf. Prominentes Beispiel für Bahrain ist die Errichtung der Formel 1-Rennstrecke. Umfangreiche Vorhaben aus folgenden Bereichen bieten lohnende Möglichkeiten für deutsche Unternehmen: Landgewinnung, Wassergewinnung und Abwasseraufbereitung, Aufbau eines länderübergreifenden Elektrizitätsnetzes, Öl- und Gaswirtschaft, Verkehrsinfrastruktur (Hochgeschwindigkeitszüge, Brückenbau, Ausbau von Häfen und Flughäfen), Medizintechnik und Sicherheit.

Albrecht Buchwald
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2005, Seite 36

 
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