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Esperanto für die Automatisierungstechnik

Babylonische Sprachverwirrung in der Automatisierungstechnik: Die Komponenten unterschiedlicher Hersteller können teilweise nicht oder nur mit hohem Aufwand miteinander kommunizieren. Zu vielfältig sind die Sprachen und Protokolle in komplexen Automatisierungssystemen. „Keiner versteht mehr den anderen“, so Uwe Steinkrauß, Executive Director der ascolab (automation systems communication laboratory) GmbH mit Sitz im Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) in Erlangen-Tennenlohe. Das junge Unternehmen hat sich der Herausforderung gestellt, die verschiedenen Sprachen von Geräten und Systemen zu entwirren und damit die Kommunikation zu verbessern.

Die IT-Firma mit fünf Mitarbeitern ist in der Fachwelt weltweit eine feste Größe, denn sie hat großen Anteil daran, dass die Zusammenarbeit der Hersteller auf internationaler Ebene deutlich verbessert wurde. ascolab ist maßgeblich an der Weiterentwicklung von OPC (Openess Productivity Connectivity) beteiligt, dem internationalen Schnittstellenstandard für industrielle Kommunikation, die sich als Standard im Windows-Umfeld durchgesetzt hat. Die großen Hersteller der Automatisierungstechnik hatten 1996 die OPC Foundation gegründet, um die Kommunikation zwischen den einzelnen Bausteinen von Automatisierungstechnik zu verbessern. Mit der OPC-Schnittstelle wurde ein Standard für die Anschaltung verschiedenster Geräte auf der Feldebene der Automatisierungstechnik an Windows-Systeme etabliert. Mittlerweile gehören über 350 Hersteller der „Foundation“ an und mehr als 3 000 Produkte mit OPC-Schnittstelle sind auf dem Markt verfügbar. So habe sich OPC innerhalb von nur fünf Jahren als der „unangefochtene“ Standard zwischen der Feldebene und einer Visualisierung in der Windows-Ebene durchgesetzt, so Steinkrauß, der den Anteil von ascolab an dieser Entwicklung herausstellt: „Wir dürften in der Tat in Europa das Unternehmen mit dem größten Know-how in Sachen OPC sein.“

Die ascolab GmbH hat für die OPC-Foundation eine Test-Software für die Zertifizierung programmiert, auf die die Hersteller, die ihre Geräte mit einer OPC-Schnittstelle ausstatten wollen, kostenlos zurückgreifen können. „Mit dieser Schnittstelle ist es in sehr kurzer Zeit gelungen, ein Esperanto für die herstellerübergreifende Kommunikation zwischen der Feld- und der PC-basierten Software zu erstellen“, erklärt Matthias Damm, der ascolab zusammen mit Uwe Steinkrauß und Gerhard Gappmeier gegründet hatte. Die Grammatik und die Wörterbücher dazu entwickelt die OPC-Foundation selbst.

„Alle namhaften Hersteller von Automatisierungsgeräten setzen diese Technologie bereits ein“, bestätigt Damm. Es ist ein durchgängiger Informationsfluss von der Feldebene bis in die Unternehmens-IT möglich, wobei Systeme herstellerübergreifend miteinander kommunizieren. In den vergangenen drei Jahren hat sich OPC rasant verbreitet. Die Unterstützung der ascolab GmbH bei der Zertifizierung richtet sich an Hersteller von Automatisierungsprodukten wie ABB, Siemens oder Rockwell. Die Endanwender der Technologie wie General Motors oder Bayer profitieren von der Applikationsberatung und Schulung des Erlanger Unternehmens.

Der Geschäftsbereich „OPC Consulting & Zertifizierung“ trägt aber nur rund 20 Prozent zum ascolab-Umsatz bei, der Löwenanteil entfällt auf die Felder „Software Architektur & Entwicklung“ und „IT-Dienstleistung & Service“. Man könne Auftragsentwicklungen, Beratungen und Schulungen sowie Zertifizierungsprozesse aus einer Hand anbieten.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2005, Seite 51

 
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