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Potenzielle Gründer oft schlecht gerüstet

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert eine grundlegende Reform der Ich-AG.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert eine grundlegende Reform der Ich-AG.

Ich-AG und Überbrückungsgeld zu einem Instrument zusammenfassen, Förderdauer auf zwölf Monate begrenzen, Höhe am Arbeitslosengeld I orientieren. Das sind zentrale Forderungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), der eine rasche Reform der Gründungsförderung für Arbeitslose bereits zum 1. Januar 2006 anmahnt. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bezog sich dabei auf die Erfahrungen der IHKs bei der Gründerberatung: „Das Nebeneinander von Ich-AG und Überbrückungsgeld ist kompliziert und animiert vielfach zur Mitnahme von Fördergeldern. Allzu oft gerät die Geschäftsidee aus dem Blick. Schlecht durchdachte Starts sind die Folge.“

Der Geschäftsplan müsse auf seine Tragfähigkeit geprüft sein, bevor eine Förderung möglich ist. Das Instrument sollte keine Pflichtleistung mehr sein. So könne sich die Förderung stärker an den Aussichten des Geschäftsvorhabens und an den unternehmerischen Qualitäten der potenziellen Gründer orientieren. Entsprechende Überlegungen der Bundesagentur für Arbeit entsprächen einer langjährigen Forderung des DIHK.

DIHK-Gründerreport
Die Erfahrungen der Industrie- und Handelskammern aus jährlich mehr als
400 000 Gesprächen mit Existenzgründern sind auch im aktuellen „Gründerreport“ des DIHK zusammengefasst. Vor allem bei arbeitslosen Gründern beobachten die IHKs eine wachsende Subventionsmentalität. Viele Ich-AG-Gründer hätten eher den Zuschuss im Blick als den Business-Plan. „Fast die Hälfte der arbeitslosen Gründer kann nicht hinreichend erklären, warum das eigene Produkt besser sein soll als das Angebot der Konkurrenz. Dies sind denkbar schlechte Voraussetzungen für den Start“, erklärte Wansleben zu Ergebnissen des Gründerreports.

Nach den IHK-Erfahrungen sind die meisten Gründungen derzeit eher aus der Not als aus unternehmerischem Antrieb geboren. 71 Prozent aller Gründungsinteressierten gaben in der IHK-Gründungsberatung im Jahr 2004 Arbeitslosigkeit als Hauptmotiv zur Gründung an; im Vorjahr hatte dieser Anteil noch 56 Prozent betragen. Bei einem bundesweiten IHK-Telefonsprechtag für arbeitslose Gründungsinteressierte im Herbst 2004 dominierte bei 90 Prozent der insgesamt 2 100 Anrufer das Interesse an Förderzuschüssen. Viel häufiger als früher müssen IHKs vor dem unüberlegten Schritt in die Selbstständigkeit warnen. „Dass im ersten Halbjahr diesen Jahres zehn Prozent mehr Kleinbetriebe aufgeben mussten als im ersten Halbjahr vergangenen Jahres, ist auch Folge der verfehlten Ich-AG-Förderung“, betonte Wansleben mit Blick auf die aktuelle Statistik der Gewerbeanzeigen des Statistischen Bundesamtes.

Insgesamt erörterten im vergangenen Jahr 82 000 Interessenten ihr Geschäftskonzept mit einem IHK-Existenzgründungsberater. Zudem informierten die IHKs Gründer in 320 000 Einstiegsgesprächen und Seminaren zu Grundaspekten der Selbstständigkeit.

www.dihk.de (Rubrik „Umfragen/Positionen“)
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2005, Seite 16

 
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