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Charta in Erlangen unterzeichnet

Mit der Unterzeichnung der Charta der Metropolregion Nürnberg haben sich am 12. Mai 2005 etwa 60 Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landräte sowie hochrangige Vertreter von Kammern, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur dazu verpflichtet, die „Metropolregion Nürnberg als Impulsgeberin und Wachstumsmotor in Europa gemeinsam voranzubringen“.

Mit dem offiziellen Akt in der Orangerie der Universität Erlangen-Nürnberg im Erlanger Schlossgarten wurde das Signal für die gemeinsame Arbeit gesetzt, den jüngst verliehenen Titel mit Leben zu erfüllen. Am 28. April 2005 hatte die Ministerkonferenz für Raumordnung die Region Nürnberg als europäische Metropolregion anerkannt. Wie es in der Charta heißt, ist die Metropolregion Nürnberg „ein freiwilliger Zusammenschluss von kommunalen Gebietskörperschaften im Großraum Nürnberg unter besonderer Mitwirkung von Kammern, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung“.

Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Sprecher der Metropolregion Nürnberg, zeigte sich in seinem Grußwort äußerst zuversichtlich, dass die Metropolregion Nürnberg „eine wunderbare Erfolgsgeschichte werden“ könne. Nun gehe es vor allem darum, „das Standing der Region in der Welt zu verbessern“ und die Lobbyarbeit in München, Berlin und Brüssel auszubauen. Maly stellte die wichtigsten Prinzipien vor: Die Metropolregion ist ein freiwilliger Zusammenschluss, es gilt das Subsidiaritätsprinzip, die Metropolregion Nürnberg versteht sich als offen und dynamisch, die Zusammenarbeit erfolgt im Konsens und die kommunalen Vertreter begegnen sich auf Augenhöhe. Dr. Günther Denzler, Landrat des Landkreises Bamberg, erklärte: „Jetzt geht die Arbeit erst richtig los. Jetzt müssen wir uns anstrengen.“

Die Ernennung zur Metropolregion ist aus der Sicht der Wirtschaft „Lohn für etwas Erreichtes“, sagte Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Die Charta sei eine „sehr gute Basis, von der aus wir das Unternehmen starten können“.

Der Rektor der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske, bezeichnete den Start der Metropolregion als „Meilenstein für eine zukunftsweisende Entwicklung der Region“. Es sei eine „Bestätigung der erfolgreichen Positionierung im europäischen Wettbewerb“.

Dr. Siegfried Balleis, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen, glaubt, „dass der heutige Tag ein historisches Datum werden kann für die weitere dynamische Entwicklung dieser Region“. Er zeigt sich überzeugt davon, dass gerade in den vergangenen Jahren in der Region das „notwendige Selbstbewusstsein“ aufgebaut worden sei.


Die Charta im Wortlaut

Präambel
Am 28. April 2005 wurde die Region Nürnberg von der Ministerkonferenz für Raumordnung als europäische Metropolregion anerkannt. Dies ist eine große Anerkennung unserer erfolgreichen Positionierung im europäischen Wettbewerb. Der Region wird damit eine besondere Rolle für die gesellschaftliche und ökonomische Innovationsfähigkeit in Europa zugesprochen.

Die unterzeichnenden Vertreter der Kommunen und Kammern sowie der Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung sind entschlossen, die Metropolregion Nürnberg als Impulsgeberin und Wachstumsmotor in Europa gemeinsam voranzubringen. Dies stärkt auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Bayerns und die weltwirtschaftliche Integration Deutschlands.

Nach innen zielen die Akteure auf eine nachhaltige Entwicklung und Wohlstandsmehrung der Region. Die Metropolregion Nürnberg orientiert sich am europäischen Leitbild der Polyzentralität. Auf Grund ihrer raumstrukturellen, geschichtlichen und geografischen Gegebenheiten verfügt sie dazu über hervorragende Ausgangsbedingungen. Beim Aufbau einer Regional Governance kann sie auf eine erfolgreiche Tradition regionaler Kooperation zurückgreifen.

Freiwilligkeit
Die Metropolregion Nürnberg ist ein freiwilliger Zusammenschluss von kommunalen Gebietskörperschaften im Großraum Nürnberg unter besonderer Mitwirkung von Kammern, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung.

Subsidiarität
Sie achtet streng das Prinzip der Subsidiarität, d.h. sie wird Aufgaben nur dann wahrnehmen, wenn diese auf ihr vorgeschalteten Ebenen oder durch andere regionale Institutionen nicht erfüllt werden.

