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Wissenschaft als seriöse Unterhaltung

Der Rektor der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg, Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Eichele, im Gespräch über Wissenschaft, die Lange Nacht der Wissenschaften und die zukünftigen Herausforderungen an Hochschulen.

Herr Prof. Eichele, wie haben Sie die letzte Lange Nacht derWissenschaften erlebt?
Es war ein unglaubliches Gefühl, als sich die Anspannung aufgelöst hatte und wir einem Ansturm höchst interessierter Gäste ausgesetzt waren. Die Mühen und Aufwendungen für die Vorbereitung waren verflogen.

Wie beurteilen Sie die Idee, Wissenschaft im Freizeitsektor anzusiedeln?
Wissenschaft als seriöse Unterhaltung, bei der man als Besucher mittendrin im Geschehen ist, fasziniert und erklärt zugleich. Es ist Wissenschaft zum Anfassen und nicht zum Fürchten. Und die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule konnte überzeugend demonstrieren, was praxisorientierte Forschung und Entwicklung ist und wie Technologie- und Wissenstransfer funktioniert.

Hatten Sie auch Zeit, selbst etwas anzuschauen?
Ich konnte nicht einmal alle Events der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule sehen. So spannend und faszinierend waren die wenigen, an denen ich teilgenommen habe. Darunter waren die chemischen Zaubertricks ebenso wie die Kurz-Workshops in Rhetorik.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule in der Zukunft?
Bildung und Wissenschaft sind eine unverzichtbare Grundlage der Zukunftssicherung. Die Bevölkerung braucht Vertrauen in die Arbeit von Wissenschaftlern und Ingenieuren. Die Lange Nacht der Wissenschaften ist vertrauensbildend. Wir hoffen darüber hinaus, dass die Einsicht in die Notwendigkeit der doch hohen Ausgaben für Lehre und Forschung wächst.

Sind diese Ausgaben durch das derzeitige Budget abgedeckt?
Ohne weitere Mittel können wir den auf uns zukommenden Ansturm von Studierwilligen nicht bewältigen. Exzellente Ausbildung und exzellente For-schung und Entwicklung sind ohne Geld, Personal und Gebäude nicht machbar.

Sie sind vor kurzem zum neuen Vorsitzenden und Sprecher der Konferenz der Präsidenten- und Rektoren der bayerischen Fachhochschulen gewählt worden. Welche neuen Aufgaben erwarten Sie in dieser überregionalen Funktion?
Als Sprecher aller bayerischen Fachhochschulen muss ich unter anderem dafür Sorge tragen, dass deren bedeutende Stellung als Kooperationspartner der Wirtschaft, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen, aus diesem Prozess gestärkt hervorgeht. Das ist auch eine politische Aufgabe.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie?
Ich habe dieses Amt in einer Zeit großer Veränderungen im Hochschulsystem Bayerns und Deutschlands angetreten. Wesentliche Einflussgrößen sind die leeren Kassen von Bund und Ländern, die jahrzehntelange Unterfinanzierung, der starke Zuwachs an Studierenden und der sog. Bologna Prozess, auch bekannt unter Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Dank des guten Rufs der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule haben jedoch meine Argumente Gewicht und werden gehört.

Auf was freuen Sie sich bei der diesjährigen Wissenschaftsnacht besonders?
Ganz besonders gespannt bin ich auf die Präsentation der Simulation von Strömungsvorgängen mit Höchstleistungsrechnern, eine Aktivität unseres Fachbereichs Verfahrenstechnik zusammen mit der Uni Erlangen und auch die Vorstellung einer ganz neuen Beleuchtungstechnik durch den Einsatz von Leuchtdioden. Diese Entwicklung wird auch in den privaten Haushalt einziehen und Glühbirnen werden als antike Technik in Vergessenheit geraten. Unser Institut POFAC wird uns damit zeigen, wohin der Fortschritt in den nächsten Jahren geht. Den aufgeschnittenen 7er-BMW, den unser Institut ELSYS präsentiert, werde ich mir als besonderen Leckerbissen sicherlich anschauen. Und erleben will ich die Naturgewalten im Wasserbaulabor, nicht aus Nervenkitzel, sondern weil ich ein wenig besser verstehen möchte, was beim jüngsten Hochwasser in Bayern geschehen ist.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2005, Seite 52

 
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