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Mittelfränkische Wirtschaft kommt in Schwung

Der Export ist weiterhin die Triebfeder der regionalen Wirtschaft. Aber endlich sind erste Impulse aus dem Inland spürbar.

Der Export ist weiterhin die Triebfeder der regionalen Wirtschaft. Aber endlich sind erste Impulse aus dem Inland spürbar.

Die mittelfränkische Wirtschaft kommt nach der konjunkturellen Atempause vom Frühsommer 2005 wieder in Schwung. Die anhaltend guten Auftragseingänge aus dem Ausland bleiben der stärkste Motor der Erholung. Bei nachlassender Euro-Stärke können die nochmals gestiegenen Rohstoffpreise die Wettbewerbsfähigkeit der mittelfränkischen Exporteure kaum beeinträchtigen. Gestärkt wird der bisher fast ausschließlich außenwirtschaftlich getragene Aufschwung nun von ersten Impulsen aus dem Inland: Die Nachfrage nach Vorleistungen und Investitionsgütern zieht leicht an, davon profitieren neben der Industrie auch Großhandel und Handelsvertretungen. Zudem scheinen die Verbraucher ihre Konsumzurückhaltung allmählich aufzugeben. Während verbrauchernahe Dienstleistungen bereits über gestiegene Umsätze berichten, hofft der Einzelhandel auf ein besseres Jahresschlussgeschäft.

Trotz des zunehmenden Schwunges läuft der Konjunkturmotor noch nicht rund: Die Investitionen kommen erst langsam auf Touren, am Arbeitsmarkt können die leicht wachsenden Beschäftigungspläne im Dienstleistungssektor noch nicht für ausreichende Entspannung sorgen. Erst mit einer weiter verbreiterten Basis des Aufschwungs und damit einer weiteren Erhöhung des Wachstums können Investitionen und Beschäftigung nachhaltig steigen. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Ende September abgeschlossenen Herbst-Umfrage der IHK Nürnberg für Mittelfranken zur Konjunktur.

Geschäftslage: Erstmals wieder mehrheitlich positiv
Im Herbst 2005 berichten 22 Prozent der Befragten von einer „guten“ und 57 Prozent von einer „befriedigenden“ Geschäftslage, 21 Prozent beurteilen sie als „schlecht“. Im Vergleich zur letzten IHK-Umfrage vom Mai 2005 stieg der Saldo aus gut- und schlecht-Urteilen um elf Prozentpunkte. Die Eintrübung der Geschäftslage während des Sommers war also nur von kurzer Dauer. Für die kommenden Monate erwarten 22 Prozent der Befragten eine weitere Verbesserung, 15 Prozent befürchten einen Rückschlag für ihre Geschäfte. Erstmals seit vier Jahren weisen damit Lage und zugleich Erwartungen wieder positive Salden auf. Während sich die Geschäftslage damit auch in längerfristiger Sicht weiter festigt, verharren die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Unternehmen bei unverändertem Saldo gegenüber Mai 2005 und mit nur geringen Schwankungen seit über einem Jahr auf einem verhalten optimistischen Stand.

Industrie: Auslandsgeschäft immer noch stärker
Die wichtigsten Impulse für die mittelfränkische Wirtschaft kamen während des ganzen Jahres 2005 aus dem Ausland. So bleibt auch im Herbst der Auftragseingang der Industrie aus dem Ausland wesentlich höher als aus dem Inland, und auch die Erwartungen der Industrie richten sich auf eine Fortsetzung dieser Exportstärke. Hierzu trägt auch bei, dass die potenziell bremsenden Wechselkurseinflüsse, die Anfang 2005 noch für Verunsicherung gesorgt hatten, derzeit kaum eine Rolle spielen. Sorgen hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bereiten allerdings die weiterhin steigenden Rohstoffpreise. Der starken Nachfrage aus dem Ausland begegnen die exportorientierten Unternehmen weiterhin auch durch ansteigende Auslandsinvestitionen, die sowohl der weiteren Markterschließung als auch der Kostensenkung durch Mischkalkulationen dienen.

Die Geschäftsklima-Einschätzung der mittelfränkischen Unternehmen wird vor diesem Hintergrund deutlich von der Auslandsorientierung bestimmt. Dies gilt insbesondere für Hersteller von Vorleistungen und Investitionsgütern, die jedoch inzwischen vermehrt von einem gewachsenen Auftragsvolumen auch aus dem Inland berichten. In der Bauwirtschaft ist die Situation dagegen weiterhin durch eine schwache Auftragslage (insbesondere im öffentlichen Bau) und damit eine unbefriedigende Kapazitätsauslastung und eine höchst angespannte Ertragslage gekennzeichnet. Als positives Zeichen mag hier schon gelten, dass sich die Bauunternehmen trotz des bevorstehenden Winters in der Einschätzung ihrer aktuellen Geschäftslage ebenso wie in der Investitions- und Beschäftigungsplanung stärker als in den Vormonaten zeigen. Auch der Handel insgesamt kommt im Herbst 2005 zu verbesserten Lageurteilen und Erwartungen. Diese gehen vornehmlich auf die industrienäheren Handelsvertretungen und den außenwirtschaftlich orientierten Großhandel zurück. Der Einzelhandel hofft dagegen weiterhin auf ein Ende der Konsumzurückhaltung der Verbraucher. Zwar scheint sich das Konsumklima allmählich aufzuhellen, doch stellt sich eine zufriedenstellende Umsatz- und Ertragslage noch nicht ein.

Zweigeteilt ist die konjunkturelle Einschätzung auch innerhalb des heterogenen Sektors der unternehmensnahen Dienstleistungen. Getrübt wird das Gesamtbild durch den Bereich Güterverkehr / Speditionen. Diese Branche leidet als Folge der gestiegenen Rohölpreise unter einem hohen Kostendruck und muss sich zugleich einem harten internationalen Wettbewerb stellen. Dagegen zeigen sich die Immobilien-, die Medien- und Kommunikationswirtschaft sowie die Dienstleister für Unternehmen überwiegend zufrieden und zuversichtlich. Die besten Urteile zur Geschäftslage und die zuversichtlichsten Erwartungen unter allen mittelfränkischen Branchen stammen im Herbst 2005 aus den Reihen des Hotel-, Gaststätten- und Reisegewerbes sowie der Dienstleistungen für Verbraucher.

Investitionen und Beschäftigung
Die Frage nach der Entwicklung der Inlandsinvestitionen beantworten 19 Prozent der mittelfränkischen Unternehmen mit „zunehmend“, 46 Prozent planen unveränderte und 23 Prozent geringere Investitionsausgaben. Der Saldo hat sich damit gegenüber Mai um sieben Prozentpunkte auf minus vier erhöht. Die seit 2001 andauernde Investitionszurückhaltung wird allmählich aufgegeben. Als wichtigste Motive gewinnen neben dem Ersatz von Anlagen nun auch Rationalisierung und Produktinnovation an Bedeutung.

Die Beschäftigungsplanung folgt der Investitionstätigkeit und reflektiert insofern die Verunsicherungen aus den ersten Monaten des Jahres 2005. Auf Grund des nahezu unveränderten Saldos von minus 17 Prozentpunkten ist damit noch keine Entspannung am Arbeitsmarkt in Sicht. Ehe zusätzliche Kapazitäten mit entsprechenden Beschäftigungswirkungen aufgebaut werden, müssen sich zunächst Inlandsnachfrage und Ertragslage der Unternehmen weiter stabilisieren. Weniger zurückhaltend als in Industrie, Bauwirtschaft und Handel zeigt sich das Bild der Investitions- und speziell der Beschäftigungsplanung dagegen in einigen Dienstleistungsbranchen. Namentlich die Medien- und Kommunikationswirtschaft, die Dienstleister für Unternehmen, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie die Dienstleistungen für Verbraucher entwickeln aus ihrer überwiegend guten oder doch zufrieden stellenden aktuellen Umsatz- und Ertragslage auch die zuversichtlichsten Erwartungen und Pläne. Die Aussicht auf weiter wachsende Werbebudgets von Unternehmen und Konsumausgaben der Verbraucher weckt Erwartungen auf eine anhaltende konjunkturelle Erholung und sorgt für mehr Schub bei den Investitionsplänen.

rb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2005, Seite 8

 
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