Offenheit und Dynamik
Die Metropolregion versteht sich als offen und dynamisch. Im metropolitanen Kernnetz bündeln sich europäisch und global bedeutsame Wettbewerbs-, Steuerungs- und Innovationsfunktionen. Darüber hinaus ist von metropolitanen Ergänzungsnetzen auszugehen, die im äußeren Metropolraum liegen. Diese werden durch Innovationszentren und spezialisierte Technologiestandorte von internationaler Bedeutung belebt. Außerdem bieten sie für die Wissensgesellschaft wichtige Zentren, in denen Kultur, Kunst und Kommunikation zugänglich sind. Dazwischen liegen Teilräume, die durch Tourismus, Landwirtschaft, Landschaftsschutz u.ä. Komplementärfunktionen in der Metropolregion übernehmen.

Konsens
Die regionale Zusammenarbeit soll im Sinne einer Konsensregion ohne Zwang von oben erfolgen und durch eine möglichst breite Zustimmung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen getragen werden. Die inhaltliche Konkretisierung und Festlegung der Strukturen der Metropolregion Nürnberg sollen in einem Arbeitskreis mit Vertretern der Kommunen erfolgen.

Demokratischer Kern
Die interne Willensbildung und die Vertretung nach außen wird legitimiert durch einen demokratischen Kern, den Rat der Metropolregion. Er fußt auf dem Prinzip der bürgerschaftlichen Repräsentation in der kommunalen Selbstverwaltung.

Gleiche Augenhöhe
Dabei sind alle kommunalen Vetreter – Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister – gleichberechtigt. Unabhängig von Bevölkerung und Wirtschaftskraft hat jede Stimme das gleiche Gewicht in dieser regionalen Verantwortungsgemeinschaft.

Vernetzung mit Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung
Gleichzeitig besteht die Überzeugung, dass es nur durch die aktive und kontinuierliche Kooperation mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung im Rahmen des Organisationsmodells der Metropolregion gelingen kann, die anstehenden Aufgaben erfolgreich anzugehen. Diese werden in einem Steuerungkreis und Arbeitsforen Strategie, Arbeitsthemen und Projekte wesentlich mit verantworten.

Vernetzung und projektorientiertes Handeln
Der innere Zusammenhalt der Metropolregion entspringt der Erkenntnis, dass es im Zuge der Globalisierung und fortschreitender europäischer Integration neuer Aktivitäten bedarf, um die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Ihre Akteure leitet die Überzeugung, dass diese Aufgaben effizient und nachhaltig vor allem im regionalen Verbund der Metropolregion zu lösen sind.

Metropolitane Funktionen
Metropolregionen werden klassischerweise über drei Funktionen definiert: die Entscheidungs- und Kontrollfunktion, die Gateway-Funktion und die Innovations- und Wettbewerbsfunktion. Durch die Ausübung dieser Funktionen positioniert sich die Region im Wettbewerb und aktiviert dadurch Wachstumspotenziale, die weit über die Region hinaus wirken.

Metropolitan bedeutsame Aufgaben
Zur Stärkung dieser Funktionen konzentriert sich die Metropolregion auf Inhalte und Marketing folgender Arbeitsfelder:

  • Wirtschaft und Infrastruktur
  • Wissenschaft
  • Verkehr
  • Kultur und Sport
  • Tourismus

Exzellenz und internationale Bedeutung
Aus diesen Arbeitsfeldern stehen Themen und Projekte im Vordergrund, die folgende Kriterien erfüllen: die Kriterien der Exzellenz und der internationalen Bedeutsamkeit. Exzellenz bedeutet herausragende Qualität, Internationalität bezeichnet die europaweite bzw. globale Relevanz des bearbeiteten Themas oder Projektes. Eine gute innerregionale Zusammenarbeit ist dabei wichtige Voraussetzung für die Metropolregion.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Auf Grund ihrer geografischen Lage und ihrer Funktion als Gateway-Region nach Mittel- und Osteuropa bildet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit einen besonderen Fokus der Aktivitäten der Metropolregion Nürnberg. Das gilt auch für ihre Positionierung im Bereich der Transeuropäischen Netze.

Querschnittsfunktion: Regionalmarketing
Eine wichtige Querschnittsfunktion bildet die Fortentwicklung des metropolitanen Marketings. Zielsetzungen und Ansprüche sind in enger Abstimmung mit den genannten Arbeitsfeldern sowie den erarbeiteten Themen und Projekten festzulegen. Im Auftrag der Metropolregion nimmt diese Aufgabe der Marketingverein Metropolregion Nürnberg e.V. wahr, dessen Mitgliedschaft entsprechend zu erweitern ist.

Vernetzung und Kooperation in Deutschland und Europa
Zum Erfahrungsaustausch und zur weiteren Vernetzung mit anderen Metropolregionen in Deutschland und Europa engagiert sich die Metropolregion Nürnberg im Initiativkreis europäischer Metropolregionen in Deutschland sowie in Metrex, dem europäischen Verband der Metropolregionen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2005, Seite 32

 
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