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Getriebe aus Kunststoff

Schon mehrfach wurde die Oechsler AG in Ansbach für ihre Innovationskraft ausgezeichnet - zuletzt mit dem Innovationspreis der Bayerischen Wirtschaft 2004. Das Traditionsunternehmen, das im vergangenen Jahr sein 140-jähriges Jubiläum feierte und im Jahr 2000 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, hatte mit der Herstellung von Knöpfen begonnen. Heute zählt es europaweit zu den führenden Unternehmen im Bereich der Kunststofftechnik und beliefert weltweit Kunden vorwiegend in den Branchen Automobilindustrie, Medizin und Kommunikationstechnik. Insgesamt beschäftigt die Oechsler AG an ihren drei mittelfränkischen Standorten Ansbach, Weißenburg und Großhabersdorf 1 100 Mitarbeiter. Damit sieht sich Oechsler in der eher mittelständisch strukturierten Kunststoffverarbeitungsindustrie als einen der größeren Anbieter.

Durch moderne Fertigungsverfahren mehrere Funktionen auf kleinstem Raum integrieren: Das ist nach Worten von Dr. Dietmar Drummer, Leiter des Technologiemanagements bei Oechsler, auch in der Kunststofftechnik ein wesentlicher Trend. Um schnell mit neuen Lösungen aufwarten zu können, arbeite man mit Hochschulen zusammen und gehe Entwicklungspartnerschaften mit den Kunden ein. Dass dem Innovationsmanagement bei Oechsler – nicht zuletzt mit Hinblick auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen - zentrale Bedeutung beigemessen wird, ist auch an der Stelle Drummers ablesbar, der zuvor am Lehrstuhl für Kunststofftechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg tätig gewesen war. Sie wurde vor einem Jahr neu geschaffen und als Stabsstelle beim Vorstand angesiedelt. Zu Drummers Aufgaben gehört die Beobachtung und Adaption neuer Kunststofftechnologien, das Technologiemarketing sowie die technische Umsetzung neuer Technologien in der Serienproduktion.

Innovationen für das Auto
Eine Kernkompetenz ist die Antriebstechnik, wobei man insbesondere vom steigenden Anteil der Elektronik im Auto profitiert. Bis zu 200 kleine Motoren stecken heute in einem Pkw, von der Sitzverstellung über elektrische Fensterheber bis zur Zentralverriegelung. In nahezu jedem dieser Antriebe steckt auch ein Getriebe. Oechsler hat – gefördert von der Bayerischen High-Tech-Offensive und der Bayerischen Forschungsstiftung – ein leichtes, kostengünstiges Kunststoff-Präzisionsgetriebe („Wave Drive“) entwickelt. Seine Kennzeichen sind hohe Leistungsdichte, spielfreier Lauf und ein sehr guter Wirkungsgrad bei einer nur geringen Anzahl von Bauteilen. Auch in der neuen Generation von Scheinwerfern, die in der Kurve mitschwenken, sind Oechsler-Getriebe integriert. Jüngstes Kind aus der Entwicklungsabteilung, das es bereits zur Serienreife geschafft hat und für das Oechsler den Bayerischen Innovationspreis erhielt, ist das Taumelradgetriebe für Elektronische Parkbremsen, die auf Knopfdruck mit Elektromotoren die Räder blockieren. Einen siebenstelligen Betrag hat das Unternehmen in das Projekt investiert, es wird u.a. für den Audi 8, für den Bentley und für den neuen Passat geliefert als Ersatz für die herkömmliche Handbremse.

Um Kunden zu zeigen, wozu Oechsler im Bereich Antriebstechnik fähig ist, hat das fränkische Unternehmen für die Kunststoff-Messe K2004 in Düsseldorf ein Mikrogetriebe mit drei Zahnrädern produziert, das einen Durchmesser von nur acht Millimetern hat. Das Besondere daran ist, dass es vollständig funktionsfähig in einem Werkzeugsystem hergestellt wird und keine Montage oder Nacharbeit erforderlich ist. „Das Ganze ist zunächst nur eine Machbarkeitsstudie, aber bei der Messe haben wir bereits Kundenanfragen für mögliche Anwendungen bekommen“, so Drummer.

Hauptumsatzbringer ist für die Oechsler AG derzeit das Automobilgeschäft. Auf die Kommunikationstechnik entfällt etwa ein Drittel des Umsatzes. Zu den Oechsler-Produkten dieses Geschäftsfeldes zählen u.a. mehrfarbig lackierte Gehäuse für Mobiltelefone, die mit Mehrkomponentenspritzguss gefertigt werden. Beispiele für Entwicklungen in der Medizintechnik sind Bauteile für Inhalationsgeräte oder zur Messung von Blutzucker. Zum Bereich „Industrial Solutions“ gehören unter anderem Komponenten für die Ventiltechnik oder Schutzmasken.

Der Umsatz ist nach Worten Drummers in den letzten Jahren jeweils „signifikant“ gestiegen. 2004 lag er bei 142 Mio. Euro und auch für das laufende Jahr rechnet die Oechsler AG mit Wachstum. Aktueller Schwerpunkt ist der Ausbau der internationalen Aktivitäten: Derzeit wird in China eine eigene Produktionsstätte aufgebaut und auch in Osteuropa plant das Unternehmen noch in diesem Jahr eine Expansion. Diese Engagements seien keineswegs eine direkte Gefahr für die deutschen Arbeitsplätze, so Drummer, ganz im Gegenteil: Um zukunftsfähig zu bleiben, müsse man die innovativen Produkte weltweit liefern können.

cp.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2005, Seite 42

 
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