Telefon: +49 911 1335-1335

Wo aus Speckstein High-Tech wird

„Jedes zweite Auto weltweit hat eine Lambda-Sonde. Sie können davon ausgehen, dass die Keramik darin von uns stammt. Und bei Reglerbauteilen im Glaskeramik-Herd haben wir einen Weltmarktanteil von über 50 Prozent.“ Selbstbewusst erläutert Martin Sembach die Produktpalette seines Unternehmens. Er leitet als alleiniger Geschäftsführer in der vierten Generation die Firma Sembach GmbH & Co KG in Lauf, die im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feierte und sich zu den führenden deutschen Unternehmen der technischen Keramik zählt.

Technische Keramik begegnet einem auf Schritt und Tritt im Alltag, meistens ohne dass sie wahrgenommen wird: Im Toaster, im Radio, im Auto, in der Arztpraxis – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Keramische Bauteile sind unverzichtbare Komponenten im Maschinen- und Anlagenbau, als Gleit- und Regelelemente, als Konstruktions- und Isolierteile in Geräten und Fahrzeugen. Als besonders wertvolle Eigenschaften keramischer Werkstoffe nennt Sembach Formbeständigkeit, Temperaturbelastbarkeit und das sehr gute Verschleiß- und Korrosionsverhalten. Rund 40 Prozent seines Umsatzes macht das Laufer Unternehmen mit der Automobilindustrie, die Lieferungen an die Haushaltsgerätehersteller machen etwa 30 Prozent aus. Der Rest verteilt sich auf sehr viele verschiedene Anwendungen, dazu gehören beispielsweise Pinzetten für die Medizin oder hochwertige Teile für Aquariumpumpen, die mit Keramik nicht rosten.

Der Exportanteil der Gesellschaft, die 360 Mitarbeiter (darunter 20 Auszubildende) beschäftigt, beläuft sich auf 43 Prozent. Geliefert wird in europäische Länder wie Polen, Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien und Großbritannien, aber auch in den USA sitzen wichtige Abnehmer für die Keramik-Produkte aus Franken.

Sembach als technischer Pionier
Die Keramikbauteile werden zu 80 Prozent aus Steatit, also aus Speckstein, unter Hinzugabe von Ton und Bariumcarbonat hergestellt. Jährlich werden 3 000 bis 4 000 Tonnen Speckstein benötigt, der überwiegend aus Australien kommt. Im keramischen Formgebungsprozess unterscheidet man grundsätzlich drei Arten: Spritzguss, Extrudieren und Trockenpressen. Letzteres wird bei Sembach in rund drei Viertel aller Produkte eingesetzt, was auch kein Wunder ist, schließlich war Martin Sembachs Urgroßvater, Oskar Sembach, derjenige, der vor gut 100 Jahren ganz maßgeblich an der Entwicklung des Trockenpressverfahrens zur Herstellung von Steatit-Formteilen beteiligt war. 1904 gründete der gelernte Porzellantechniker dann in Lauf seine eigene Firma.

Die aus der Steatit-Mischung geformten Teile erhalten ihre positiven Eigenschaften, vor allem die Festigkeit, erst durch das Brennen bei hohen Temperaturen, das so genannte Sintern. Nicht ohne Stolz zeigt Sembach daher beim Rundgang durch die Produktion auch die komplett neue Ofenanlage. „Wir haben in diesem Bereich in den letzten Jahren viel investiert.“ Viel Wert lege man auch auf den eigenen Werkzeugbau, der Formenbau werde nahezu komplett selbst gemacht. So könne man sehr flexibel auf Kundenwünsche eingehen und das Know-how bleibe im Hause. Seit Sembach 1997 die alleinige Geschäftsführung übernommen hat, wurde der Einsatz der Informationstechnik forciert, er selbst hat sogar eine passgenaue Software programmiert. Alle Betriebsdaten würden nun komplett elektronisch erfasst, alle innerbetrieblichen Vorgänge seien jederzeit nachvollziehbar. Der „gläserne Betrieb“ steigere nicht zuletzt die Qualität.

Auch in der Umsatzentwicklung spiegelt sich die Innovationskraft des mittelfränkischen Unternehmens wider: Waren es 1996 noch gut 13 Mio. Euro, so wurden im vergangenen Jahr 19 Mio. Euro erreicht. Für das laufende Geschäftsjahr peilt Sembach einen Umsatz von 20 Mio. Euro an.

cp.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2005, Seite 54

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick