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Schwache Inlandsnachfrage, anhaltende Exportstärke

Die Erholung der mittelfränkischen Wirtschaft gerät im Frühsommer 2005 ins Stocken. Die anhaltende Exportstärke reicht als einzige Triebfeder des Aufschwunges nicht aus, um eine weitere Erhöhung des Wachstums auszulösen. Zwar legen die Auftragseingänge der Industrie aus dem Ausland trotz anhaltender Euro-Stärke und gestiegener Rohstoffpreise erneut zu, doch kann sich die Basis des Aufschwungs nicht weiter verbreitern. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Anfang Mai abgeschlossenen Frühsommer-Umfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken zur Konjunktur.

Entgegen der Hoffnungen zu Jahresbeginn 2005 auf eine wachsende inländische Nachfrage nach Industrieprodukten zögern die mittelfränkischen Unternehmen, ihre Investitionen zu erhöhen. Ebenso ist das Konsumverhalten der Verbraucher weiterhin durch Zurückhaltung geprägt. Damit verschlechtert sich die Geschäftslage im Vergleich zum Jahresbeginn über alle Branchen hinweg, und zugleich trüben sich die Geschäftserwartungen der Betriebe ein. Wie schon im Sommer des Vorjahres benötigt die konjunkturelle Erholung eine Atempause, erneut verzögert sich also das Tempo der wirtschaftlichen Erholung.

Schwächere Geschäftslage dämpft Optimismus
Im Frühsommer 2005 berichten 17 Prozent der Befragten von einer „guten“ und 56 Prozent von einer „befriedigenden“ Geschäftslage, 27 Prozent beurteilen sie als „schlecht“. Für die kommenden Monate erwarten 20 Prozent der Befragten eine weitere Verbesserung, 13 Prozent befürchten einen Rückschlag für ihre Geschäfte. Zu Jahresbeginn hatte der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Urteilen erstmals seit mehr als drei Jahren kein negatives Vorzeichen mehr aufgewiesen. Zugleich war mit der weiter gefestigten Geschäftslage die Zuversicht gewachsen, dass sich der Trend eines mäßigen, aber stabilen Wachstums auch 2005 fortsetzen wird. Die Eintrübung des Geschäftsklimas, die sich nun zu Beginn des Sommers mit einem Rückgang der Salden von Lageurteil und Erwartungen um zehn bzw. neun Prozentpunkte in relativ kurzer Zeit relativ deutlich ausgeprägt hat, zeigt jedoch aufs Neue, dass es dem Erholungsprozess noch an Robustheit mangelt. Insgesamt belegt die Exportstärke der mittelfränkischen Wirtschaft, dass der Aufwärtstrend weiterhin intakt bleibt. Wie schon im Sommer 2004 verdeutlicht die Stimmungseintrübung im Sommer 2005, dass die Erholung nur langsam und nicht ohne Rückschläge voran kommt.

Export als Wachstumsmotor
Die Berichte aus den mittelfränkischen Unternehmen spiegeln genau das Bild, das derzeit auch das Wachstum in Deutschland prägt: Starke Exporte und ein positiver Außenbeitrag bestimmten bereits das Jahr 2004 und ließen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nun auch im 1. Quartal 2005 überraschend deutlich um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal wachsen; im Ein-Jahres-Vergleich ergibt sich indes nur eine Stagnation. Der Grund hierfür liegt in der schwachen Binnennachfrage, die im 1. Quartal 2005 zum zweiten Mal in Folge schrumpfte. Ohne zusätzliche Impulse erscheint für das Gesamtjahr ein BIP-Wachstum von gerade einmal einem Prozent als möglich. Dabei deuten starker Euro und hohe Rohstoffpreise darauf hin, dass zusätzliche Impulse kaum mehr aus dem Export kommen können.

Auf Impulse aus der Politik müssen die Unternehmen weiterhin vergeblich warten: Selbst die im „Job-Gipfel“ verabredeten geringfügigen Verbesserungen der steuerlichen Rahmenbedingungen harren noch der Umsetzung. Allenfalls eine anhaltende Lohnzurückhaltung könnte die Wettbewerbsposition der Unternehmen verbessern und somit die Hoffnung auf eine Auflösung des Investitionsstaus aufrecht erhalten, sofern Ertragslage und Auftragseingänge zusätzliche Investitionen im Inland finanzierbar und rentabel erscheinen lassen.

Investitionen als Schlüssel für mehr Beschäftigung
Die Investitionsplanung von Unternehmen folgt der Einschätzung des aktuellen Geschäftsklimas und den Geschäftserwartungen; umgekehrt folgen die Beschäftigungspläne den Investitionen, und hier – auf Grund des hohen wirtschaftlichen Gewichts und der Verflechtungen mit Handel und Dienstleistung - insbesondere den Investitionen der Industrie. Somit erweisen sich die Investitionsplanungen der mittelfränkischen Industrie als Schlüssel für die weitere Entwicklung von Wachstum und Beschäftigung im IHK-Bezirk. Wie eng diese Zusammenhänge sind, bestätigen die Umfrage-Ergebnisse aus dem Frühsommer 2005 aufs Neue. So liegt der Antwort-Saldo aus wachsenden und schrumpfenden Investitionsplänen bei minus sieben Prozentpunkten; das entspricht einem Rückgang um zehn Punkte gegenüber dem Ergebnis zu Jahresbeginn 2005. Die Analogie zu den Rückgängen bei Lageurteilen und Erwartungen setzt sich im Zusammenhang zwischen Investitions- und Beschäftigungsplänen fort: Hier verringert sich der Saldo aus Betrieben, die zusätzliches Personal einstellen wollen, und Betrieben, die mit geringeren Belegschaften planen, von minus neun zu Jahresbeginn auf minus 17 Prozentpunkte im Frühsommer 2005. Der Zusammenhang ist deutlich genug: Nachhaltige Erfolge für Wachstum und Beschäftigung können nur dann erwartet werden, wenn sich das Investitionsklima für Unternehmen verbessert.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2005, Seite 30

 
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