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100 Jahre Maschinenbau und Turbinen in der Südstadt

Der Maschinenbauer und Automobilzulieferer Leistritz ist seit 100 Jahren in der Nürnberger Südstadt beheimatet. Das Stadtviertel, das mehr als ein Jahrhundert lang als das industrielle Zentrum Nordbayerns galt, machte in den vergangenen Jahren vor allem durch ein Fabriksterben und Arbeitsplatzabbau Schlagzeilen. Doch im Gegensatz zu vielen Konkurrenten legte der traditionsreiche Mittelständler in den vergangenen zehn Jahren bei Umsatz und Belegschaft um 50 Prozent zu, wie Aufsichtsratschef und Gesellschafter Helmuth Schaak anlässlich der Feier zum 100. Bestehen des Unternehmens mitteilte.

Während Großunternehmen in der Nachbarschaft schrumpften oder sogar ganz von der Bildfläche verschwanden, expandierte Leistritz in den 90er Jahren und kaufte ein 17 000 Quadratmeter großes Siemens-Grundstück zu. Inzwischen umfasst das Areal 50 000 Quadratmeter.

1905 gründete der aus Schlesien zugewanderte Handwerker Paul Leistritz die „Maschinenfabrik Paul Leistritz“. Der erste Auftrag kam von der MAN-Motorenfabrik, die 30 000 Metall-Schaufeln für Dampfturbinen bestellt hatte. Der Gründer starb 1957. Seine Tochter Ruth Schaak-Leistritz und ihr Mann Helmuth Schaak, der vor kurzem mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde, führten die Geschäfte gemeinsam weiter. Nach ihrem Tod 1963 übernahm der heute 80-Jährige den Vorstandsposten, von dem er 2001 auf den Stuhl des Aufsichtsratschefs wechselte. Mit Schaaks Tochter Carola, die seit zehn Jahren im Betrieb mitarbeitet, und ihrem Mann Pascal steht die nächste Generation bereit, um die Erfolgsgeschichte weiterzuführen.

Die unter dem Dach der Leistritz AG zusammengefassten Sparten Turbinentechnik, Extruderbau, Pumpen- sowie Produktionstechnik sind in vier eigenständigen Gesellschaften beheimatet. Wichtigstes Standbein ist die Turbomaschinen-Technik mit einem Anteil von 40 Prozent oder 64 Mio. Euro am Gesamtumsatz. Die Hälfte des Turbinen-Umsatzes wird in der Wehrtechnik erzielt. Leistritz liefert unter anderem Flugtriebwerks-Komponenten für den Kampfjet Tornado oder den neuen Airbus A380 sowie Schaufeln für Dampf- und Gasturbinen.

Jeweils rund 32 Mio. Euro Umsatz entfielen auf die Gesellschaften Produktionstechnik, Extrusionstechnik und Pumpen. Die Pumpensparte fertigt Ölpumpen für Automotoren, darunter besonders geräuscharme Hochleistungspumpen für BMW und Mercedes. Großpumpen gehen in die Schifffahrt, die chemische Industrie, den Kraftwerksbau und an Öl-Förderfirmen sowie -Raffinerien. Außerdem ist Leistritz im Extruderbau für die Kunststoffverarbeitung und im Bau von Zerspanungsanlagen aktiv. Die Aufteilung der AG in vier eigenständige Gesellschaften sichere die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von fremden Investoren, sagte Schaak. Besonders stolz ist der Unternehmer auf die Eigenkapitalquote von 35 Prozent. Die Diversifizierung in verschiedene Gesellschaften sei „ein guter Weg, das Unternehmen abzusichern“, sagte der technische Vorstand Dr. Ernst Rothstein. Sein kaufmännischer Vorstandskollege Ulrich Oehm betonte, „Leistritz behauptet sich in einem schwierigen Markt“.

Mit rund 1 500 Mitarbeitern gehört die Leistritz AG zu den größten Maschinenbau-Unternehmen Nürnbergs. Rund 1 150 Mitarbeiter sind in Nürnberg und in Fürth-Stadeln beschäftigt, 290 im Werk im oberpfälzischen Pleystein und 47 im Ausland. 2004 legte der Umsatz um eine Mio. auf 159 Mio. Euro zu. Der Jahresüberschuss betrug 2,6 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2005 stabilisierte sich der Umsatz mit 71 Mio. Euro auf Vorjahresniveau. Beim Auftragseingang konnte eine leichte Zunahme auf 64 Mio. Euro verbucht werden.

Niederlassungen gibt es in über 80 Orten weltweit, darunter in den USA und China. Zu den Kunden gehören unter anderem Siemens, Bosch und Delphi. 2004 lag der Exportanteil bei 37 Prozent. In die Zukunftssicherung des Konzerns und den Ausbau des Standortes Nürnberg wurden 6,9 Mio. Euro investiert.

mei.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2005, Seite 35

 
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